21 • Protzer

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Joleen Cuervo

Berlin

Am nächsten Tag, sprang ich spontan für eine Kollegin ein und übernahm ihre Schicht im Studio. Also war ich von zwölf bis sechzehn Uhr dort.

Zu meinem Leidwesen, hatte Nicolas auch diese Schicht. Innerlich hatte ich gehofft, dass er nicht da sein würde, aber da hatte ich mich wohl geirrt.

Zwischenzeitlich ging er mir ziemlich auf die Nerven. Nett das er mich fragte, wie es mir ging. Aber jedes Mal wenn er mich zu sehr nervte, suchte ich etwas, was ich tun könnte, nur um sein Gelaber nicht hören zu müssen.

Der Arbeitstag ging zum Glück trotzdem recht schnell um. Morgens hatte ich Raphael geschrieben, dass er mich später wenn ich Schluss hatte, am Studio abholen könnte.

Ich war gespannt was er zu sagen hatte bezüglich Zoella. Hätte Raphael mir eher gesagt, was los war, hätte ich vielleicht nicht so reagiert wie ich es den einen Tag tat. Wir hätten vernünftig miteinander sprechen können.

Schließlich hatte ich ihm auch einiges anvertraut. So fragte ich mich, ob Raf mir etwa so wenig vertraute, dass er mir diese Sache verschweigen musste?

Pünktlich um sechzehn Uhr konnten wir das Studio schließen. Als ich draußen war, setzte ich augenblicklich meine Sonnenbrille auf, denn die Sonne schien mir sofort in mein Gesicht. Für Mitte April war es schon ziemlich warm, weswegen ich eine lockere Jeans, die an den Knien kaputt war, ein dunkles Top und eines meiner geliebten rot karierten Hemden trug.

"Wer ist denn dieser Protzer dort? Steht mit seiner fetten Karre schön im Halteverbot.", hörte ich Nicolas neben mir sagen und folgte seinem Blick. Dieser galt Raphael. Er lehnte an einem schwarzen teuren Auto, welches tatsächlich in einem Halteverbot stand. Kurz musterte ich ihn.

In seiner einen Hand hielt er sein Handy und in der anderen eine Zigarette. Ebenso trug er auf seiner Nase eine Sonnenbrille wie ich und wie fast immer trug der Halbitaliener eine Jogginghose.

Alles in einem sah er wieder mal verdammt gut aus.

Man sah sofort, dass die ganzen Leute hier in der Innenstadt das teure Auto neugierig betrachteten. Entweder aus Neid oder aus Begeisterung.

"Das Auto ist cool. Scheint ein Ferrari zu sein.", gab Nadya von sich und mich wunderte es etwas, dass sie sofort erkannte um was für ein Auto es sich handelte. "Aber uns kann es ja egal sein, wie und wo der parkt. Ist nicht unser Problem, Nicolas.", mit diesen Worten verabschiedete sich unsere Chefin von uns und wünschte uns noch ein schönes Wochenende.

Auch ich wollte nicht länger bei Nicolas stehen bleiben und Raphael dort noch weiter warten lassen.

"Ich sage dann auch mal bis nächste Woche.", damit ließ ich meinen Arbeitskollegen stehen und ging auf den Mann mit den dunklen Haaren zu.

Als dieser mich bemerkte, steckte er sein Handy in seine Tasche und schenkte mir ein Lächeln.

"Hey Jo.", begrüßte er mich. Kurz stand ich etwas ratlos vor ihm. Ich wusste nicht wie ich ihn hier in der Öffentlichkeit begrüßen sollte.

"Hey. Wartest du schon lange?", fragte ich ihn und lächelte ebenfalls.

"Nein, noch nicht allzu lange. Wollen wir los?"

"Okay. Ja klar. Sag mal wo fahren wir eigentlich hin?", neugierig schaute ich ihn an.

"Du und deine Neugierde.", jetzt grinste Raphael mich an.

"Ich will einfach nur nicht riskieren, dass wir Indisch essen gehen. Das gestern reichte mir.", rutschte es mir heraus.

"Indisch? Warst du mit dem da, der uns die ganze Zeit beobachtet und gestern mit dir im Club war, Indisch essen?", fragte nun Raf neugierig und ich bemerkte das er nicht so begeistert war.

Innocent | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt