Gott, ich will zu dir

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Gott, ich will zu dir.
Ich wünsch es mir so sehr und doch...bin ich noch hier.
Hier in dieser Welt,
In der immer nur Leistung zählt,
mein Wert an meinen Werken hängt
Und dein Wort immer mehr verdrängt.

Gott, ich will zu dir.
In das Licht deiner Herrlichkeit,
Von allen Tränen & Leid befreit,
Ja, dazu bin ich gerne bereit.
Und doch bin ich noch hier.
Bin hier und verstehe nicht,
dass du mich hier gebrauchen willst,
Während alles in mir drin zerbricht.
Oder zumindest so scheint, denn tragen kann ich nicht,
Was täglich auf meinen Schultern ist,
Das Gewitter, das in meinem Kopf losbricht,
Und ich frage mich, wie lange noch, bis auch meine letzte Kraft erlischt.

Gott ich will zu dir,
Bei dir sein oder auch nicht sein, egal, nur nicht hier sein.
Denn meine Gedanken sind ein immer ratterndes Rad,
Zu jeder Tat einen Zweifel parat,
Egal, was ich tue,
ob ich stehe oder ruhe,
Beständig hinterfragen sie meine Motive
Und machen aus jedem Makel Superlative.
Bin ich wirklich gut? Bin ich nicht vielmehr böse,
Weil ich in allem, was ich auslöse,
Eigentlich nur an mich denke?
Ist Gott wirklich mein Fundament,
Wie kanns dann sein, dass jeder meine Noten kennt,
Ich tagtäglich damit prahle,
Wenn ich darin nicht meinen Wert erfahre.
Warum weine ich nicht, wenn meine Freunde leiden,
Tue ich sie nur durchs Leben begleiten,
Weil ein guter Christ das eben macht,
Andere ermutigt und selber immer nur lacht?

Gott, ich will zu dir.
Bitte, nimm mich weg von hier.
Denn mein Herz, kämpft nicht auf meiner Seite,
Du sollst Zentrum sein, doch es stellt dich beiseite,
rennt Dingen hinterher, die ich wegen dir meide.
Es ist ein ständiger Kampf,
und noch dazu ein schrecklicher Krampf,
Nimmt stetig seinen Lauf,
wann hört es endlich auf?
Und dann, dann kommen wieder die Gedanken,
Fangen an sich mit sich selbst zu zanken,
Ist Gott das wert, ist sie es wert, ist irgendetwas überhaupt etwas wert?

Gott, ich will zu dir.
Denn es ist so laut hier, in mir.
Gedanken und Herz sind immer aktiv
und in all ihrem Reden nie kooperativ.
Und noch dazu, dazu habe ich so viele Gaben,
Könnte gefühlt alles haben,
Mir stehen so viele Türen offen,
dass ich gar nicht weiß wohin
und noch dazu habe ich keine Träume.
Ziellos wank ich durch die Welt,
Mal links, Mal rechts, doch finde ich nichts, was hält.
Nichts, das mich hält, mich festhält,
Mich packt und Relevanz hat.
Alles ist relativ. Und mein Anker bist du, Gott.
Doch wie soll irgendetwas vor dir bestehen,
Ich beim Vergleich mit dir darin noch irgendeine Bedeutung sehen?

Ich will zu dir Gott,
Und das nicht in 70 Jahren, sondern am besten möglichst flott,
Doch du... sagst nein.
Sagst das kann nicht sein,
Weil du mich nicht wohlgeformt hast,
Um mich jetzt sterben zu lassen.
Du mich nicht so mit Gaben beschenkt hast,
um sie sich nicht entfalten zu lassen.
Du mich nicht hierher gestellt hast,
um mich im Stich zu lassen.
Du sagst, nein.
Nein, Kind, das kann nicht sein.
Hör mir doch Mal zu.
Denn deine Lasten trägst nicht du.
Dass du bist, hat einen Grund,
und ich auch einen Plan,
und du denkst, ich habe mich da sicher vertan,
Aber ich mache keine Fehler.
Und du bist kein Fehler.
Ich werde dich füllen und segnen,
und du wirst sehen, ich will dir begegnen.
Dich gebrauchen und dich leiten,
Immer wieder deine Blicke weiten.
Für dich da sein und für dich kämpfen,
Ich verspreche dir, ich sprenge deine Grenzen.
Und deinem Herz und deinem Kopf schenke ich Ruhe
und all ihrem ständigen Gebuhe,
Denn du bist mein Kind.
Und ich. will. dich. hier.

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