It's Fluff-Time <3
Wie immer wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen :3
Eure Salaka-chan
Die frische Abendbrise verursachte auf Livias nacktem Oberkörper eine angenehme Gänsehaut. Sie schloss die Augen, atmete die frische Luft ein und versuchte diesen Moment in vollen Zügen zu genießen, während die warmen Wogen des Sees kontinuierlich gegen ihre Oberschenkel schwappten. Der kräftezehrende Marsch durch das Gebirge machte sich bereits nach den vergangenen zwei Wochen bemerkbar, dennoch würde sie sich nicht die Blöße geben und dem Vampir im Nachhinein recht geben. Dettlaff bemängelte ihren Entschluss die Reise, ohne ein Pferd oder ein äquivalentes Transportmittel bestreiten zu wollen. Die junge Alchemistin sah diese Reise selbst bereits als eine Phase des Trainings und Studiums an. Sie mussten eine weite Strecke zu Fuß zurücklegen und würden dabei verschiedene Gebiete durchqueren, deren natürliches Habitat, dem von Toussaint in nichts glichen. In Livias Augen war dies Ideal. Zum einen konnte sie den Leuten auf ihrem Weg nach Oxenfurt helfen, zum anderen hatte sie die einmalige Gelegenheit ihr bis dato unbekannte Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern und in ihrem Journal festzuhalten.
Hartnäckige Gewissenbisse plagten jedoch die junge Alchemistin, da sie bis zu Beginn des Semesters nur noch 5 Monate Zeit hatte und es von Neugier getrieben vorzog durch das Land zu ziehen, als das Geschäft ihrer Eltern zuverlässig weiterzuführen. Sie hoffte inständig, dass die gestellte Aushilfe von Regis während ihrer Abwesenheit das Geschäft am Laufen hielt.
Mit einem Seufzer tauchte sie in das lauwarme Wasser ab und genoss die kurzzeitige Schwerelosigkeit.
Trotz der hochgebundenen Haare war ihre Tunika im oberen Bereich schnell von den zahlreichen Wassertropfen durchnässt. Der dicke Leinenstoff klebte an ihrem Körper und mit einem genervten Seufzer trat sie näher an die Lagerstelle für die Nacht. Aus der Ferne hörte man das gedämpfte Gezwitscher der Vögel, während das Lagerfeuer die nähere Umgebung in ein warmes Licht tauchte. Das brennende Holz gab knackende Geräusche von sich und gelegentlich verirrte sich ein Funke in den Bereich außerhalb der Feuerstelle. Die Glut leuchtete im Gras kurz auf ehe sie erlosch und eine kleine Schwade grauen Rauchs in die Luft stieg.
Livia blinzelte kurzzeitig als der Vampir aus dem Schatten hervortrat und sich elegant auf einem Baumstupf niederlies. Die blauen Augen fixierend auf sie gerichtet wartete er ihr weiteres Vorgehen ab. Sie reisten nun bereits seit zwei Wochen gemeinsam, doch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Vampirs und dessen offensive Direktheit waren für Livia weiterhin äußerst irritierend. Dieses Verhalten, ... er, Dettlaff brachte sie aus dem Konzept. Sie räusperte sich ehe sie die letzte Distanz hinter sich brachte und es sich auf einem größeren Findling gemütlich machte.
Unsicher ließ Livia ihren Blick über die dunklen Baumkronen schweifen während sie sich eine verirrte, nasse Haarsträhne hinter das Ohr legte. „Es ist so ruhig um uns. Ich muss gestehen, dass dies doch immer noch ein wenig befremdlich für mich ist." Kurz nach ihrer unüberlegten Aussage biss sie sich auf die Unterlippe.
„Hmmmmm." Ein freudloses Lachen lag auf Dettlaffs Lippen während er sich leicht nach vorne beugte. „Man gewöhnt sich an vieles wenn man ausreichend Zeit hat."
„Aber man MUSS sich nicht an alles gewöhnen!" Unbeabsichtigt hatte ihre Stimme einen trotzigen Unterton angenommen.
„Meine Art gehört nicht in diese Welt. Es ist nur natürlich, dass die indigenen Lebewesen Abstand von uns halten."
Livia wusste, dass er bei dieser Thematik nicht nachgeben würde und paradoxerweise war er dennoch hier. Bei ihr.
„Aber nicht alle halten Abstand vor euch."
Dettlaff musterte sie. Er war sichtbar unschlüssig, was er auf ihre Aussage erwidern sollte.
Die junge Frau wandte ihren Blick ab und erspähte den kleineren Holzstapel neben der Feuerstelle. Sie gab einen überraschten Laut von sich und sprang freudig erregt auf. Mit zügigen Schritten näherte sie sich dem Haufen und zog einen etwas dickeren Ast heraus und hielt diesen mit einem auffordernden Blick Dettlaff entgegen.
„Wenn du Puppen restaurierst wirst du bestimmt auch schnitzen können, oder?"
Der abrupte Themenwechsel schien den Vampir kurzzeitig zu verwirren, er legte seine Stirn nachdenklich in Falten ehe er zögerlich nickte. „Ja, mit dem richtigen Werkzeug könnte ich daraus etwas formen."
Die junge Frau strahlte ihn an und warf den Ast mit einer Bewegung aus dem Handgelenk heraus zu Dettlaff. Zielsicher ging sie zu ihrem Reisegepäck und zog das Werkzeug, welches sie aus dem Spielzeugladen in Beauclair hatte, hervor und trat vor den schwarzhaarigen Mann. Seine Augen verengten sich: „Woher hast du das?"
Sie kratzte sich verlegen an der Wange und bemerkte, dass diese sich röteten. Ihr kam das Bild von Syanna mit dem von ihr hinzugefügten Schnurrbart in Erinnerung und sie musste sich ein Lachen verkneifen. „Nun, neben meinem Abstecher nach Beauclair für diverse Einkäufe hatte ich noch spontan eine Immobilienbesichtigung." Die junge Alchemistin räusperte sich ehe sie fortfuhr. „Der Eigentümer war nicht anzutreffen und die Sachen innerhalb des Gebäudes schienen nicht mehr benötigt zu werden und daher...." Mit einem verschmitzten Lächeln reichte sie Dettlaff das Werkzeug.
Dettlaffs Mundwinkel zuckten und in seinen blauen Augen spiegelte sich Belustigung. „Regis."
Lachend ließ sich Livia erneut auf dem moosbewachsenen Findling nieder, erleichtert dass sie eine Möglichkeit gefunden hatte, das anfangs deprimierende Thema zu wechseln. „Ja! Ich schätze, wenn er sich nicht in die Angelegenheiten von anderen einmischen würde, müsste er vor Langeweile die Wände auf und ablaufen."
Nachdenklich blickte der Vampir auf das Holzstück.
Um ihn nicht aus seiner kreativen Phase zu reißen, zog Livia eines ihrer Bücher hervor und las an der Stelle weiter, wo sie das letzte Mal aufgehört hatte.
„Unter Regeneration versteht man die Fähigkeit eines Organismus, verloren gegangene Teile zu ersetzen.
Pflanzen sind dazu in der Lage, aber auch sehr viele wirbellose Tiere wie verschiedene Nesseltiere, Ascidien, Plattwürmer u. Ä. Unter den Wirbeltieren ist die Fähigkeit weitestgehend verloren gegangen, Organe und Gewebe zu regenerieren. Amphibien wie z. B. die Molche oder Axolotl sind zum Teil in der Lage, verlorene Gliedmaßen, Augen und auch Teile von inneren Organen zu regenerieren. Auch die Fähigkeit mancher Reptilien wie den Eidechsen, ihren Schwanz an einer Sollbruchstelle durch Muskelkontraktion abzuwerfen und anschließend (in reduzierter Form) wieder nachwachsen zu lassen, ist unter den Wirbeltieren eher selten.
Bei den Gliederfüßern ist die Fähigkeit, verloren gegangene Körperteile bei der nächsten Häutung teilweise zu ersetzen, weit verbreitet. Dabei wird je Häutung jeweils ein Stück mehr ersetzt als bei der vorangegangenen Häutung, so dass bei einer genügend großen Anzahl von Häutungen Körperteile auch vollständig ersetzt werden können. Die Anzahl der Häutungen ist aber in einigen Gruppen der Gliederfüßer begrenzt (z. B. bei den Insekten), so dass in diesen Fällen nach der letzten, häufig der Imaginalhäutung, keine weitere Regeneration mehr möglich ist."
Nachdenklich legte sie ihre Stirn in Falten. Zu welcher Art sollte sie Vampire zählen? Deren Regenerationsfähigkeit war mit keiner der aufgezählten Wesen zu vergleichen. Einen Heiltrank zur Beschleunigung der Regeneration für einen Vampir herzustellen erwies sich als äußerst kompliziert, wenn man sich das Ziel setzte, diesen zu optimieren und anzupassen.
Sie atmete nachdenklich, laut durch die Nase aus und rieb sich erschöpft ihre Augen. Als sie sich erhob und das Buch beiseitelegte, gähnte Livia und erkannte, dass Dettlaff vertieft in seine Arbeit war. Es war eine wolkenlose Nacht wodurch der Mond mit seinem schwachen Schein hervorstach. Dettlaffs Augen ruhten auf dem Holz während er mit routinierten Bewegungen schnitze, die Lippen vor Konzentration fest aufeinandergepresst. Die äußere Rinde des Astes war nahezu komplett entfernt worden und die vereinzelten Späne sammelten sich zwischen seinen Beinen. Livias Neugier stieg ins Unermessliche, da sie noch nicht erkennen konnte, was Dettlaff modellieren wollte.
Mit einem warmen Lächeln wandte sie sich ab und legte sich, den Rücken zum Feuer gewandt, auf ihr bereitetes Lager zum Schlafen. Nach kurzer Zeit vernahm sie das ihr nun bekannte Rascheln, als der Vampir sich ihr näherte. Das Gewicht seines schwarzen Ledermantels auf ihrem Körper war angenehm, während das Kleidungsstück sie noch wärmte, nachdem das Lagerfeuer im Verlauf der Nacht erlosch. Seit Beginn ihrer Reise tat er dies jeden Abend, wobei er stets darauf achtete währenddessen nicht in ihrem Sichtbereich zu liegen. Hatte er Angst vor einer möglichen negativen Reaktion? Glücklich über dessen Fürsorge schmiegte sie ihre Wange an die warme Innenseite des Mantels und glitt in einen süßen Traum, der den Geruch von Tonkabohnen mit sich brachte.
Während ihres Marsches fragte Livia den Vampir häufig über dessen Heimat aus. Nazair war ihr gänzlich fremd und sie kannte ausschließlich Geschichten aus Büchern oder Erzählungen von Reisenden darüber.
Ihr Interesse schien ihm sichtlich zu gefallen, da er mit glänzenden Augen und äußerst ausschweifend auf ihre Fragen antwortete. Wider Erwarten stellte sich Dettlaff als ein sehr angenehmer Reisegefährte heraus und für Livia verging die gemeinsame Zeit wie im Flug. Es freute sie zu sehen, dass der Vampir sich ihr gegenüber langsam öffnete und seine permanente Achtsamkeit zögerlich abstrich.
„Du .. hfff hffffff, willst mir also, hfffffffff ...... sagen, dass hfffff", die junge Frau hielt inne um Luft zu holen. Die aktuelle Steigung machte es ihr schwer gleichzeitig zu sprechen und zu atmen. Sie holte tief Luft und warf dann ihren Kopf zurück. Schweiß lief an ihren geröteten Wangen herab und trotz der hochgebundenen Haare bildete sich auch im Nackenbereich eine unangenehme Schweißschicht, während der Vampir ruhig neben ihr stand und äußerlich keine Anzeichen von Anstrengung aufwies.
Grund Gütiger! Sie schwitzte selbst zwischen ihren Popobacken! Einfach widerlich. In solchen Momenten kam er ihr wahrhaftig wie ein Halbgott vor. Seine körperliche Ausdauer erschien ihr unerschöpflich, dennoch rechnete sie es ihm hoch an, dass er stets in menschlicher Form gemeinsam mit ihr reiste. Er könnte sich auch Transformieren und entspannt zur nächsten Raststätte fliegen und sich damit den langwierigen Fußmarsch ersparen.
Dank der unterhaltsamen Gespräche vergaß sie jedoch meist ihre körperlichen Unzulänglichkeiten und erfreute sich meist bester Laune während ihrer Reise. „Du willst mir also sagen, dass das Eretein Gebirge eine karge Wüstenregion mit ein paar Bergen ist und bis auf Vampire kaum von anderen Lebewesen bewohnt wird. Das klingt ziemlich..... langweilig."
Dettlaff legte seinen Kopf schief und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Du warst doch auch stets von deiner Familie umgeben."
„Selbstverständlich, aber es geht doch auch um die Umgebung münn wrient." Die Alchemistin hielt kurz inne, da der belustigte Blick des Vampirs sie mehr als nur ein wenig irritierte. Er schien regelrecht gegen ein Lachen anzukämpfen, weshalb sie vor Empörung ihre Wangen aufblies.
„Hey! Ich meine es ernst! Es ist doch schrecklich fade, wenn es keine Vielfalt an Lebewesen gibt."
„Auf den ersten Blick mag es als langweilig erscheinen, doch ich versichere dir das dem nicht so ist. Leben beschränkt sich nicht ausschließlich auf Tiere, Menschen und Monster. Die Erde, das Gestein und die Pflanzen zählen auch dazu. Ihr Menschen habt verlernt mit der Natur in Einklang zu leben und dessen Schönheit in euch aufzunehmen."
Stille herrschte zwischen den Beiden und jeder hing seinen Gedanken nach, ehe Livia ansetzte: „Ich denke, dass ich ungefähr verstehe worauf du hinauswillst. Mit zunehmendem Fortschritt wurde die Natur immer weiter verdrängt." Livia sah sich überrascht um. „Täusche ich mich oder höre ich Wasserrauschen?"
„Weiter vorne müsste ein Fluss kommen. Möchtest du eine Pause einlegen?"
Livia nickte und machte sich sichtlich erschöpft auf den Weg. Hinter sich hörte sie, wie Dettlaff sich räusperte, ehe er noch ein „Mijn vriend" mit auffällig neutraler Stimme von sich gab. Sie musste lächeln und war dem Vampir mehr als dankbar für seine Gesellschaft. Außerdem würde sie noch einiges an Übung benötigen ehe sie ernsthaft ein paar nilfgardische Begriffe in ihren Sätzen einbauen sollte.
Das Wasser war angenehm kalt und stand im starken Kontrast mit der sengend heißen Mittagssonne. Es war atemberaubend klar, sodass man selbst in der Flussmitte die Steine auf dem Grund erkennen konnte. Livia stöhnte erleichtert auf, als die kühle Strömung gegen ihre Waden arbeitete. Ihr war es unbegreiflich, wie Dettlaff tagsüber mit seiner langärmligen Tunika und dem auffälligen Mantel unbeeindruckt umherstolzieren konnte.
Der Vampir hielt am Ufer inne und beobachtete sie mit verschränkten Armen und undurchschaubarem Blick.
„Na?" Sie wandte sich ihm nun zu. „Möchtest du dich nicht auch etwas im Wasser abkühlen?"
Er blinzelte überrascht, ehe er mit ernster Stimme fortfuhr. „Temperaturen haben kaum einen Einfluss auf meinen Körper. Ich benötige daher keine Abkühlung."
Livia musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen ehe sie sich von ihm abwandte und mit geschlossenen Augen die heiß ersehnte Kälte genoss.
Nach einiger Zeit näherte sie sich dem Ufer und blieb abrupt stehen. Es folgte ein panischer Schrei, welcher den Vampir aufschrecken ließ. Im Bruchteil weniger Sekunden transformierte er sich und roter Nebel umhüllte Livia als er hinter ihr wieder seine menschliche Gestalt annahm. Seine Gesichtszüge verhärteten sich bedingt durch die Anspannung als er nach der Gefahrenquelle suchte. Die Schultern der jungen Frau begannen zu beben. Unsicher griff er nach ihrem Oberarm, doch weiter sollte er nicht kommen.
Wasser spritze in alle Himmelsrichtungen. Der Vampir war von Kopf bis Fuß nass und mit der Situation schlichtweg überfordert. „Was?!"
Livia konnte sich ihr helles Lachen nicht mehr verkneifen, während sie wie wild im Fluss auf und ab sprang und alles im näheren Umkreis nass spritze. Durch die ruckartigen Bewegungen löste sich ihr Haarknoten und die goldenen Locken umspielten ihren zierlichen Körper. Die Wangen gerötet, auf den schmalen Lippen ein freudiges Lachen und in den Augen strahlte die pure Lebensfreude. Ihre nasse Kleidung lag eng an ihrem Körper und ließ kaum Platz für Fantasie. Dettlaff vergaß gänzlich den Umstand, dass er völlig durchnässt im Fluss stand und nahm den Anblick dieses liebreizenden Wesens völlig in sich auf. Diese junge Frau, Livia, sie hatte seine Neugier den Menschen gegenüber erneut geweckt. Sie verkörperte alles was er als unsterbliches Wesen mit größter Sehnsucht begehrte.
Sie machte Fehler, war unvernünftig, aufbrausend, gelegentlich schüchtern, meist selbstbewusst, offen, voller Lebensfreude und einfach....., er hörte ihren schnellen Herzschlag, menschlich. Er schätzte ihre Ehrlichkeit ihm gegenüber und den Umstand, dass sie ihn wie einen ihresgleichen behandelte.
Livia entging nicht, dass der Vampir sie mit einem intensiven Blick musterte. Sie hielt unschlüssig inne und blickte in dessen hellblaue Augen. Es überraschte sie jedes Mal aufs Neue, wie viele Emotionen in diesen lagen. Sie sah in ihnen eine Sehnsucht, welche ihr in dieser Form bisher gänzlich unbekannt war. Dettlaff war in der Tat ein Wesen der Extreme und was sie in seinen Augen zu erkennen glaubte, ließ ihr Herz noch schneller schlagen. Sie war nicht aus Mitleid bei ihm. Er hatte mit seiner aufrichtigen und unbeholfenen Art ihr Interesse geweckt. Die Ereignisse seiner Vergangenheit sind teilweise tragisch und nicht zu entschuldigen, doch er verdiente es nicht in der Abgeschiedenheit allein zu leiden. Sie wollte ihm zeigen, dass das Leben noch so viel mehr zu bieten hat, auch für einen Unsterblichen.
Während sie sich schwer atmend weiterhin in seinem Blick verlor, bemerkte sie zu spät, dass der Vampir langsam auf sie zutrat. Geschmeidig, der Blick dem eines hungrigen Raubtieres gleich, näherte er sich ihr und hielt inne als sich ihre Oberkörper berührten. Livia schauderte.
Auf den ersten Blick mag er einem menschlichen Wesen gleichen, doch bei näherer Betrachtung fielen die einzelnen Unterschiede auf. Er war deutlich größer als die meisten Männer die sie kannte, neben dem außergewöhnlichen Geruch umgab ihn stets eine mächtige Aura, sein Auftreten war voller Anmut und ließ alle anderen Wesen plump erscheinen, die riesigen Hände mit den markanten Krallen, der ausgeprägte Kiefer mit den größtenteils spitzzulaufenden Zähnen und die Abwesenheit des Schattens.
Dies wären genug Gründe, um sich von ihm fernzuhalten und dennoch unternahm sie ihre Reise gemeinsam mit ihm. Seine kühle Hand an ihrer Wange erzeugte eine angenehme Gänsehaut auf ihrem Körper und erinnerte sie an den Moment in ihrem Atelier als sie ihm zum zweiten Male ihr Blut angeboten hatte. Er beugte sich zu ihr herab bis nur noch wenige Zentimeter ihre Gesichter voneinander trennten.
Seine angenehm tiefe Stimme war gedämpft während er ihr weiterhin in die Augen blickte. „Du hast mir meine Frage beim letzten Mal nicht beantwortet."
Livias Kopf war leer, wie jedes Mal, wenn er sich in ihrer Nähe befand. Seine Berührungen waren unerwartet sanft und stets an Körperpartien, die nicht ihre Weiblichkeit darstellten. In ihrem bisherigen Leben gab es kein männliches Wesen, dessen Nähe sie sich gewünscht hätte. Die Betonung lag jedoch auf bisher. Es gab keinen rationalen Gedanken, der ihren Wunsch erklären konnte.
Ihre Augen weiteten sich und sie hielt die Luft an, als er weiter nach vorn gebeugt direkt in ihr Ohr flüsterte. „Ich bin kein geduldiges Wesen. Es ist die Zeit gekommen, da auch du die Konsequenzen für deine Taten übernehmen musst."
Als er von ihr abließ stand die junge Frau immer noch wie erstarrt an derselben Stelle. Ehe sie reagieren konnte ging er in die Hocke und schippte eine Ladung Wasser in ihre Richtung. Ihr entfuhr ein quiekender Laut. Vor Überraschung sprang sie auf und rutschte bei der Landung, bedingt durch die Moosschicht im Flussbett, aus. Komplett durchnässt blickte sie Dettlaff an.
Ihre Augen weiteten sich ungläubig als sie den Vampir lachen sah. Wie hatte sie ihn jemals als ein Monster betrachten können? Vor ihr befand sich zweifellos eines der mächtigsten und tödlichsten Wesen, dieses Planeten und es lachte ausgelassen mit der Unbefangenheit eines Kindes, die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit kurzzeitig vergessend. Ihr Herz machte einen Hüpfer ehe sie in das tiefe Gelächter mit einstimmte. Die Wasserschlacht zog sich über den gesamten Nachmittag und wurde nur gelegentlich durch eine Unterhaltung unterbrochen.
Als der Abend hereinbrach entschieden sie sich, ihr Lager neben dem Fluss aufzuschlagen.
Livias schlechtes Gewissen ihren Eltern gegenüber wurde an diesem Abend komplett verdrängt und sie freute sich lediglich über die schöne Zeit, die sie gemeinsam mit Dettlaff verbringen konnte. Das Band der Freundschaft festigte sich zusehends und Livia war auf die zukünftige Entwicklung gespannt. Solch eine Bindung war ihr bisher gänzlich fremd.
Der Vampir saß leicht nach vorne gebeugt in der Nähe des Lagerfeuers und schnitzte voller Tatendrang weiter an seinem Werk. Livia überflog währenddessen einige Seiten ihres Buches über Regeneration, ehe ihr vor Müdigkeit die Augen zufielen.
Wenn ihre Karte korrekt war, würden sie morgen auf ein Gasthaus stoßen. Voller Überraschung musste Livia feststellen, dass sie die angenehme Stille am Abend vermissen wird.
Der Mantel blieb an diesem Abend aus, da er neben den weiteren durchnässten Klamotten um das Lagerfeuer herum aufgehängt war. Stattdessen kuschelte sie sich an die dunkelblaue Tunika, die leider kaum nach Tonkabohnen roch.
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Witcher - Motten fühlen sich vom Licht angezogen
Romance"Regis, ich sehe dass dir viel an deinem Freund liegt, allerdings darf man seine Taten nicht völlig außer Acht lassen. Du selbst hast ihn als impulsiv beschrieben. Was sollte ihn abhalten nochmals so eine Tat zu begehen." Nun stand Regis ebenfalls a...