EINS

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Mit dem großen Rucksack auf dem Rücken, der Wasserflasche halb aus der Jackentasche fallend, meiner einen Hand meinen Koffer ziehend, und mit der anderen Hand mein Handy haltend, lief ich durch den Hauptbahnhof. Die Leute sahen mir nach, was ehrlich gesagt auch berechtigt war.

"Wann genau kommt dein Zug an?", fragte mein Cousin.

"Ich bin doch noch gar nicht in der Bahn Theo", rief ich, und suchte gestresst nach dem richtigen Gleis.

Der Zug mit der Nummer FLX37 fährt auf Gleis Drei ein, ich wiederhole, der Zug mit der Nummer FLX37 Richtung Berlin fährt auf Gleis Drei ein.

"Oh, oh. Theo die Bahn kommt. Ich schreib dir später", rief ich aus und lief zu der Großen 3 die ich gerade erst entdeckt hatte. 

Ich hörte noch wie er "Alles klar" rief, bevor das Telefon in meiner Hosentasche verschwand und ich die Treppen zu den Gleisen runterlief.

Die Bahn war schon ziemlich voll als ich meinen Koffer hinein hiefte und anfing nach einem Sitzplatz zu suchen. Glücklich ließ ich mich auf einen Fallen, als ich sah, dass dieser erst ab Berlin reserviert war. Endlich hatte ich Zeit meinen ganzen Kram ein bisschen zu organisieren. 

Ich kramte mein Ticket und den Plan aus dem Koffer und stopfte meine Jacke hinein. Die Sommerferien hatten gerade erst angefangen und eigentlich war es relativ warm, aber ich wollte halt auf alles vorbereitet sein. 

Ich würde die nächsten 2 Monate bei meinem Cousin Theo mitten in Berlin verbringen. Direkt danach ging es mit meiner besten Freundin nach Neuseeland als Au-Pair. Das war schon immer ein Traum von mir gewesen. Ich meine, Kinder, Sommer und Reisen. Gibt es etwas besseres auf der Welt?

Ich simste Theo, dass ich kurz nach acht da sein würde. Ich sah auf meine Armbanduhr. Das waren ja noch ganze Drei Stunden. Leicht genervt holte ich meine Kopfhörer aus dem Rucksack und setzte sie auf. Den Blick nach draußen gerichtet, sang mir Fynn Kliemann gerade vor, was in einer Minute alles passieren kann. Die Landschaft zog an mir vorbei. Das war das, was ich an Flugzeugen immer vermisste. Das aus dem Fenster sehen. Das vorbeifliegen der Bäume. Das die Stadt hinter dir lassen. Die Sonne schien in mein Gesicht, und ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe. Sie war kühl, was ein Kontrast zu meiner aufgewärmten Haut war. Doch es gefiehl mir. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl. 

Ich schreckte hoch, als ich etwas an meinem Oberschenkel spürte. Aber es war nur ein neuer Passagier. Aber wo ich nun schon einmal wach war, dachte ich. 

Möglichst unauffällig versuchte ich zu gähnen und streckte meine Arme leicht nach oben. Irgendwelche Knochen knackten, als ich wieder Bewegung in meinen Rücken brachte. Manchmal dachte ich, mein Körper war älter als ich. 

Es waren nur noch ein paar Stationen und mein Mund war bereits ganz trocken. Nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, blickte ich wieder nach draußen. 

Sogleich setzte ich mich ein bisschen aufrechter hin. Das sah ja schon ganz anders aus als vorhin. Hohe Gebäude, moderne Straßen. 

Wir werden in einigen Minuten den Berliner Hauptbahnhof erreichen. Ausstieg auf der linken Seite.

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