2. Erstes Kennenlernen

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Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, blieb ich noch einige Minuten lang reglos im Bett liegen und überlegte mir, wie ich den Tag am besten verbringen sollte. Wie wärs wiedermal mit einem Sherlock-Marathon? Oder Weihnachtsgeschenke einkaufen? Oh, verdammt es war ja Sonntag. Das bedeutete, dass gestern Samstag war... Plötzlich kamen die Erinnerungen von gestern Abend wieder und überfluteten mich wie eine riesige Welle. Ruckartig setzte ich mich auf. Ed. Sofort durchströmte mich ein kribbeliges Gefühl der Wärme. He, was war nur los mit mir? Ich kannte den doch gar nicht! Ich sollte mich verdammt nochmal auf andere Dinge konzentrieren, als auf irgendwelche süssen Rotschöpfe, die das Gefühl hatten einfach in meine Gedanken hereinspazieren zu können. Pfff.

Ich warf einen kurzen Blick auf den Wecker und stellte verwundert fest, dass es bereits zwölf Uhr mittags war. Wieso zur Hölle musste ich immer so lange schlafen? Gähnend schlurfte ich in die kleine Küche und machte mir erstmal Tee. Als ich mich mit einer dampfenden Herr der Ringe-Tasse in der einen Hand und einem warmen Brötchen in der anderen Richtung Wohnzimmer aufmachte, hörte ich, dass der Fernseher schon lief. Huch, dann war er also ausnahmsweise mal da. Manchmal vergass ich fast, dass ich einen Mitbewohner hatte, obwohl Dan doch mein bester Freund war. Als ich das Wohnzimmer betrat, musste ich mir die Hand vor den Mund klatschen, um nicht laut loszulachen. Dan lag laut schnarchend, mit weit aufgerissenem Mund und verstrubbelten Haaren auf dem Sofa und unser Kater Benny rieb sich schnurrend an seinem Bauch. Ich schaltete den Fernseher aus und  holte eine warme Wolldecke aus Dans Zimmer und deckte ihn liebevoll zu. Hoffentlich schlief er noch ein wenig. Bestimmt war er fix und fertig. Dan war nämlich Youtuber und momentan fanden unglaublich viele internationale Veranstaltungen und Spendenaktionen statt, bei denen sich zahlreiche Youtuber beteiligten und anwesend sein mussten. Ich war glücklich, dass es Dan mit Youtube so weit gebracht hatte, aber manchmal hatte ich doch ein wenig Angst, dass der Stress und der Druck ihn kaputt machen oder verändern würden. Vorsichtig strich ich ihm eine dunkle Strähne aus der Stirn und kraulte Benny abwesend den Nacken. Schliesslich nahm ich mein Frühstück mit in mein Zimmer und verschlang es dort mit grossem Appetit. Dann fand ich mich leider gezwungen einige Hausarbeiten zu erledigen. Missmutig wusch ich das Geschirr der letzten paar Tage ab, saugte den Flur und mein Zimmer und schrieb sogar noch ein wenig an meinem Aufsatz für die Uni weiter. Als ich zufrieden mit mir selber aber völlig erledigt auf mein Handy schaute, schrie ich beinahe auf. Verdammte Scheisse. Es war 3 Uhr und um 4 Uhr hatte ich mich mit Ed im Lantana verabredet. Wieso konnte ich nur einmal in meinem Leben nicht die Zeit vergessen?! Wie vom Teufel getrieben flitzte ich ins Bad, riss mir mein nerdiges Star Wars Pijama vom Körper und sprang unter die eiskalte Dusche. Der etwas schwache Strahl der billigen Dusche entspannte meinen Körper ein wenig und als ich einige Minuten später unschlüssig im Bademantel  vor meinem Kleiderschrank stand, hatte ich mich wieder einigermassen beruhigt. Schliesslich entschied ich mich für enge, schwarze high-waisted Jeans mit einem weissen Arctic Monkeys Shirt. Darüber noch einen baigen Cardigan und mein Outfit war fertig. Schnell raste ich ins Bad, tuschte meine Wimpern und akzentuierte meine Wangenknochen ein wenig. Meine Haare liess ich offen, da ich gegen diese Lockenmähne eh keine Chance hatte und mir sowieso nicht viel Zeit blieb. Ich raste im Höchsttempo die Treppen runter, schlüpfte in meine Docs, schnappte mir meine Schlüssel und meinen Mantel und eilte aus dem Haus. Mein Gott, immer dieser Stress.

Nun war es schon halb 4 und um das Lantana-Cafe noch rechtzeitig zu erreichen, war ich gezwungen die U-Bahn zu nehmen, was ich übrigens wie die Pest hasste. Ich hatte grosse Platzangst und zwischen so vielen fremden Menschen zu stehen, weckte in mir immer ein verzweifeltes Gefühl der Panik. Als ich endlich bei der Station Goodge Street aussteigen konnte, war es schon fast 4 und ich hetzte Richtung Charlotte Place, wo sich das Lantana befand.

Puh, gerade noch geschafft! Durchs Schaufenster hindurch sah ich, wie Ed alleine an einem Zweiertisch sass und gedankenverloren in seinem Kaffee rührte. Mein Herz überschlug sich fast vor Freude. Er trug ein dunkelblaues, langärmliges Sweatshirt und drüber ein bordeauxrotes T-shirt mit weisser Aufschrift. Ich eilte ins Cafe und liess mich ihm gegenüber auf den hölzernen Stuhl fallen. Schnell blickte er auf, als wär er gerade aus wichtigen Gedanken gerissen worden, strahlte mich dann aber sofort an, als er erkannte, dass es sich um mich handelte. Ich erwiederte das Lächeln schüchtern. "Hi Sophie. Freut mich echt mega, dass du gekommen bist.", sagte er mit dem cutesten Lächeln, dass ich je gesehen hatte. "Hi Ed", sagte ich und spürte, wie meine Wangen schon wieder verdächtig heiss wurden. "Es ist süss, wenn du rot wirst.", sagte er leise.
Huch, flirtete der etwa gerade mit mir!? Wenn ja, dann hatte er den vollen Erfolg. "Ehm also, ich ehm bestell dann kurz mal was für mich", stotterte ich hilflos, sprang auf und flüchtete zum Tresen. Wieso hatte Ed nur so eine enorme Wirkung auf mich? Er dachte jetzt bestimmt, dass ich ein dummes, stotterndes Mädchen sei, dass noch nicht mal mit nem Kompliment klarkam. Missmutig nahm ich meinen Tee in Empfang, bezahlte und lief langsam wieder zurück zum Tisch. Ich musste mich jetzt wirklich zusammenreissen und ihm beweisen, dass ich mehr als einen vernünftigen Satz zusammenbringen konnte. "Sorry hat ein bischen länger gedauert.", sagte ich mit einem entschuldigendem Lächeln. "Ach kein Problem. Hats dir gestern eigentlich gefallen?", fragte er hoffnungsvoll. "Ja, es war wunderschön! Du hast echt grosses Talent." Ich hätte ihm Stunden über seine Musik vorschwärmen können, aber ich wollte ja nicht wie so ein verliebtes Fangirl klingen. "Erzähl mir was über dich, Sophie.", forderte er mich mit einem gespannten Leuchten in seinen Augen auf. "Naja also, ich heisse Sophie Turner, bin 20 Jahre alt und komme eigentlich aus Deutschland. Mein Vater ist Engländer und meine Mutter ist Deutsche...ehm war, meine ich sorry. Als ich 14 war, ist sie bei einem Autounfall verunglückt und danach hab ich mit meinem Vater allein gewohnt. Fürs Studium bin ich dann nach London zu meinem besten Freund gezogen. Jetzt studiere ich Kunst  an der Royal Academy of Arts und naja, mir gefällts hier!" Es wunderte mich wie mir all die Worte so leicht über die Lippen kamen. Vorallem das mit meiner Mutter. Normalerweise hatte ich grosse Schwierigkeiten Fremden etwas über mich zu erzählen. Bei Ed war das ganz anders. Ihm vertraute ich vom ersten Augenblick an und ich hatte das ungewohnte Gefühl, ihn schon ewig zu kennen. "Oh man, das mit deiner Mutter tut mir echt leid", sagte er mitfühlend. Gott, wie ich Mitleid hasste. Um schnell auf ein anderes Thema zu kommen forderte ich ihn auf, nun was über sich zu erzählen. "Ich heisse eigentlich Edward Christopher Sheeran, aber Gott sei Dank nennen mich alle nur Ed. Geboren wurde ich in Halifax, also West Yorkshire. Meine Familie ist dann später nach Framlingham gezogen und letztes Jahr bin ich dann hierher gekommen, nach London. Als Musiker hat man hier einfach bessere Chancen bekannt zu werden und unter die Leute zu kommen. Ich hab auch schon drei EPs aber bis jetzt hatte ich nicht sonderlich viel Erfolg. Aber was solls? Ich mache die Musik ja letztendlich für mich, weil es meine Leidenschaft und mein Leben ist." Seine Worte hatten mich berührt und wir schauten uns einige Sekunden lang wortlos in die Augen. Ich konnte so viel in seinen Augen lesen. Leidenschaft, Hoffnung, Kampfgeist.

Die Zeit mit Ed verflog wie im Fluge und wir redeten und lachten den ganzen Nachmittag. Mit jedem Wort, das er sprach wuchs meine Faszination und Zuneigung für ihn und ich spürte, dass er etwas Besonderes war. Wir erzählten uns viel von einander und ich hatte nicht, wie normalerweise, den Drang mich zu verstellen. Wir redeten und redeten. Erst als es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Heimweg, diesmal zu Fuss. Plötzlich fragte er aus dem Nichts heraus:"Willst du noch zum Abendessen zu mir kommen? Ich hab zwar nur Tiefkühlpizza aber das sollte gehen, oder?". Erfreut willigte ich ein und hakte mich bei ihm unter. Lachend gingen wir durch die dunklen Strassen Londons.

Sorry, dass ich so lang gebraucht habe aber ich hatte ja noch Schule und als die Ferien angefangen haben, wollte ich erstmal einfach Nichts tun.:) Ich hab noch ein Bild hinzugefügt, wo ihr seht, wie ich mir Sophie ungefähr vorstelle.

The Man - Ed Sheeran FanfictionWhere stories live. Discover now