"Guten Morgen Eliza!" Kaum hatte ich meinen 1970er mattschwarzen Mustang auf dem Schulparkplatz geparkt und die Türe geöffnet, kamen mir schon Maya und Lucas entgegen, wie immer Hand in Hand und breit lächelnd. Wir drei waren seit rund 15 Jahren unzertrennlich und seit etwa 2 Jahren waren die beiden ein Paar. Ich hatte selten zwei Personen kennengelernt, die so gut zueinander passten, sich so gut ergänzten. Dabei waren sie "einfache" Menschen, hatten also keine Seelenbindung wie bei es uns Wölfen der Fall war, wenn wir unseren Mate, unseren Seelenpartner finden.
Seinen Mate zu finden war selten geworden, wir konnten uns auch normal verlieben und es funktionierte wunderbar, aber jeder hat den Traum, seinen Mate zu finden. Ich auch. Seit ich ein kleines Kind war und ich zum ersten Mal davon gehört hatte, war es mein sehnlichster Wunsch, meinen Mate zu finden. Bisher war es aber noch nicht so weit. Und irgendwie war ich dafür auch dankbar.
Maya und Lucas waren die beiden wichtigsten Personen in meinem Leben, denn sie waren nach dem Verlust meiner Familie für ich da. Sie wussten, was ich war und wie sich ein solcher Verlust auswirkte, haben mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Ich hatte es ihnen einmal gezwungenermaßen erklären müssen, als wir mit 16 Jahren von einer Diskothek nach Hause gegangen waren und von zwei Männern bedroht wurden, die uns ausrauben wollten.
Daraufhin hat Loona die Kontrolle übernommen um uns zu beschützen, wodurch auch äußerliche Veränderungen passierten. Meine Fingernägel wurden länger und spitz, meine Eckzähne ebenso länger und meine Augen glühten in einem rötlichen Gold. Kurz waren die beiden erschrocken, doch dann waren sie nur noch neugierig und wir verbrachten die restliche Nacht damit, dass ich ihnen alles von mir, meinem Clan, meine Spezies und Co. erzählte.
Irgendwann wollten sie mehr von Loona wissen und ich ließ sie einfach selbst sprechen, denn sie konnte sich genauso gut selbst vorstellen und Fragen beantworten. Und es hatte mich in dem Moment so erleichtert, ihnen nichts mehr verschweigen zu müssen.
"Hey, Eliza, bist du noch bei uns?" Ein Schnipsen vor meinem Gesicht holte mich wieder in die Gegenwart zurück. Ich zuckte leicht erschrocken zusammen und antwortete, "Ja, war nur kurz in Gedanken. Guten Morgen ihr zwei." Maya lachte und schüttelte den Kopf, Lucas seufzte und meinte, "Herrje Eliza, wie kannst du immer so abschweifen. Wo warst du denn diesmal mit deinen Gedanken?"
Ich zog meine Tasche vom Beifahrersitz, stieg aus und schloss meinen Wagen ab, bevor ich sagte, "Ach, ich hab nur gerade an den Abend gedacht, an dem ihr Loona..." Doch weiter kam ich nicht, denn ein Motor heulte laut hinter mir auf, der meinem eigenen sehr ähnlich klang. Ich hatte zwar keine Ahnung von Autos, aber durch mein verstärktes Gehör konnte ich Geräusche gut voneinander unterscheiden, auch die zwischen Motoren.
Ich drehte mich um und sah einen Mustang auf uns zurollen, das selbe Modell wie meiner, allerdings in schneeweiß und glänzend. Langsam fuhr er auf den freien Platz neben mir und der Motor stoppte. Dann ging die Türe auf und das erste, was mich traf war der Geruch. Blumig, tief aber gleichzeitig leicht, lieblich aber auch kräftig. Automatisch zog ich die Luft tiefer durch die Nase, wollte aus irgendeinem Grund diesen Geruch für immer abspeichern. Es war das Beste, was ich jemals gerochen hatte.
Dann sah ich blonde lange Haare und einen weiblichen Körper, der von perfekt sitzender Kleidung ummantelt war. Ein wunderschöner Körper, sie war etwa so groß wie ich, vielleicht ein paar Zentimeter größer. Als sie die Türe schloss schulterte sie ihre Tasche und versuchte ihre Haare, die durch den Wind verweht wurden, mit einer Hand wieder zu richten. Dann drehte sie sich zu uns um und ich sah augenblicklich zu Boden.
Früher hätte ich sofort Augenkontakt gesucht, der Wolf in mir verlangte es eigentlich um zu sehen, wer die höhere Position hatte, aber seit dem Verlust meines Rudels war ich zurückgezogen, versuchte keine neuen sozialen Kontakte aufzubauen, egal wie klein diese waren. "Guten Morgen", sagte eine melodische Stimme, die mir eine Gänsehaut bescherte. "Guten Morgen", antworteten Maya, Lucas und ich. Dann hörte ich, wie ihre Schritte sich entfernten und ich sah auf, starrte ihr hinterher.
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Wolfsseele
FantasyDer große, schwarze Alphawolf mit den goldenen Augen ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ohne Rudel. Ohne Mate. Letzte Erbin des Connor-Clans. Das bin ich, Eliza Connor, 19 Jahre alt, Schülerin, Wölfin. Verzweifelt auf der Suche nach einer Mögl...