2. Kapitel

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2. Kapitel

Mein Atem stockt. Der Beifall der Ferox ist so laut, er sorgt dafür, das es in meinen Ohren rauscht. Ich kriege nichts anderes mehr mit. Wie in einer Art Trance laufe ich mit hastigen Schritten auf die Nische zu, in der sie stehen. Unwillkürlich muss ich grinsen. Auch wenn mir mein Herz noch immer etwas schwer ist, fühle ich mich gut. Verdammt gut sogar. Doch trotzdem wage ich es nicht einen Blick in die Richtung der Amite zu werden. Dort wo meine Familie steht. Ich schlucke schwer und blinzle ein paar.

„Willkommen bei den Ferox!"

Eine Stimme lässt mich aufschrecken, ich drehe den Kopf in ihre Richtung. Es ist die Frau- Tori- die meinen Eignungstest durchgeführt hat. Ihre dunklen Haare fallen ihr lang und glatt über die Schultern, ein verschmitzes und wissendes Lächeln liegt auf ihren Lippen. Ich grinse zurück.

„Danke."

Erneut entscheidet sich einer der aufgerufenen Jugendliche für die Ferox, der Applaus schwillt ins Unermessliche an. Ich selbst schließe mich ebenfalls an. Laut klatsche ich in die Hände und recke den Kopf ein bisschen, um zu erkennen was für eine Person sich entschieden hat.
Ein dunkelhaariger Junge in den blauen Sachen der Ken kommt näher.
Dieses Jahr scheinen aus allem Fraktionen Wechsler dabei zu sein. Von den Altruan, den Ken, den Amite, den Candor und natürlich auch welche von den Ferox, die nach wie vor in ihrer Fraktion bleiben wollen. Wies aussieht werde ich eine ganze Menge Menschen kennenlernen.

Etwas zögerlich schaue ich mich um. Der Altruan- Junge steht unmittelbar in meiner Nähe. Blut tropft in einem Schwall seine Hand hinab. Sieht nicht wirklich spaßig aus. Doch ich sage nichts, sondern beobachte ihn nur für einen Moment, ehe ich meinen Blick wieder abwende.

Lange wird es nicht mehr dauern, dann ist die Zeremonie auch schon vorüber. Und ich werde meiner Familie endgültig den Rücken kehren.
Der Gedanke daran lässt mich schlucken. Kann ich jemals ohne sie klar kommen?

Erst jetzt traue ich mich meine Augen in die Nische der Amite schweifen zu lassen. Meine Mutter sieht zu mir, ihre Lippen lächeln und auch mein Vater wirkt so, als wäre er nicht böse auf mich. Ich könnte schwören, Tränen in seinen Augenwinkeln schimmern zu sehen. Schwerschluckend fixiere ich nun auch Kelly, mit meinem Blick. Etwas an ihrer Körperhaltung und dem kaum merklichem Grinsen auf ihren Lippen verrät mir das sie schon geahnt hat wie ich mich entscheiden würde.

Tief durchatmend drehe ich ihnen den Rücken zu. Ich habe mich für ein neues Leben entschieden. Und das Kribbeln in meinem Bauch, das unverkennbar von der Aufregung und Neugier kommt, brodelt heftig in mir. Während die letzte Person wählt drängen sich alle Ferox in Richtung der Tür und stürmen mit lautem Geschrei die Treppen hinab. Die Frühlingsluft hüllt mich ein. Mein Herz schlägt mir bis zur Brust. Einen Moment lang halte ich inne.


„Wo sind die andere Initianten?", rutscht es mir laut raus, während ich mich verwirrt umsehe.

Der Altruan-Junge sieht fast genauso ratlos aus. Beunruhigt drängle ich mich durch ein paar andere Ferox, bis ich erkenne das die anderen Initianten schon ein ganzes Stück voraus sind.

„Ich glaube, wir sollten rennen.", sage ich an den großen und schlacksigen Jungen gewandt, ehe ich in erstaunlich schnellem Tempo losrenne.


Ich war schon immer ziemlich schnell, aber jetzt wo es drauf ankommt, scheint es noch ein bisschen energischer zu gehen. Schließlich will ich nicht schon am Anfang den Anschluss verlieren. Mit schnellen und großen Schritten steige ich die Treppe, die zu den Bahngleisen hinauf führt, nach oben.

Schwer atmend komme ich zum Stehen. Erschöpft stemme ich die Hände in die Hüfte. Ein wenig verpeilt lasse ich den Blick schweifen und mache ein paar Schritte auf Tori zu, um nachzuharken was jetzt passieren wird. Doch die Lichter, die in der Ferne flackern verraten es mir.
Der Zug wird gleich einfahren.

Chasm | Die Bestimmung/ Divergent ✔ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt