Epilog

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"Eliza hast du alles?" Ich seufzte, schloss meinen Rucksack und schulterte ihn. "Ja, ich habe alles. Ich habe während den letzten 4 Mal in denen du gefragt hast nichts wieder ausgepackt. Wäre ja recht unlogisch, findest du nicht?" Mittlerweile stand ich bei der Garderobe, zog meine Schuhe an und grinste Allison an.

Diese war schon fertig angezogen, hatte ihre Sporttasche mit den letzten Sachen in der Hand und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. "Frech wie eh und je. Manchmal frage ich mich, wie ich es mit dir aushalte", murmelte sie und reichte mir meine Jacke. "Und ich dachte, du hättest dich im letzten Jahr daran gewöhnt?", fragte ich und zog meine Jacke an. "Sollte man meinen, aber ich glaube, das wird nie passieren."

Ich lachte und legte meine Hand auf ihre Wange. Und wie immer schmiegte sie sich sofort in meine Berührung und schloss kurz die Augen. "Na los, lass uns gehen." "Ach und jetzt hetzt du mich, nachdem du dir endlos lange Zeit gelassen hast? Ich bin schon seit einer halben Stunde abmarschbereit. Wir müssen den Flug erwischen, das ist dir hoffentlich klar, Liebes!", meckerte sie und ich seufzte, schob sie aus der Türe und schloss diese hinter uns.

Wir gingen zu meinem Wagen, verstauten unser Gepäck und stiegen ein. "Kann es sein, dass du nervös bist?", fragte ich als ich auf die Straße fuhr. Sie nahm meine Hand, verflocht unsere Finger und sagte, "Du etwa nicht? Ich meine, wir haben die Wohnung zwar gesehen und ein paar Tage in London verbracht, aber in einer neuen Stadt in einem anderen Land ein Leben anzufangen kann allerlei Probleme mit sich bringen." "Natürlich hast du Recht, aber Maya und Lucas sind ja auch dort und können uns sicherlich beim Einleben helfen. Immerhin sind sie direkt nach dem Abschluss hingezogen."

Sie schwieg eine Weile und fing dann an zu lachen. Verwundert sah ich sie aus dem Augenwinkel an und fragte, "Allison, alles in Ordnung? Drehst du jetzt völlig durch vor lauter Nervosität oder wie?" Sie lachte nur noch mehr und brachte nach Luft ringend einige Worte heraus, "Nein, alles gut. Mir ist nur etwas eingefallen." "Und was?", fragte ich neugierig nach. "Erinnerst du dich, als wir uns mit den beiden zum ersten Mal getroffen haben? Wann war das nochmal...etwa ein Monat, nach dem wir die Verbindung vollständig eingegangen waren?" Ich nickte zustimmend zu sie fuhr fort.

"Dieser Blick von beiden, der geht mir absolut nicht aus dem Kopf. Diese Mischung aus Angst und Ablehnung gegenüber der berühmt-berüchtigten Eiskönigin. Und trotzdem waren beide so beschützerisch dir gegenüber. Ich glaube, hätte ich nur ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung in deiner Nähe gemacht, hätten sie mir den Kopf abgerissen. Ich fand es wirklich süß, wie viel du ihnen bedeutest. Sie haben mich regelrecht getestet um zu sehen, ob ich dir nicht antun werde, ob ich es Ernst meine mit dir."

Nun lachten wir beide. Ich konnte mich noch gut daran erinnern. Während Maya und Lucas sie in einem Kreuzverhör ausfragten saß ich daneben, habe alles grinsend beobachtet und war einfach nur glücklich. Einerseits, weil die beiden sich so um mich sorgten, andererseits weil Allison ihnen ihr wahres Ich zeigte und sie an diesem einen Abend im Handumdrehen von sich überzeugt hatte.

"Ich war einfach nur froh, dass sie dich so schnell akzeptiert haben. Nicht, dass sie etwas dagegen hätten tun können, das wir zusammen sind, aber es war trotzdem etwas, dass ich insgeheim belastet hat. Immerhin warst du die meistgehasste Lehrerin der ganzen Schule", gab ich zu. Sie drückte meine Hand und meinte, "Ich weiß. Aber du weißt, wie ich wirklich bin. Und Maya und Lucas haben auch erkannt, das dieses Eisköniginnen-Image nur aufgesetzt war."

