Solitude

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Ein kleines Erdhäufchen lag vor ihren Füßen und wuchs langsam, aber stetig. Livia stand seit geraumer Zeit vor dem Wald und wog das Für und Wieder der geplanten Aktion ab, während sie mit ihren Schuhen konzentrische Kreise in den sandigen Boden zeichnete. Da die meisten niederen Vampire nachtaktiv waren, entschied sie sich direkt bei Morgengrauen den Wald zu betreten und schnell die Lieferung hinter sich zu bringen.

Einige Meter vor dem Eingang blieb sie jedoch stehen und verharrte dort nun seit einer Weile. Krampfhaft suchte sie nach Ausreden um das Unterfangen auf den nächsten Tag zu verschieben. Leider musste sie sich zu ihrem eigenen Verdruss eingestehen, dass alle Einfälle äußerst lapidar waren und einen längeren Aufschub nicht duldeten, geschweige denn rechtfertigen würden.
Sie stieß einen resignierten Seufzer aus und stieg über ihr Kunstwerk hinweg in den Wald.

Der Nebel lichtete sich bereits und vereinzelte Sonnenstrahlen schienen durch das Blattwerk. Die Vögel zwitscherten und das Rascheln im Unterholz verriet Livia die ungefähre Position der Waldbewohner. Wachsam blickte die junge Frau auf das Habitat abseits des Weges, jedoch fielen ihr keine signifikanten Veränderungen auf. Sie fühlte sich weder beobachtet noch in Gefahr. Die sphaera sensum war mit dicken grauen Wölkchen gefüllt.
Bedingt durch ihren zügigen Laufschritt stießen die zwei kleinen Trankfläschchen regelmäßig aneinander und der rote Inhalt schwappte auf und ab.

An ihrem Gürtelbund befand sich auch ein kleiner Dolch. Der Griff war aus Holz und bedingt durch sein Alter, waren die darauf befindlichen Blumenschnitzereien bereits zum größten Teil abgegriffen. Ihr war durchaus bewusst, dass sie im Notfall mit diesem kleinen Zahnstocher dem Vampir keinen einzigen Kratzer zufügen könnte und dennoch beruhigte es sie ungemein eine Waffe bei sich zu tragen. Sie konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Wann hatte sie das letzte Mal solch eine Angst verspürt?
Ihr Blick trübte sich als sie in Gedanken versunken nachdachte. Unterbewusst folgte sie dem Pfad immer tiefer in den Wald und gab sich der Melancholie der Vergangenheit hin.

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Vor ihrem geistigen Auge spielten sich unterschiedliche Szenerien ab, doch bei einer hielt sie inne.

Sie war damals noch ein Kind im Alter von 5 Jahren. Ihr Vater schickte sie zum ersten Mal alleine in den Wald, um nach Pusteblumen zu suchen. Er verriet ihr die Stelle, welche nicht unweit vom Atelier lag. Die Lichtung war traumhaft schön. Die Sonne tauchte die Szenerie in ein fast heilig anmutendes Licht. Schmetterlinge flogen von Blume zu Blume ihre Runden, Pilze zogen sich über die moosbedeckten Baumstümpfe und selbst ein Hase schlug ein paar schnelle Haken über die Wiese.
Lachend rannte sie über die Lichtung und streifte dabei mit ihren Fingerspitzen über die Blütenblätter. Als sie sich auf eine größere Moosfläche niederließ blickte sie auf ihre Fingerspitzen. Ein paar Blütenpollen waren auf ihnen hängen geblieben und färbten ihre Finger gelb.

Ein lautes Knacken ließ sie aufschrecken.
Fünf Männer mit stark abgenutzter Kleidung standen hinter ihr und starrten sie mit hungrigen Augen an. Ihr Atem beschleunigte sich und sie wollte zum Rennen ansetzten als sie einer am Fußgelenk packte. Ihr Oberkörper schlug hart auf dem Boden auf und ein Ast schnitt ihr leicht ins Handgelenk. Vereinzelte Blutstropfen rannen herab und sickerten in den lockeren Waldboden. Einer der Männer zwang sich zwischen ihre Beine und drehte sie herum. Mit seinen dicken schwieligen Händen machte er sich an ihrer Hose zu schaffen.

„Hey Macziek, ich wusste gar nicht, dass du ein Kinderficker bist du alter Hundsfott." Die Männer lachten und drängten sich näher an das Geschehen. Die Pupillen geweitet und der Atem stinkend nach billigem Alkohol. Der Kleinste aus der Gruppe popelte sich die Nase, um kurz darauf seine Hand unter seinen Hosenbund zu schieben.

Witcher - Motten fühlen sich vom Licht angezogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt