13 - Kuppelnde Armbänder

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Ich kniff meine Lippen zusammen, damit ich nicht schrie, aber echt, ich hätte einen triftigen Grund dazu! Ich wurde nämlich gerade von einem fricking Blümchenarmband zu einer Person gesogen, die ich gerade erst kennengelernt hatte. Oh, warte nein.- Da fällt mir ein, ich kannte ihn schon und ob man's nun glaubt oder nicht, ich teilte mit ihm schon eine krass peinliche Erinnerung und ich dachte eigentlich, das hätte genügt. Aber NEIN, scheinbar ja nicht!
Das Meiste, das mich daran störte, war die Tatsache, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. Besser gesagt, ich könnte es mit meiner Magie, aber nicht vor all den teils jungen, aber auch teils erwachsenen Menschen.- Das war ein unausgesprochenes Gesetz der Hüter. Also musste ich stattdessen die zwei längsten Sekunden meines Lebens auf den Zusammenstoß warten.

2... 1...
Autsch. Mit einem dumpfen Geräusch knallten wir aneinander und fielen die Säcke zu Boden. Es tat zwar weh, so als wäre ich gegen eine Wand geflogen, aber immerhin wurde mein Aufprall durch etwas Stoffiges gedämpft. Ich klammerte mich daran, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten und zog unbemerkt dessen Geruch ein. Es roch angenehm nach einer winterlichen Landschaft und den Abenteuern, die dort unternommen wurden. Ich überlegte gerade ernsthaft, ob ich nicht mein Gesicht darin vergraben sollte, um vielleicht noch mehr von dem Abenteuergeruch einzusaugen, aber ich hielt inne, da mir plötzlich bewusst wurde, was ich da betatschte. ,,'T-tschuldigung.", stotterte ich deshalb und wollte mich von dem hellblauen Pullover abstoßen, doch meine Hand bewegte sich nicht von der Stelle. Ich schaute darauf und erkannte, dass mein weißes Armband und das Lederarmband meines Dates wie zwei Magnete zusammenhingen. ,,Warst du das?!!", fragte ich ihn, während in mir langsam Wut aufkeimte. Er hob nur abwehrend die Hände und verteidigte sich mit den Worten ,,Also erstens, wollte ich dich gerade das Selbe fragen und zweitens wäre ich doch wohl nicht so dumm, mich selbst in so was zu involvieren!" Auch er schien nicht mehr der Entspannteste zu sein, also hakte ich nicht weiter nach. Jedoch schien er jetzt derjenige zu sein, der Misstrauen mir gegenüber aufbaute, denn er zog seine Augenbrauen tief ins Gesicht und setzte so eine grübelnde Miene auf. ,,Was ist?", fragte ich mit einem immer noch gereizten Unterton. ,,Also wenn du genauso wenig wie ich an diesem etwas ..." Er fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum und deutete dabei auf uns beide. ,,...Schuld bist, wer hat uns dann einen -ich würde es mal Streich nennen- gespielt?" Während er überlegte, klopfte er sich die Hände an seiner Hose ab und erhob sich von dem grasbewachsenem Untergrund. Auffordernd hielt er mir seine Hand entgegen -scheinbar um mir hoch zu helfen- doch ich schüttelte nur mit dem Kopf und stützte mich einfach auf meinen Knien ab. Auch mich würde es brennend interessieren, wer dafür verantwortlich war, doch ich hatte keinen blassen Schimmer... Obwohl....

,,Hey du, ich glaube, ich hab da so eine Vermutung, was unser "Problem" hier betrifft. Aber vorher, lass uns lieber wo hingehen, wo weniger Publikum ist." Ich sah, wie er den Blick von unseren ineinander verhakten Armbänden hob und ein angestrengtes Gesicht machte, als er die Gaffer entdeckte. Viele Menschen hatten mit ihren Tätigkeiten, sein es tanzen, Wein trinken etc. , pausiert und hatten ihr Interesse, zu unseren Missgünsten, uns zugewandt.
Ich denke, den Leuten war bewusst, wie unangenehm uns das war, aber diese Tatsache schienen sie einfach in den Hintergrund zu rücken. Stattdessen beobachteten sie das Spektakel voller Genugtuung, so als wären wir eine Art Attraktion.
Was ich allerdings nicht erkannte, war, dass ein Großteil der Blicke auch besorgt oder hilfsbereit zu deuten waren. Ohne Einwände auf meine vorher gestellte Frage zu akzeptieren, hatte ich der Masse schon längst den Rücken gekehrt, das Handgelenk mitgezogen, mit dem ich gezwungenermaßen verbunden war und den Typen neben mir somit weg von der Menschenmenge geleitet. Ihm machte das scheinbar nichts aus, denn er ließ sich einfach so mit sich ziehen. Lange blieb er aber nicht still, denn nach einer Minute fragte er mich, wo wir hingingen und ich antwortete ihm, dass wir zu einem nahe gelegenen Feld gehen würden. Dort wäre es ruhiger und keiner würde uns stören. Er nickte nur und richtete sein Blick dann wieder auf die mit Sinneseindrücken vollgepumpte Umgebung. Ich tat es ihm gleich und genoss die friedliche Stille der Natur. Unerwartet griff er auf einmal nach meiner Hand und verschränkte sie mit meiner, sodass man meinen könnte, wir würden Händchen halten. ,,Was soll das?!", wollte ich empört von ihm wissen, doch er zuckte nur mit den Schultern und wandte sich mit den Worten ,,So werden wir wenigstens keine Abdrücke bekommen." wieder dem Wald zu. Ich schnappte aufgebracht nach Luft und wollte schon etwas entgegnen, doch ich verkniff es mir dieses eine Mal, um lieber die Stille zu genießen, statt einen Streit vom Zaun zu brechen.

Ice and Love《Jack Frost FF》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt