Hallo ihr Lieben! Hier ist schon das nächste Kapitel
Wie immer wünsche ich euch sehr viel Spaß beim Lesen und würde mich über Feedback wie ein Schnitzel freuen.
Liebe Grüße
Salaka-Chan
PS: Ich lehne mich an die Onlinevariante des Gwentkartenspiels an.
You'll never pass on a round of Gwent!
Der Flötenspieler tänzelte begleitend zur frechen Melodie der aktuellen Liedpassage, während der farbenfroh angezogene Lautenspieler mit unerwarteter Schnelligkeit die Saiten seines Instruments zupfte. Knapp bekleidete Frauen wiegten in ausladenden Bewegungen ihre Hüften zum Takt des Lieds und beugten sich gelegentlich nach vorne, um den schaulustigen Männern einen tieferen Einblick in ihren reizvollen Ausschnitt zu gewähren.
Im vorderen Bereich befand sich größtenteils männliches Publikum, welches den Unterhaltungskünstlerinnen meist eindeutige Bemerkungen zuriefen und lautstark applaudierten. Eine der Tänzerinnen trat mit selbstsicheren Schritten und sinnlichen Hüftbewegungen auf einen der grölenden Männer zu und schubste ihn spielerisch zu Boden. Dieser ließ sie widerstandslos gewähren und blickte schmachtend auf ihren Körper, während die Tänzerin selbstgefällig ihre Lippen zu einem überheblichen Grinsen verzog.
Das Tempo des Flötenspiels wurde erhöht. Sie trat näher an ihn heran, ehe sie mit dem Zeigefinger sein Kinn berührte und ihn Zwang ihr direkt in die Augen zu schauen. Lasziv leckte sie sich über die Lippen, ehe sie sich umdrehte und sich mit einer überraschend grazilen Bewegung nach vorne beugte, um dem Mann ihren knapp bekleideten Hintern zu präsentieren. Spielerisch wackelte sie mit der Hüfte, die unteren Hälften der Popobacken blitzen dabei hervor, ehe dieser ihr mit der flachen Hand kräftig auf den Hintern schlug. Der Mob grölte, als die Frau erneut aufrecht stand und den Mann spielerisch für sein Verhalten tadelte, ehe sie sich wieder zu den andern Tanzmitgliedern gesellte und das Programm fortsetzte, einen sichtbaren roten Handabdruck an der betroffenen Stelle tragend.
Livia hatte die vulgäre Darbietung des weiblichen Geschlechts mit zusammengezogenen Augenbrauen begutachtet und musste mit Bestürzung feststellen, dass sie mehr als neidisch auf die Größe der Oberweite der einzelnen Damen war. Mit fest aufeinandergepressten Lippen versuchte sie möglichst unauffällig auf ihren Oberkörper zu schielen, wobei sich aufgrund der Anspannung der dezente Ansatz eines Doppelkinns abzeichnete. Außerdem verengte sie bei dem Anblick ihres kleinen Busens verärgert ihre Augen. Der belustigte Blick des Vampirs entging ihr dabei.
Nach einer Weile verschränkte Livia frustriert die Arme vor ihrem zierlichen Oberkörper und blickte Dettlaff prüfend an. „Gefällt dir diese Vorstellung?"
Der Angesprochene legte seinen Kopf leicht schief und blickte nahezu überheblich auf sie herab. „Was genau soll mir denn gefallen?" Die angenehm tiefe Stimme enthielt einen neckenden Unterton, während seine markant blau grauen Augen ihr Gesicht aufmerksam musterten.
Livia bemerkte eine unangenehme Hitze in ihren Wangen aufsteigen und wusste nicht, wie sie auf diese offensichtliche Herausforderung reagieren sollte. Peinlich berührt räusperte sie sich, ehe sie mit einer ausladenden Handbewegung auf die Musiker und die im Vordergrund tanzenden Frauen zeigte. „Na...... das alles halt." Die junge Frau musste hart schlucken, da sie Schwierigkeiten hatte seinem intensiven Blick standzuhalten.
Die Mundwinkel des Vampirs zuckten verräterisch, ehe er sich ihr komplett zuwandte und nun mit ebenfalls verschränkten Armen, Livia einen amüsierten Blick zuwarf. „Ich schätze ich muss dich in zweierlei Hinsicht enttäuschen. Zum einen ist mir die Musik zu primitiv und zum anderen der menschliche Körper zu unattraktiv, als das ich dieser Vorstellung etwas abgewinnen könnte."
Die grünen Augen der jungen Frau waren vor Überraschung geweitet, ehe sie verwirrt ihre Stirn in Falten legte. „Das verstehe ich nicht."
„Der menschliche Körper ist schwach, anfällig für Krankheiten, altert und hat nichts mit dem meiner Art gemein."
Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Die Alchemistin schnappte hörbar nach Luft und starrte Dettlaff ungläubig mit offenem Mund an. Unsicherheit überkam sie. Der Vorfall in Beauclair ereignete sich ihres Wissens nach, weil seine MENSCHLICHE Geliebte ihn hintergangen hatte, was sie wiederrum zu der Frage brachte, wie Vampire eine romantische Beziehung definierten und auslebten. Sowohl Dettlaff als auch Regis nahmen meist ihre menschliche Form an, weshalb sie implizit annahm, dass deren Bild des Liebeslebens, dem der Menschen ähnlich wäre. Lieben Vampire lediglich auf platonischer Ebene und zogen generell Partner ihrer eigenen Art vor? Die Kurzlebigkeit von Menschen wäre in dieser Hinsicht in der Tat ein sehr großer Nachteil.
Sie blinzelte kurz ehe sie einen Versuch unternahm das Thema zu wechseln. „Nun, ursprünglich wollte ich auch einige Runden Gwent spielen. Kennst du dieses Kartenspiel?"
„Ich habe bereits davon gehört, dennoch habe ich mich damit nicht weiter beschäftigt."
Erleichtert atmete sie aus. „Das macht nichts. Ich werde dir die Grundlagen erklären und ein paar Übungsrunden mit dir spielen bevor es ernst wird."
Dettlaff hob eine Augenbraue. „Ernst?"
„Selbstverständlich wird es ernst! Gwent ist nämlich nicht einfach -nur- ein Kartenspiel. Es ist eine Philosophie! Zu nahezu jedem Volk gibt es individuelle Karten, wobei zu beachten ist, dass alle Fraktionen unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Die Eigenschaften der Karten ähneln den Charakteristika des jeweiligen Volks und machen somit das Spiel äußerst authentisch und lebendig! Es ist ein Kampf! Mann gegen Mann. Bereits der Münzwurf zu Beginn sorgt für den puren Nervenkitzel! Wer möchte schon die Startposition in der ersten Runde einnehmen? Jetzt komm schon! Lass uns einen Platz zum Spielen suchen."
Der überschwellige euphorische Ausbruch der jungen Frau ließ den Vampir kurz innehalten. Im Verlauf ihres ausdrucksstarken Monologes bemerkte sie nicht den aufkeimenden sanften Ausdruck in Dettlaffs Augen, während seine Gesichtszüge sich entspannten.
Sowohl entlang der Sandbank als auch innerhalb diverser festlich geschmückter Fischerhütten, waren Bänke und Tische für das gesellige Beisammensein aufgestellt worden. Schankdamen quetschten sich mit den bestellten Getränken durch die schmalen Gänge und verschütteten dabei regelmäßig einiges über die feiernden Leute. Bunte Blumengirlanden zierten den gesamten Ort und kündigten die lebhafte Frühlingszeit an. Am Horizont schienen die letzten Sonnenstrahlen über den See und färbten diesen in schillerndes rot, während bereits von einigen eifrigen jungen Männern, Holzscheite für das Freudenfeuer aufgestapelt wurden. In der Ferne hörte man vereinzelt das aufgeregte Gezwitscher balzender Vögel und eine milde Brise ließ die zahlreichen Knospen entlang dürrer Äste sanft auf- und ab Wippen.
Livia suchte sich einen etwas abgelegeneren Platz in der Nähe des Ufers aus und deutete Dettlaff mit einer Handbewegung an, sich auf der gegenüberliegenden Seite niederzulassen. Sie durchwühlte für eine kurze Zeit die bis oben hin vollgestopften Rucksäcke, ehe sie eine reichverzierte Holzschatulle herauszog.
„Siehe und staune! Das sind meine unschlagbaren Gewinnerdecks."
Der Vampir verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie abwartend an. Livia schien jedoch mit einer gänzlich anderen Reaktion des Vampirs gerechnet zu haben.
„Jetzt komm schon! Zeig mal etwas mehr Begeisterung! Immerhin weihe ICH dich nun in die Kunst des Kartenspielens ein."
„Wenn ich das richtig verstanden habe, dient das Kartenspielen lediglich zum Zeitvertreib und besitzt keinen essenziellen Nutzen."
„Wow." Livia blickte Dettlaff völlig entgeistert an. „Spaß ist wohl für dich ein Fremdwort, oder?"
„Ich denke, dass unsere Vorstellung von Spaß unterschiedlich ausfällt."
Sie kratzte sich kurz am Nacken. „Also gut. Dann versuchen wir es mal anders." Die junge Frau straffte ihre Haltung und lehnte sich weiter vor. „Ich denke, dass Gwent eine gute Grundlage wäre, um dir manche Verhaltensweisen der Menschen näher zu bringen."
Dettlaff hob misstrauisch eine Augenbraue.
„Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Fraktionen und diese sind wiederum in weitere Unterklassen unterteilt. Nehmen wir z.B. mal die Fraktion „Monster" näher unter die Lupe." Mit routinierten Bewegungen öffnete Livia die Schatulle und holte das entsprechende Deck hervor. „Es gibt Insektoiden, Nekrophagen, die Wilde Jagd, Bestien, Vampire und noch einiges mehr. Jede dieser Klassen bringt gewisse Vorteile mit sich und ermöglicht es dem Spiel somit eine passende Strategie für das Spiel zu entwickeln."
„Hmmmmm." Dettlaffs tiefe Stimme ließ Livia innehalten. Sein Blick glitt auf die Holzschatulle mit Livias restlichen Karten. Er zog eine der Oberen heraus und betrachtete sie nachdenklich. „Was für eine Fraktion ist das?"
Auf Livias Lippen breitete sich, aufgrund des ernsthaften Versuchs Dettlaffs das Kartenspiel zu erlernen, ein freudiges Lächeln aus. Sie beugte sich zu ihm über den Tisch und tippte leicht auf das Bild. „Hier handelt es sich um die Nilfgardische Fraktion. Wie in der Realität, wird mit diesem Deck versucht, Einheiten des Gegners auf seine Seite zu holen. Diese Einheitenkarte trägt den Namen Sweers."
Der Vampir begutachtete die Rückseite der Karte und blickte Livia anschließend fragend an. „Auf den Karten befinden sich lediglich Bilder und einzelne Symbole. Woher kennst du den Namen dieser Karte?"
Die junge Frau verdrehte die Augen als sie sich zurücksetzte. „Jeder Gwentspieler kennt die Namen der Karten." Ihr Ton ließ darauf schließen, dass es sich hierbei um absolutes Grundwissen handelte. „Aber wahrscheinlich ist dir der Künstler in Beauclair überhaupt nicht aufgefallen..."
Dettlaff griff, den Kopf schüttelnd, nach dem restlichen Stapel der Nilfgardfraktion und schaute sich die einzelnen Karten näher an.
„Nun, in Beauclair gibt es einen amtlich zugelassenen Gwent-Kartenzeichner. Wichtige Persönlichkeiten oder Wesen, die ihm als interessant erscheinen, bildet er auf den einzelnen Karten ab und lässt dieser über das Buchdruckverfahren vervielfältigen. Für gewöhnlich behält er die Originale, wahre Unikate sage ich dir! Ich träume seit Jahren von so einer Karte, aber bisher hat sich leider keine Gelegenheit ergeben solch eine Karte zu erwerben. Da sich der Künstler nicht gern von seinen Werken trennt, kannst du dir den Marktwert der vereinzelten, welche sich im Umlauf befinden ja sicherlich gut vorstellen."
Ihr Gespräch zog sich über einen längeren Zeitraum, ehe Livia dazukam auf die einzelnen Regeln näher einzugehen und die erste Übungsrunde mit Dettlaff zu spielen.
Als diese endete blickte sie ihn erwartungsvoll an. „Und? Habe ich dir zu viel versprochen?"
Der Vampir fuhr sich nachdenklich über das Kinn. „Ich denke, dass es zu früh ist, um eine Aussage zu treffen. Würdest du eine weitere Runde mit mir spielen?"
Freudig erregt blinzelte die Alchemistin ehe sie zustimmend nickte und Dettlaff ihr Lächeln zögerlich erwiderte.
Der nachtblaue Himmel war übersät mit Sternen, welche sich auf der Wasseroberfläche des Sees schimmernd wiederspiegelten. Mittlerweile herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Feiernden, die instrumentale Begleitung wurde einsilbiger und die wenigsten brachten noch einen geraden Satz heraus. In der Nähe der aufgestellten Fackeln befanden sich größere Scharen von Nachtfaltern, wobei bereits einige den Flammen zum Opfer gefallen waren und verbrannt auf dem Boden ihre letzten Zuckungen von sich gaben.
Für die junge Alchemistin war dies ein vollkommener Kulturschock. In Toussaint wurde zu diversen Festivitäten Wein und Wasser gereicht. Hier gab es lediglich Bier und Hochprozentiges. Sie erinnerte sich dunkel an ihren Vorsatz nie wieder Alkohol zu trinken, musste diesen jedoch aus Mangel an Alternativen verwerfen. Sie nippte an ihrem zweiten Bier, die Wangen leicht gerötet und verzog etwas missgelaunt ihren Mund. „Schmeckt dir diese Plörre?"
„Nein. Der Geschmack ist zu simpel. Hat Regis dir jemals etwas von seinem Selbstgebrannten angeboten?"
Die junge Frau stöhnte gequält auf und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Belustigt musterte Dettlaff das leicht gerötete Gesicht von Livia. Er beugte sich etwas über den Tisch und blickte sie durchdringend an. „Du verträgst keinen Alkohol." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Ich bitte dich! Du kannst doch nicht Birnen mit Äpfeln vergleichen. Regis Selbstgebrannter darf mit anderen alkoholischen Getränken nicht auf eine Stufe gesetzt werden. Dieses Getränk hat die Macht jemanden in eine andere Dimension zu befördern!" Frustriert kratzte sie sich am Kopf. „Das war der schlimmste Kater meines Lebens und ich hoffe, dass mir niemals wieder, NIEMALS hörst du, so eine Scheiße wiederfährt."
Ein warmes Lächeln erreichte Dettlaffs Lippen. „Du bist noch jung und wirst noch einige Dummheiten begehen."
Die junge Frau seufzte nach dieser Erwiderung laut auf. „Wie alt bist du eigentlich? Was sind deine Jugendsünden?"
Der Vampir setzte zu einer Antwort an, als Livias Aufmerksamkeit von ihm abließ und sie stattdessen den Mann hinter Dettlaff musterte, der wie es schien, aus dem Nichts aus der Dunkelheit aufgetaucht war. Die dunkelbraunen Augen glichen bedingt durch die spärliche Umgebungsbeleuchtung zwei schwarzen Kohlen, während man zugleich den Schalk in ihnen erkennen konnte. Er hatte eine markante breite Nase, vereinzelte Muttermale im Gesicht, eine Glatze und auf den Lippen ein nahezu unheimliches Lächeln. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein gewöhnlicher, wenn auch äußerst gepflegter, Einwohner des Dorfes, doch nach einigen Sekunden begann bedingt durch seine Mimik und Gestik seine einvernehmende Aura zu wirken. Er wirkte mysteriös und gefährlich zugleich, doch das Lächeln wart mit solch einem Schalk versehen, dass die junge Frau ihren Blick nicht von ihm ablassen konnte.
„Wie ich sehe wird hier gespielt. Dürfte ich mich euch anschließen?"
Erst in diesem Moment bemerkte Livia, dass sie den unbekannten Mann seit seinem Erscheinen angelächelt hatte. „Da habt ihr Recht mein Herr, doch ich bringe es meinem Freund gerade erst bei. Ich bezweifle, dass Ihr gegen einen Anfänger spielen möchtet."
Die Augen des Mannes blitzten lauernd auf, während er sich freudig erregt die Hände rieb. „Ich bin kein feiner Herr, lediglich ein Spiegelmeister." Er machte eine auslandend tiefe Verbeugung vor den Beiden. „Gaunter O'Dimm stets zu Diensten."
Livia stand bereits während der Verbeugung des Unbekannten auf und deutete ebenfalls eine kleine an. „Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Gaunter. Ich heiße Livia Moreau."
Nun erhob sich auch der Vampir und musterte den Fremden mit dem auffällig gelben Oberteil. Dettlaffs Kiefer spannte sich an, während er sich ein Blickduell mit Gaunter lieferte. Livia schien von der Anspannung des Vampirs nichts zu bemerken und übernahm die Vorstellung für den schwarzhaarigen Mann. „Das ist Dettlaff van der Eretein." Kurzzeitig schien der Vampir abgelenkt zu sein, da er Livia einen schnellen Seitenblick zuwarf.
Gaunter legte seinen Kopf etwas schief, während sein Lächeln noch breiter wurde. Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen."
An Livia gewandt fuhr er in heiterem Ton fort. „Es wäre mir eine Ehre, gegen eine so hübsche junge Frau spielen zu dürfen."
Die Alchemistin war sich unsicher, ob sie auf das Kompliment Gaunters eingehen sollte. Sein Auftreten war nicht so plump wie das der meisten Männer und er schien seine Worte mit bedacht zu wählen, gar mit ihnen zu spielen und deren bloßen Einsatz zu genießen.
„Selbstverständlich können wir eine Runde spielen."
Gaunter klatschte in die Hände und setzte sich auf Dettlaffs Platz. Der Blick des Vampirs blieb finster während er mit langsamen Schritten um den Tisch ging, um sich abschließend neben Livia niederzulassen, wobei er mit seinem Oberschenkel ihren berührte. Livia blinzelte verwirrt und warf ihm einen fragenden Blick wegen der unerwarteten körperlichen Annäherung zu, wurde jedoch kurz darauf von Gaunters Ausruf abgelenkt. Er bestellte bei der Schankfrau drei Kurze eines hochprozentigen Schnapses, ehe er sich Livia erneut zuwandte.
„Ein Glücksspiel wie Gwent ist meiner Meinung nach etwas äußerst Feines. Man kann es nur zu einem gewissen Grad mit Taktik und Strategie beeinflussen, doch wenn man Pech hat, verliert man, egal wie clever man ist und spielt. Und genau dieses Attribut macht Gwent so interessant. Siehst du es nicht auch so meine liebe Livia?"
Sie hörte Dettlaff neben sich bei der Erwähnung ihres Namens scharf ausatmen, während er seinen muskulösen Oberschenkel fester gegen ihren presste. Ihr fiel auf, dass Dettlaff bisher kein einziges Wort vor Gaunter gesprochen hatte. Nachdenklich runzelte sie ihre Stirn, unsicher wie sie sich weiter in dieser Situation verhalten sollte. „Ähm ja. Ich schätze, dass es ganz ohne Glück nicht geht."
„Ich muss gestehen, dass ich dich für enthusiastischer gehalten habe was das Spielen betrifft. Gwent bietet eine Vielzahl an Fraktionen, unzählige Strategien. Die erste Karte des Gegners, die enthüllt mit welcher Fraktion dieser spielt. Kennt der Gegner die eigenen Stärken und Schwächen seines Decks? Wie gut ist seine Strategie und Kombinationsgabe und am Allerwichtigsten, was ist der Gegner bereit als Wetteinsatz preiszugeben?"
Das Wort Wetteinsatz verfehlte seine Wirkung bei Livia nicht. Sie war Feuer und Flamme und wollte ihrer Schwäche für das Glücksspiel nachgehen. Gaunter schien ihre Denkweise bezüglich dieses Kartenspiels zu teilen, was sie umso mehr erregte.
„Ich bin dabei! Was soll gesetzt werden?"
Die Schankfrau stellte drei kleine hölzerne Trinkgefäße auf den Tisch und machte gleich wieder kehrt, um die nächsten Bestellungen abzuarbeiten.
„Nun, ich bin ein Gegner von Geldeinsätzen, aber ich hätte einen Vorschlag für dich. Wenn du gewinnen solltest, schenke ich dir etwas, das die Wahrheit beinhaltet. Verlierst du," sein Blick wandte sich für einen kaum merklichen Augenblick zu Dettlaff, „überreiche ich dir eine Lüge."
Livia kniff nachdenklich ihre Augen zusammen. „Verzeihung, das muss der Alkohol sein, ich kann dir nämlich nicht ganz folgen. Es ist gleich ob ich verliere oder gewinne, du überreichst mir etwas. Habe ich das so richtig verstanden?"
Ein dämonisches Grinsen lag auf seinen Lippen. „Du hast es erfasst. Verlierer und Gewinner sind nicht im ersten Augenblick ersichtlich." Gaunter nahm sich sein Trinkgefäß und prostete Livia zu, diese erwiderte seine Geste und kippte schnell den hochprozentigen Schnaps herunter. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Sie spürte ein unangenehmes Brennen im Hals, während die Hitze an ihren Wangen schlagartig zunahm. Gaunter hob seinen leeren Becher empor und signalisierte der Schankdame, dass er eine zweite Runde ausgeben wollte.
Livia hatte sich zwischenzeitlich für ein Deck entschieden und reichte es Gaunter zum Mischen. Während sie die Karten ihres Gegners mischte wandte sie sich an Dettlaff. „Die Grundlagen habe ich dir bereits erklärt, du solltest also den groben Ablauf des Spiels verstehen. Falls du manche Schritte nicht nachvollziehen kannst, erkläre ich dir das gerne später."
„Livia, du solltest dieses Spiel nicht spielen." Besorgt blickte er ihr in die grünen Augen.
Der Alkohol schien allmählich zu wirken. „Ach Dettlaff." Sie lehnte sich an den Vampir und legte ihren Kopf auf seine Schulter, die schlagartige Anspannung des Mannes ignorierte sie geflissentlich. „Entspann dich doch mal ein bisschen. Den ganzen Abend hat sich bisher keiner zu uns an den Tisch getraut! Nun ist einer da und du verjagst ihn gleich wieder mit deinem unheimlichen Auftreten. Lass uns doch mal Spaß haben!"
Sie ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen und gab Gaunter die Karten zurück.
„Dettlaff, vielleicht möchtest du die Münze werfen? Dein Wurf entscheidet somit bereits zu Beginn, ob das Glück auf Livias Seite steht oder nicht."
Der Angesprochene warf Gaunter einen bedrohlichen Blick zu, welcher jeden anderen auf dem Fest schreiend um sein Leben hätte rennen lassen. Widerstrebend ergriff er die Münze und schnippte sie in die Luft.
Das Spiel begann und Livia war mehr als begeistert. Gaunter blickte sie lächelnd an. „Kopf oder Zahl?"
Euphorisch knallte sie ihre Faust auf den Tisch. „Kopf!"
Das Glück schien Ihr hold zu sein. Gaunter würde das Spiel eröffnen.
Nachdem sie ihre erste Karte ausgespielt hatte, lachte ihr Gegenspieler auf. „Vampire?"
„Ja. Diese Monsterfraktion wird von den meisten unterschätzt! Mit der Fähigkeit Bluten, wird der Gegner über die Runden hinweg permanent geschwächt, während es noch eine zweite Fähigkeit gibt, die noch viel mächtiger ist."
„Und die wäre?"
„Vampire sind keine Einzelgänger. Ihre Stärke verdanken sie ihrem Rudelinstinkt. Einzeln mögen sie schwach sein, doch gemeinsam sind sie unschlagbar. Ein äußerst romantischer Umstand, findest du nicht auch?"
Gaunter lachte laut auf und machte seinen Zug, während Dettlaff Livia mit einem undurchschaubaren Blick musterte. Die zweite Runde Schnaps wurde serviert und Livia prostete Gaunter zu.
Während der dritten Runde herrschte gebanntes Schweigen. Livia musste sich konzentrieren, was ihr jedoch sichtbar schwer viel, um keinen Fehler zu begehen. Als Gaunter jedoch seine letzte Karte ausgespielt hatte sprang sie jauchzend von der Bank. Ihr Gegner applaudierte ihr zu, während Dettlaff weiterhin schwieg.
„Wahnsinn! Ich hatte schon lange nicht mehr so einen ernst zu nehmenden Gegner. Es hat mir einen Riesenspaß bereitet gegen dich zu spielen!"
„Du hast verdient gewonnen. Hier ist dein Preis." Damit zog er aus seiner Tasche eine Gwentkarte hervor.
Livia verstummte augenblicklich, während Dettlaff in eine Starre verfiel.
„Ich denke, dass dir diese Karte noch nicht bekannt ist?"
„Es ist eine originale Karte." Ihre Stimme hatte einen andächtigen Ton angenommen. Sie schluckte hart. „Aber ..., dieses Motiv ... es..."
„Damit verabschiede ich mich für heute. Es war mir eine Freude dich und deinen außergewöhnlichen Partner kennenzulernen." Als Livia ihren Blick von der Karte reißen konnte war Gaunter bereits verschwunden. Erneut blickte sie auf das Portrait einer abnormalen Monstrosität. Dieses Wesen schien direkt der Hölle zu entstammen. Es hatte keine Augen, dafür jedoch scharfe Reiszähne, riesige Flügel, klauenbesetzte Hände und eine äußerst markante Hautstruktur.
„Ich freue mich, dass die Götter mir holt waren und mir diese Karte über Umwege zugesteckt haben aber was zur Hölle ist das für eine Monstrosität?"
„Livia, du hättest dieses Spiel niemals annehmen sollen." Dettlaffs Ton war kühl und als die junge Alchemistin zu ihm blickte, stand er mit dem Rücken zu ihr gewandt auf und entfernte sich mit zügigen Schritten von ihr.
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Witcher - Motten fühlen sich vom Licht angezogen
Romance"Regis, ich sehe dass dir viel an deinem Freund liegt, allerdings darf man seine Taten nicht völlig außer Acht lassen. Du selbst hast ihn als impulsiv beschrieben. Was sollte ihn abhalten nochmals so eine Tat zu begehen." Nun stand Regis ebenfalls a...