17 - Amors Triumph

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Das Rauschen des Windes kühlte nicht nur meine gereizten Sinne, sondern ließ mich auch meine Gedanken an das Geschehene ausblenden. Mein Fokus lag einzig und allein auf den vom Mond beschienen Wolken, über die ich getragen wurde. Immer, wenn schlechte Gedanken aufkamen ließ mich der Wind intuitiv ein Stück herab und tunke mich in die angenehm kalte Wolkenschicht.

So war ich, als ich das Wolkenschloss entdeckte, vollkommen entspannt und konnte eine zufriedene Maske aufsetzen, die den anderen nichts von meinem Erlebnis offenbarte. 100 Meter, bevor ich wirklich da war, bemerkte ich plötzlich, wie sich das Schloss schleppend in Bewegung setzte. Ich nahm selbstsicher die Verfolgung auf, mit dem Wissen, dass ich tausend Mal schneller war. Wie erwartet schaffte ich es unter 10 Minuten zum Eingangstor und glitt dann geschmeidig durch die offenstehende Tür. Ein Windhauch zog an mir vorbei, weshalb ich beschloss, möglichst zügig auf mein Zimmer zu gehen und dann zu schlafen, nicht das ich mich noch erkälten würde. Hmpf nee, lustig...
Gesagt getan, streifte ich mir meine Klamotten sofort, als ich in meinem Zimmer ankam, ab und warf mich K.O. ins Bett, um endlich Ruhe und Schlaf zu finden, doch war das nicht möglich, da ich noch viel zu wach war. Gedankenverloren wälzte ich mich in meinem Bett umher und zählte imaginäre Schafe, die über mich sprangen, aber das half alles nichts. Plötzlich sprang etwas nicht Imaginäres über mich hinweg und kuschelte sich an meine Seite. ,,Ach Sky, wenigstens habe ich dich." Ich drückte ihm einen fetten Kuss auf die Stirn und kuschelte mich in sein Fell, so als wäre er ein übergroßes Plüschtier. (Was er im Endeffekt auch war)
Er neben mir bewirkte wahre Wunder und ich konnte endlich einschlafen, ohne dabei auch nur einen einzigen schlechten Gedanken zu verlieren.

. . .

Ich wurde wach, als ich spürte, wie das Wolkenschloss langsam zum Stehen kam. OMG, ich liebte es, wenn wir umzogen, so konnte ich endlich wieder auf eine Entdeckungstour gehen, auf der ich auch wirklich etwas Neues entdecken konnte. Übermütig sprang ich aus dem Bett, taumelte ins Bad, um mich fertig zu machen und pfiff dann Sky zu, damit wir uns gemeinsam auf den Weg machen konnten.

Die nächsten Stunden verbrachten Sky und ich damit, über die Landschaft zu fliegen und ab und zu auch per Fuß die Gegend zu bewandern. Der vorherige Ort mit den langweiligen Wäldern war nichts im Vergleich zu diesem hier!- Wir waren in einem Gebirge mit tiefe Tälern, Gletscherflüssen und malerischen Bergseen. Überall ragten die massiven Felsen aus dem Boden und dekorierten die Landschaft mit ihren Schatten und Schattierungen. Fasziniert ließ ich mich auf einem Felsmassiv nieder, welches sich über mehrere hundert Meter erstreckte und einen tiefen Riss barg. Ich setzte mich mit Sky an dessen Kante und summte vor mich hin, während ich zu einem kleinen Netz aus Rinnsalen und Wasserfällen hinunterschaute. Diese kamen aus einer kleinen Quelle und verliefen dann langsam durch die unebene Schlucht nach unten.
Ich summte meine Melodie zu Ende und folgte dann dem kleinen Bächlein, das sich immer weiter durch das Tal schlängelte bis es dunkel wurde.

Ungefähr so und ähnlich verliefen auch die nächsten Tage und Wochen. Mittlerweile kannte ich die Umgebung in- und auswendig, die versteckten und mysteriösen Orte eingeschlossen. Es gab keinen Stein mehr, den ich nicht kannte und keinen See mehr, den ich noch nicht eingefroren hatte, um darauf Eis-Rampen fürs Schlittschuhfahren zu errichten. Mir gingen langsam die Ablenkungen wegen letztens aus. Natürlich hatte ich "den Vorfall" mit Jack nicht vergessen, aber ich wollte die Gedanken an ihn solange, wie es nun mal ging, ausblenden. Wenn ich mich mit verwirrenden, sinnverdrehten Handlungen meinerseits beschäftigen würde, könnten Fragen aufkommen, die ich nicht beantworten könnte und dann würde ich in einer Sackgasse landen, die mich verzweifeln ließe. Also ja, ich konnte mittlerweile jede mögliche Ablenkung gebrauchen. So wie Amors Brief mit seinem Angebot, mich mit ihm zu treffen, aber wie ich nun mal war, hatte ich natürlich vorerst abgelehnt. Aber auch nur vorerst, denn circa eine Stunde Später hatte ich aus Verzweiflung und Langeweile zugesagt. Hauptsächlich bis ausschließlich lag das daran, dass er mir einen wirklich coolen Ort zeigen wollte, den ich angeblich noch nicht kannte.
Ich zog die schimmernd weißen Bänder an meinen Beinen fest und machte mich auf zu den Koordinaten, die mir Amor mit seinem Brief übermittelt hatte.

Ice and Love《Jack Frost FF》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt