"Hier ist es! Kris muss irgendwo in dem Wald sein!"
Der junge Mann, der sich mittlerweile als Iadras vorgestellt hatte, schrie gegen den Sturm an und deutete in den Wald hinein. Der Regen machte es schwer irgendwas zu sehen und die Dunkelheit, die sich über das Land gelegt hatte machte es nicht besser.
"Aber ich kann nicht genau sagen, wo! Er könnte überall hin geflohen sein!"
Fluchend beruhigte er sein Pferd, welches bei jedem Donnerknall nervös hin und her tänzelte.
"Wir haben nicht die Zeit, den ganzen Wald abzusuchen!", rief Elrohir und sein Bruder nickte. Da hörten sie plötzlich zwischen dem ganzen Wind und Regen etwas.
"Hast du das auch gehört?!"
"Ja!"
"Was meint ihr?! Ich habe nichts gehört, außer diesen verdammten Sturm!!!"
Elladan wandte sich an Iadras und rief: "Wir wissen, wo die Warge sind! Wenn dein Freund noch lebt, ist er auch dort!"
Damit trieb er sein Pferd in den Wald, dicht gefolgt von seinem Bruder. Ohne groß nachzudenken, galoppierte der junge Mann ihnen nach. Er war überrascht wie gut die Zwillinge unter diesen Umständen durch den Wald navigieren konnten. Er selber kannte diesen Bereich hier ziemlich gut und hatte trotzdem Probleme, sein Tier unbeschadet zwischen die Bäume zu lenken, aber gleichzeitig die Reiter vor ihm nicht aus den Augen zu verlieren. Und trotzdem schienen die beiden sich immer weiter von ihm zu entfernen. Doch als er gerade dachte, er hätte sie endgültig verloren, tauchten sie wieder in seinem Blickfeld auf. Wie erstarrt saßen die beiden auf ihren Pferden und gaben keinen Mucks von sich. Schnell stoppte Iadras sein Tier und hielt neben den beiden an.
"Was ist?", fragte er laut genug, dass die beiden es hörten, aber so leise wie möglich.
"Wir haben es hier nicht nur mit einem Warg zu tun. Sie sind hier ganz er Nähe."
Die beiden Brüder sprangen ab und zogen ihre metallenen Schwerter.
"Pass auf die Pferde auf und folge uns nicht."
Damit verschwanden sie in der Dunkelheit des Waldes, während Iadras ihnen nur unruhig nachschauen konnte.
Lautlos rannten Elladan und Elrohir über den Laubboden. Mittlerweile hörten sie deutlich das Knurren und Bellen der Warge über den Sturm hinweg. Als sie endlich das Rudel erreichten, waren diese gerade dabei, einen Menschen anzufallen. Ohne zu zögern rannten die Brüder auf die riesigen Wölfe zu und jagten ihre Schwerter durch deren Körper. Die Raubtiere heulten auf und wandten sich den Angreifern zu. Nacheinander griffen sie nun ihrerseits die beiden an, nacheinander fielen tote oder verletzte Leiber zu Boden. Wütende Zähne versuchten, sich in die Körper der Elben festzubeißen, doch Elladan schlitzte dem Warg die Kehle auf, bevor dieser ihn erreichen konnte. Die noch übrigen Warge erkannten, dass sie nicht gewinnen konnten und versuchten zu fliehen, doch die Zwillinge ließen das nicht zu. Sie verfolgten die Tiere und erledigten sie. Elrohir warf sein Schwert und die von Blut getränkte Klinge bohrte sie in den Schädel des letzten Wargs. Stirnrunzeln zog er seine Waffe wieder heraus und wandte sich an seinen Bruder.
"War das Rudel nicht irgendwie klein?"
Elladan nickte.
"Vor allem, was machte es hier? Wenn ich Iadras Schock richtig verstehe..."
"...dann gibt es hier normalerweise keine Warge."
Wieder nickte Elladan und wischte sein Schwert am nassen Gras ab.
"Ja, aber darüber sollten wir uns später Gedanken machen."
Sein Zwilling stimmte ihm zu und schnell eilten die beiden wieder zurück. Sie fanden Kris bewusstlos am Boden liegend und blutend.
"Er muss es gerade so geschafft haben bei Bewusstsein bleiben, bis wir gekommen sind."
Geschwind verschafften sich die Elben einen Überblick über die Verletzungen des jungen Mannes. Er hatte Bissspuren an einem Bein und Krallenspuren am Rücken. Doch meisten Sorgen machte ihnen die klaffende Wunde über der Brust des Menschen. Das Blut schien nicht zu stoppen und wenn sie es nicht bald verarzten würden, würde Kris verbluten.
"Wir müssen ihn schnell zurück bringen. Hol Iadras und die Pferde. Ich habe was dabei, womit ich vorerst die Blutung verlangsamen kann."
Elrohir nickte und rannte zurück.
"Habt ihr ihn gefunden?!", fragte Iadras hoffnungsvoll, als er den Elben erblickte. Dieser antwortete aber nur mit einem knappen Nicken und sprang auf seine Stute. Zusammen mit den beiden restlichen Tieren inklusive besorgtem jungen Mann ritt er wieder zu Elladan. Kaum angekommen, brachte er seinem Bruder dessen Beutel, welcher sofort damit begann, Kräuter und Verbände herauszukramen. Iadras wagte es währenddessen nur einen kurzen Blick auf seinen Freund zu werfen und drehte sich dann weg. Wenn Kris jetzt sterben würde, würde er definitiv sich die Schuld dafür geben. Sein Blick wanderte über die toten Körper der Warge, als er plötzlich ein Wiehern hörte. Schnell eilte er in die Richtung, aus der das Geräusch kam und erkannte Kris Schimmel, der verängstigt durch den Wald lief. Langsam näherte er sich dem verstörten Tier, welches in seiner Bewegung innehielt und ihn argwöhnisch anstarrte.
"Hey, Leanor... Ich bin es, Iadras... Du kennst mich doch... Ganz ruhig... Die Wölfe sind tot... Du bist in Sicherheit..."
Leise murmelnd näherte er sich vorsichtig dem Pferd und das Tier schien sich tatsächlich zu beruhigen. Ganz langsam legte der junge Mann seine Hand auf Leanors Nüstern und strich dem Hengst sanft über den Hals. Erst jetzt bemerkte er die vier roten Striemen, die sich über dessen rechte Flanke zog. Er nahm die Zügel in die Hand und führte den Schimmel langsam zurück zu den Brüdern. Immerhin schien er keinen zu großen Schmerzen beim Laufen zu verspüren.
Elladan und Elrohir hatten inzwischen Kris notdürftig verarztet und verfrachteten ihn nun sehr vorsichtig auf Elladans Hengst. Sie warfen nur einen kurzen Blick zu Iadras und dem Pferd und kümmerten sich dann wieder um den verletzten Menschen. Vorsichtig drapierte Elrohir seinen Mantel über ihn, sodass dieser von dem Wind und Regen geschützt war.
"Elrohir, reite schon mal vor und richte alles vor. Ich werde etwas langsamer folgen.", sagte Elladan zu seinem Bruder. Dieser nickte, strich mit einem Blick auf die Verletzung des weißen Pferds diesem noch kurz über die Nüstern und schwang sich dann auf Ilmare. Er verabschiedete sich kurz und galoppierte los.
"Hier!"
Elladan hatte derweil seinen Umhang ausgezogen und warf ihn Iadras zu.
"Leg das dem armen Tier um."
Dann wendete er seinen Hengst und ritt nur etwas langsamer als sein Bruder zuvor ebenfalls zurück. Schnell befestigte Iadras den Umhang auf Leanor und machten sich dann schließlich auch durch den Sturm wieder auf den Heimweg.
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The Cage
FanfictionLegolas und Thranduil freuen sich sehr, als Elrond und seine Zwillingssöhne sie besuchen. Alles schien auf eine schöne Zeit zu deuten, doch als der Prinz des Düsterwalds eines Tages entführt wird, machen sich Elladan und Elrohir sofort auf den Weg...