Ich nickte zustimmend und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. "Nur noch ein paar Stunden und dann können wir endlich unser gemeinsames Leben beginnen", sagte ich und musste automatisch grinsen. Wir hatten eigentlich gar nicht vor, wegzuziehen, allerdings konnten wir uns natürlich nicht bereits direkt nach meinem Abschluss als Paar outen, das würde Fragen aufwerfen. Nach langem Überlegen hatten wir daher beschlossen, Maya und Lucas nach London zu folgen.

Dort konnten wir uns offen zusammen zeigen, Allison hatte schnell einen Job gefunden und ich einen Platz für ein Medizinstudium. Und auch eine Wohnung hatten wir nach kurzer Suche ausgewählt, angesehen und gleich gekauft. Außerdem hatten wir beide beschlossen, uns keinem Rudel anzuschließen oder selbst eines aufzubauen. Wir waren zufrieden zu zweit, wir hatten uns daran gewöhnt, kein Rudel an unserer Seite zu haben und konnten es gar nicht mehr anders.

Mittlerweile waren wir am Flughafen angekommen, parkten das Auto auf einem der Parkplätze, wo es später von einem Fahrzeug-Service zurück zum Haus gebracht wurde. Mein Haus hatten wir natürlich behalten, immerhin war es durchaus praktisch, falls wir irgendwann hierher zurückkehren würden. Egal ob zu Besuch oder für immer.

Ein leises Lachen neben mir holte mich aus meinen Gedanken wieder heraus. Ich drehte mich zu Allison und sah sie überrascht an. Sie hob belustigt ihre Augenbraue und fragte, "Wo warst du denn mit deinen Gedanken meine Liebe?" Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf und meinte, "Ach, nirgendwo. Lass uns hineingehen." Sie nickte und wir stiegen aus, nahmen unsere Sachen und brachten den Autoschlüssel zu dem Service. Dann gingen wir durch den Flughafen, setzten uns nach der Sicherheitskontrolle zu unserem Gate und warteten darauf, dass das Boarding begann.

Schweigend saßen wir eine Weile nebeneinander, mein Kopf an ihre Schulter gelehnt, ihr Arm um mich gelegt und ihre Hand streichelte sanft über meinen Rücken. "Ich liebe dich", flüsterte ich und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Wange. Blitzschnell drehte sie ihren Kopf zu mir und legte ihre Lippen auf meine. Immer wieder trafen unsere Lippen aufeinander, bestimmend und doch vorsichtig. Sie löste sich genau in dem Moment wieder von mir, als das Boarding ausgerufen wurde.

Sie grinste, flüsterte mir "Ich dich auch" zu, stand dann auf und streckte mir die Hand hin. Mit einem breiten Lächeln ließ ich mir von ihr aufhelfen, verflocht sofort unsere Finger und drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen. "Bereit?", fragte ich dann und holte unsere Flugtickets aus meinem Rucksack. "Für ein neues Land, einem neuen Job und einem Leben mit dir?", fragte sie nachdenklich. Ich verdrehte die Augen und sie lachte. "Natürlich bin ich bereit. Solange du bei mir bist, ist mir egal wo und wie wir leben. Bist du denn bereit?"

Ich zog sie leicht zum Verbindungstunnel zwischen Gate und Flugzeug, zeigte unsere Tickets vor. Nachdem diese eingescannt wurden gingen wir weiter und während wir nebeneinander gingen sagte ich, "Ich bin mehr als bereit. Ein Leben mit dir ist alles, was ich will. Wie du schon sagtest, egal wie oder wo wir leben. Du bist meine Mate, die andere Hälfte meiner Seele. Keiner kennt mich so wie du. Keiner versteht mich so wie du."

"Na dann sind wir uns ja einig. Ich freue mich auf ein Leben mit dir Liebes", sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich lachte während wir weitergingen. Wenige Minuten später saßen wir auf unseren Plätzen und warteten darauf, dass wir abhoben.

Zu unserem neuen Leben. Zu unserem gemeinsamen Leben.

Ende

WolfsseeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt