3. Kapitel

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3. Kapitel

Ein unangenehmes, lautes Geräusch lässt mich aus dem Schlaf hochstrecken. Müde blinzelnd sehe ich mich um. Ich streiche mir über die Augen, ehe ich meinen Blick zur Tür wandern lasse.

Amar steht da, mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und irgendeinem metallischem Ding in der Hand. Einige der Initianten stöhnen leise.

„Aufwachen!", ruft er mit lauter und erstaunlich fröhlicher Stimme.

Spätestens jetzt sind wirklich alle wach. Leise grummelnd schiebe ich die Decke von meinem Körper und stehe auf. Ein Morgenmuffel war ich eigentlich noch nie, aber am Abend konnte ich kaum einschlafen. All die Eindrücke und Erlebnisse sind mir durch den Kopf geschwirrt. Ich konnte einfach nicht damit aufhören, zu denken. Der Tag gestern war viel zu aufregend. Während ich nach meiner Tasche greife und sie aufs Bett werfe, schaue ich zu den Jungs herüber. Die meisten von ihnen sitzen noch in ihren Betten und starren träge vor sich hin.

Jeremys Haare sehen noch viel schlimmer aus, als tagsüber. Man könnte meinen, er hätte in eine Steckdose gefasst und deswegen einen Schlag verpasst bekommen, der seine Haare zu Berge stehen lässt.
Aber natürlich ist das nicht der Fall. Ich wende hastig den Blick ab, damit auch keiner auf die dumme Idee kommt-wie zum Beispiel Eric-, ich würde die halbnackten Jungs beobachten.

„Es gefällt dir mich anzugucken, was?"


Eric kann auch wirklich nie seine Klappe halten. Ich sage nichts, für sowas bin ich ohne hin viel zu müde, und mache mich daran mir ein T-Shirt zu schnappen und über zuziehen.

Ich wette, wenn Arroganz und Selbstverliebtheit weh tun würden, dann würde der schwarzhaarige Ken nur noch schreiend umher rennen.

Langsam lasse ich meinen Blick zu Amar schweifen, der noch immer mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnt. Ich fahre mir mit den Händen über die Augen und gähne leise.

Er schaut zu den Jungen herüber, wobei sein Blick unentwegt auf Four liegt. Ich runzle die Stirn. Etwas liegt in seiner Miene, doch so wirklich deuten kann ich es nicht. Der Ausbilder wirkt etwas verträumt und abwesend.

Er scheint mein eindringliches Glotzen bemerkt zu haben, denn er dreht den Kopf in meine Richtung, schaut mich nun an. Fühlt er sich etwa ertappt? Jedenfalls wirkt es so. Ich presse die Lippen zusammen und lasse meine Tasche wieder unter dem Bett verschwinden.

„Beeilt euch!", meint er, wobei seine Stimme ziemlich barsch klingt.

„Los jetzt!"

Wenigstens gibt er uns noch allen Zeit, uns die Zähne zu putzen. Wirklich gut geht das jedoch nicht aus. Alle drängeln sich vor die Waschbecken, schubsen sich umher und der größte Teil der Zahnpastareste landet auf dem Badezimmerboden. Ich grinse in Jeremys Richtung, der eine komische Grimasse zieht. Das erinnert mich an Kelly, weshalb das ein recht gutes, doch gleichzeitig unbehagliches Gefühl in mir auslöst. Ich habe noch gar nicht so richtig realisiert, dass ich sie vermutlich nie wiedersehen werde. Kopfschüttelnd verdränge ich diesen Gedanken.

Chasm | Die Bestimmung/ Divergent ✔ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt