3. Kapitel - Blaues Blut

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Sophia's P.o.V.

Die Bahn hielt quietschend an. Ich wischte mir die letzten Tränen aus meinem Gesicht und sprang hinter Jake aus der Schwebebahn. Es war warm geworden und die Hitze flimmerte leicht in der Luft. Plötzlich war ich unendlich müde. "Kommst du mit zu mir? Meine Mutter ist heute mal wieder nicht da", sagte ich zu Jake. Er nickte nur gedankenverloren mit dem Kopf und folgte mir.

Als wir in meinem Zimmer saßen entspannte Jake sich sichtlich. "Was hat der Mann eigentlich zu dir gesagt, bevor du ihn geschlagen hast?", fragte ich vorsichtig. "Er hat gesagt, dass ich morgen wiederkommen soll" "Und, wirst du?" "Wie lange kennst du mich schon Sohpia?" "Also gehst du nicht?" "Richtig" Jake sog die Luft Laut durch seine Nase ein. "Du weißt wie gefährlich das ist?" "Ja, weiß ich. Ich weiß, dass es gefährlich ist. Aber ich habe keine Angst. Sie wollen doch nur das wir Angst bekommen. Sie wollen uns unterdrücken. Aber das lass ich nicht mit mir machen. Ich bin immer noch ein freier Mensch", meinte Jake. Ich blickte in seine Augen. In dem Blau-Grau sah ich die Angst für einige Sekunden auf blitzen. Doch sie verschwand sofort wieder. "Du kannst es nicht mit ihnen aufnehmen", startete ich den schwachen Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen,"Du kannst es nicht mit ihnen allen aufnehmen. Sie sind zu hunderten. Sie haben die beste Technik, die besten Leute. Sie bekommen immer was sie wollen" "Und wenn wir das mal ändern? Wenn wir uns gegen den Strom stellen? Wenn wir..", Jake zögerte nur einen Augenblick, aber dieser Augenblick war ein Augenblick voller Spannung und Vorfreude,"..Rebellen werden?" Diese Idee war nicht neu. Jake spielte schon lange mit dem Gedanken. Aber hatte er denn vergessen, was vor 5 Jahren passiert ist? Hatte er alles vergessen?

*Rückblende: Vor 5 Jahren*

Der Aufschrei in den Medien blieb aus. Sie hätten es verdient, meinten die Meisten. Doch wieso sagten das Alle? Es waren immerhin 200 Menschen gestorben. 200 Menschen, die friedlich durch Sanctum, die Hauptstadt, gegangen sind. Und 200 Menschen, die ihr Leben ließen. 

Es waren auch Rebellen gewesen. Die Regierung betitelte sie als "Sand in den Zahnrädern der Erde". Und dieser "Sand" sollte vernichtet werden. Denn auch Sand kann gefährlich sein. Aber die Rebellen hielten sich nicht an ihre Ausgangssperre. Sie hielten sich an keine Gesetzte, die ihnen sinnlos erschienen. Sie ließen ihre Kinder nicht chippen. Sie brachten ihre Kinder nicht zu irgendwelchen Terminen, wo ihnen Blut abgenommen wurde. Insgeheim bewunderte ich sie für ihren Mut. Doch die Rebellen gingen zu weit. Ihr Stiller Protest wurde eben durch diese Stille laut. Wurde mächtig. Zu mächtig. Als sie wieder einmal durch die Straßen schritten, leise und ohne zu sprechen, ließ die Regierung auf sie schießen. Auf die Erwachsenen, auf die Jugendlichen, auf die Kinder. Es war ein Gemetzel. Furchtbar. Doch nirgends sah man Bilder. Es war, als wäre es nie passiert. Und so erkannten wir schließlich, wie sehr uns die Regierung schon im Griff hatte.

*Rückblende vorbei*

"Ich habe das nicht vergessen. So etwas vergisst man nicht". Genervt drehte Jake sich weg. Er war mürrischer als sonst. "Was hat der Mann gemacht?", fragte ich. "Hast du es gesehen?" "Nein, aber etwas muss er gemacht haben, dass du so schlechte Laune hast" Stille. Stiller Protest gegen meine Frage. "Er hat mir einen Transponder eingesetzt", sagte Jake mit unterdrückter Wut. Ich sah dieses Glitzern in seinen Augen, diese aufschäumende Furcht, die kurz danach wieder in den Tiefen verschwand. " Ich bin jetzt nicht mehr frei. Und das wegen diesen Arschlöchern". Jake ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. "Und deshalb gehts du da morgen nicht hin?", fragte ich. "Genau", sagte Jake und grinste wütend. Es sah aus wie ein Pferd, was bei Angst die Zähne bleckt. "Nadann. Aber sie werden kommen und dich holen", sagte ich. "Sophia, ich bin schon groß. Ich weiß was ich tu", meinte Jake. "Du bist so groß oder klein wie ich", meinte ich trocken.

Jake trottete schon die ganze Zeit in meinem Zimmer auf und ab. Er schritt jeden Zentimeter ab. Ich beobachtete ihn dabei. Er hatte die Nacht über schlecht geschlafen. Jetzt stand er zittern im T-Shirt am Fenster. Seine Angst war so deutlich zu spüren, dass sie auf mich übergriff. Sein Kopf zuckte in unregelmäßigen Abständen. Er sah gealtert aus. Aber ich spürte, dass er noch der war, der er sein wollte. Er wollte nicht der gejagte sein. Er wollte der Jäger sein!

Die Tür wackelte von dem Tritt. Der Stiefel holte aus zum nächten Schlag. Ich riss die Tür auf. Jake stand hinter mir. "Jake Invierno?". Der Mann musterte Jake. "Sie haben einen Termin verpasst" "Ich weiß", sagte Jake. "Kommen Sie bitte kurz mit nach draußen" Der Mann hatte den gleichen ekelhaften Ton wie der Mann im Labor. Jake zögerte, folgte ihm dann aber. Er hatte große Angst. Ich schaute von der Tür aus zu was passierte. Der Mann unterhielt sich mit Jake. Doch was sich hinter Jake abspielte, konnte Jake natürlich nicht sehen. "Jake!", schrie ich, als ein zweiter Mann hinter Jake eine Spritze hoch hob. Jake fuhr herum. er sah die Spritze. Und rannte. Jake war ein guter Renner. Doch die Männer waren besser. Sie bogen Jakes Arm auf seinen Rücken. Die Spritze traf genau. Jake schrie nicht auf. Er zuckte nur kurz. Die Männer ließen ihn los. "Das wars" "Danke", blaffte  Jake sie an und rieb sich die Stelle, wo die Spritze ihn getroffen hatte. "Nichts zu danken", sagte der Mann grinsend. Sein Grinsen sah überlegen aus. Aber auch etwas ängstlich.

Als Jake wieder bei mir war, war er anders als sonst. Er hielt sich seinen Bauch, stöhnte wie weh ihm alles tue und schüttelte sich. Dann verschwand er auf der Toilette. Ihm war so schlecht. 

Jake betrat mein Zimmer wieder. "Sophia..", sagte er langsam. ich blickte auf. Und erschrak. In seinen Adern wie in seinen Venen floß tiefblaues Blut!

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Hallo liebe Leser,
Wieso hat Jake jetzt blaues Blut? Was hat das alles mit den Männer zu tun? Und wie geht es weiter? Das alles werdet ihr im nächten Kapitel erfahren..
LG Die Wondercraftler
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