"Setzt dich", wies sie mir an. "Wie wäre es mit einem Bitte", brummte ich und ließ mich auf der Trage nieder. "Bitte, wärst du so gnädig und würdest mir den Gefallen tun, dich hinzusetzen?", fragte sie mit engelsgleicher Stimme und zog die Augenbraue hoch, bevor sie fragte, "Besser?" Ich presste meine Lippen zusammen, konnte mir ein kleines Grinsen aber nicht verkneifen. Humor hatte sie ja schonmal. "Ja, besser", gab ich amüsiert von mir und erntete dafür ein Augenrollen von ihr. Dann drehte sie sich mit dem Rücken zu mir und suchte nach dem Verbandsmaterial, wie ich vermutete.
Dabei musterte ich ihre Gestalt. Sie war wirklich außergewöhnlich schön, hatte einen beneidenswerten Körper, perfekte Proportionen. Ich merkte, ganz leicht, wie Loona sich an meinem Verstand beteiligte, sie ebenso musterte, meine Augen mehr wahrnahmen als zuvor. Ich ließ ihr den Spaß, sie übernahm ein wenig die Kontrolle, legte den Kopf schief und sah sie sich genau an. Und ihr gefiel, was sie sah, das spürte ich ganz genau.
Ich will sie. Und du auch. Du kannst es nicht leugnen, ich spüre es, wie du dich beherrschen musst, um sie nicht zu berühren. Glaubst du wirklich, dass du dem entfliehen kannst?
Ich werde es versuchen. Ja sie gefällt mir, aber ich werde versuchen, es zu unterdrücken. Um meinetwillen. Um meiner Seele willen. Um meines Lebens willen. Und du kannst nichts dagegen tun. Wahrscheinlich hast du Recht, ich werde daran scheitern und mich doch dem hingeben, was uns zu ihr zieht. Aber ich werde es so lange unterdrücken, wie es geht. Und du kannst mir das nicht übel nehmen.
Ich weiß wieso du dich wehren willst. Machen wir einen Deal, faire Konditionen.
Und wie genau stellst du dir den Deal vor?
Ich werde nicht dazwischenfunken, ich werde dich machen lassen. Aber wenn du merkst, dass es nicht anders geht. Wenn du merkst, wie du dem Drang nicht unterdrücken kannst, mit ihr zusammen zu sein, dann lässt du es zu. Damit ich endlich meine Mate haben kann.
Ich überlegte. Das Angebot klang fair, doch ich wusste, das sie so nur auf anderem Weg versuchte, ihre Mate zu bekommen. Doch ich konnte immer noch entscheiden, ob ich Gefühle für sie entwickelte, oder dies erst gar nicht zuließ.
Also, was sagst du?
In Ordnung, wir haben einen Deal.
Sie brummte zufrieden und ich konzentrierte mich wieder auf Ms. Sinclair vor mir. Ich mochte ihren Kleidungsstil. Schwarze, enganliegende, Stoffhose. Dunkelrote Bluse, schwarze Pumps. Dazu schlichter, silberner Schmuck. Sie wusste, wie sie ihre Reize einsetzen musste, das war klar. "Ihr seit nicht gerade unauffällig mit starren, ich hoffe, das ist euch bewusst", meinte sie dann plötzlich und ich lehnte mich zurück, wobei ich mich auf meinen Armen stütze und legte den Kopf erneut schief. "Es war nie unauffällig geplant. Sie wollte es, also wieso sollte ich es nicht zulassen", entgegnete ich und sie drehte sich langsam um. "Wie heißt sie?", fragte sie, während sie sich einen Stuhl heranzog und sich dicht vor mich setzte.
"Loona", antwortete ich und hörte, wie die soeben genannte in meinem Kopf knurrte und meine Augen sich erneut, diesmal vollständig verwandelten. Ms. Sinclair grinste und meinte, "Du lässt sie nicht wirklich an die Kontrolle oder? Wieso?" "Wir haben einen Deal", sagte ich schlicht. Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und überlegte wohl, ob sie nachfragen sollte, was genau es damit auf sich hatte, ließ es aber zum Glück bleiben. "Gib mir bitte deine Hand." Ich streckte diese aus und sie nahm vorsichtig den vollgebluteten Verband ab.
"Wann ist das passiert? Was hast du gemacht?", fragte sie sofort wie aus der Pistole geschossen, als sie sah, wie geschunden und aufgeplatzt die Haut an den Fingerknöcheln war. Und in ihrer Stimme schwang Sorge mir, was mich erstaunte, ich kannte es nicht mehr, dass sich jemand wegen solcher Kleinigkeiten Sorgen machte. Dann sah sie mich an und ihre Augen waren wesentlich heller als davor. Ah, da ging wohl der Wolf mit ihr durch. Sie hatte wohl Angst um ihre Mate. Irgendwie ja süß...
DU LIEST GERADE
Wolfsseele
FantasyDer große, schwarze Alphawolf mit den goldenen Augen ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ohne Rudel. Ohne Mate. Letzte Erbin des Connor-Clans. Das bin ich, Eliza Connor, 19 Jahre alt, Schülerin, Wölfin. Verzweifelt auf der Suche nach einer Mögl...