"Wie bist du denn hier reingekommen?", frage ich. Einfach weiterzumachen wie bisher scheint mir das vernünftigste zu sein, was ich machen kann.
"Spielt keine Rolle." Er kommt einen Schritt näher. "Denkst du ich hätte dich nicht erkannt? Deine Augen würde ich dich unter tausenden wieder erkennen, deine Stimme habe ich in den letzten sieben Jahren auch nicht vergessen." "Ich glaube, du bildest dir da was ein. Ich kenne keine Skylar", versuche ich die Situation zu beenden. "Warum versteckst du dich überhaupt hinter der Maske? Habe ich dir je was getan?", er bleibt bei seiner Überzeugung. "Raus hier oder ich rufe die Polizei!", langsam bekomme ich Panik. "Dann ist es mir auch egal, ob du ein Superstar bist! Was fällt dir eigentlich ein?"
Plötzlich steht er vor mir und zieht an den Haaren. Ich wehre mich. "Sag mal gehts noch? Lass das! Hör auf!", ich versuche mit meinen Armen meinen Kopf zu bedecken. "Das tut weh!", schreie ich weiter, möglichst glaubhaft.Doch dann passiert es. Meine Hand rutscht ab, sodass er einen festeren Griff bekommt und die Maske mit einem Ruck wegziehen kann. Augenblicklich erstarren wir beide. Ich vor Schreck und er.. ja wovor eigentlich? Dass er Recht gehabt hat? Wahrscheinlich weiß er auch nicht, wie er jetzt damit umgehen soll, obwohl er sich darauf vorbereitet hat, fühlt er sich überrumpelt, seine ehemalige beste Freundin nach sieben Jahren wiederzusehen. Und das nachdem er mit voller Überzeugung gewaltsam gegen mich vorgegangen ist. Was wäre, wenn ich tatsächlich einfach nur ein Fan gewesen wäre? Das gäbe eine Schlagzeile. "Ed Sheeran lauert einem Fan auf und geht ihn gewaltsam an!" Sein nächstes Album wäre mit Sicherheit nicht so erfolgreich. Wobei, heutzutage weiß man das nie. Die Menschen spielen verrückt. Sein Ruf wäre zumindest geschädigt.
Er fasst sich wieder und fängt an zu reden: "Warum hast du gemacht?"
Ja, tolle Frage. Was erhofft er sich davon? Dass ich die Wahrheit sage? Dass ich ihm verrate, dass ich ein Reptiloid bin und die Weltherrschaft an mich reißen möchte, ich hier hergezogen bin, damit ich in Ruhe an meinem Plan tüfteln kann und er mir nur in die Quere kommt?
Ich weiß es nicht. Aber genau das tue ich. Ich erzähle ihm alles. Wie ich hier hergekommen bin, dass ich mir die ersten Jahre eigentlich nur ein Bild verschaffen wollte, die letzten Jahre an einem Plan getüftelt habe, der in einer Testphase ist, erzähle ihm vom 5G, dem Adrenochrom, der Höhle, meinem Vermieter und schmücke das Ganze noch mit etwas Schwachsinn aus, zum Beispiel indem ich sage, dass John Lennon und Michael Jackson am Leben wären. Je unglaubwürdiger die Story ist, denke ich mir, für desto verrückter hält er mich, will dann nichts mehr von mir wissen und geht.
Aber anscheinend hat er echte Not, denn seine Reaktion ist ganz anders als ich erwartet habe.
"Wow. Okay, das ist heftig. Ich wusste ja schon immer, dass es Reptiloiden und so was gibt, aber dass ausgerechnet du in sowas verwickelt bist... krass." „Ja, also gehst du jetzt?", ich will ihm klar machen, dass er hier nicht willkommen ist, auch wenn er es wahrscheinlich schon selbst bemerkt hat. „Nein, also ja wenn du gleich Nein sagst", fängt er an, „die Sache ist die...ich brauche wirklich dringend deine Hilfe. Ich habe Mist gebaut und möchte untertauchen, ich habe mich schon extra von den Sozialen Netzwerken zurückgezogen, aber anscheinend reicht das nicht. Mein Management weiß nichts von der ganzen Sache, und das soll auch so bleiben, sonst kann ich meine musikalische Karriere an den Nagel hängen und um Gottes Willen... wenn das passiert, dann ist das mein Ende, Musik ist meine Leidenschaft und-" Ich unterbreche ihn: „Ganz ruhig. Luft holen. Was ist denn überhaupt passiert?" „Lange Geschichte...", wir gehen zusammen runter und setzen uns an den großen Tisch im Esszimmer. „Also folgendes: Es hat damit angefangen, als ich Cherry Seesdeath wieder getroffen habe. Wer das ist, weißt du ja? Meine Frau. Also noch zumindest... Jedenfalls haben die Medien damals richtig berichtet, es hat gefunkt zwischen uns, es war sowas Ähnliches wie Liebe auf den ersten Blick, nur halt nicht auf den ersten Blick, sondern auf den tausendsten vielleicht. Naja, wie dem auch sei. Jedenfalls war sie in so eine Sache verwickelt, ich würde schon fast sagen, in eine politische Angelegenheit und sie hat dringend meine Hilfe gebraucht. Damals an der Uni hat sie wen kennengelernt der jemanden kennt, der jemanden kennt, dessen Schwester jemanden kennt und so weiter, jedenfalls der ein Berater von Ronald Dump ist. Richtig, dem Präsidenten, der hier in Europa zumindest ein nicht so hohes Ansehen hat. Und Cherry war damals sehr gut in dem, was sie studierte, sie war die beste. Also wanden sich die Dozenten an sie, beauftragten sie mit Modellrechnungen, Übungen, Überprüfungen, sodass sie zum Meister der Manipulation in jeglicher Hinsicht geworden ist. Sie schloss mit dem Berater, noch vor Dumps Wahl, einen Deal ab: Sie verhilft ihm zu gewinnen, um im Gegenzug aber mit agieren zu dürfen- sie war schon immer der Meinung, Macht sei wertvoller als Geld, und sie ist gewiss nicht dumm. Nach der Wahl wurde, wie du sicher weißt, Dump zum Präsidenten Amerikas, aber das Versprechen an Cherry geriet in Vergessenheit. Das machte sie natürlich zornig und dann weihte sie mich in die Geschichte ein. Zusammen suchten wir eine Lösung, und haben die gefunden: Wir wollten alle Informationen, die wir hatten, der Chinesischen Regierung unterschieben, und um die ganze Sache von uns abzulenken, machten wir Schlagzeilen mit unserer Verlobung, dem Album und so weiter.. Der Plan ging halt auch erstmal auf, sodass wir unendlich glücklich waren und schließlich eine wahre Traumhochzeit gefeiert haben. Jetzt das Problem: Die amerikanische Regierung hat Wind von unserem Verrat bekommen und will uns dran bekommen, mich haben sie bereits gefasst, aber durch den Kompromiss, dass ich ihnen Cherry ausliefere, haben sie mich unter Beobachtung gehen lassen. Aber ich liebe sie und will das nicht, deswegen muss ich untertauchen. Verstehst du das?" Ich nicke. „Also hilfst du mir?"
Vor sieben Jahren hätte ich ohne zu zögern ja gesagt. Aber jetzt? „Was springt für mich raus?", ist also meine Antwort.
Er überlegt einen Moment.
„Reicht meine Anwesenheit nicht?", er versucht wohl lustig zu sein.
„Nein."
„Wie wäre es mit einer Machtposition in Nordkorea?"

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Ed 2
Ficción GeneralSieben Jahre ist es nun her, dass Ed aus Skylars Leben verschwunden ist. Sieben Jahre voller Trauer, Schmerz und Enttäuschung darüber, dass ihr bester Freund das Promi-Leben ihr vorgezogen hat. Irgendwann hat sie jedoch angefangen, mit ihrer Vergang...