𝐹𝒶𝓂𝒾𝓁𝒾𝑒

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Meine Welt schien an mir vorbeizuziehen. Dass sie sich weiterdreht, aber ich an Ort und Stelle stehen bleibe.

Francis Torresi ist mein Vater?

Mein Dad ist vor mehr als sieben Jahren an einem Autounfall ums Leben gekommen.
Es ist unmöglich, dass ein fremder Mann nach vierundzwanzig Jahren plötzlich in mein Leben auftaucht und behauptet, dass er mein Dad ist.

Ich versuche einen Zusammenhang zu finden, alle Möglichkeiten durchzurechnen, aber ich finde nichts, das annähernd etwas Sinn ergibt.

Ich spüre den Boden unter meinen Knien, die Kraft in meinen Beinen verlässt mich, dass ich auf den kalten Marmor sinke.

Jedes Augenpaar ist auf mich gerichtet, das laute Geschrei der anderen hört sich meterweit weg an.
Ich kriege nur nebenbei mit wie Jason auf Tyler losgeht während Paul mir auf die Beine hilft und zum anderen Sofa führt, welches neben dem von Collin steht.

Es kommt mir wie ein schlechter Witz vor.

Emelie streckt ihre Hand nach mir aus, schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, um mir zu signalisieren, dass alles gut wird.
Nur die Tatsache daran zu denken, dass es vielleicht der Wahrheit entspricht, deutet daraufhin, dass es nicht besser werden wird.

»Trink etwas«, Tracy hält mir ein Glas Wasser vor die Nase und streicht beruhigend über mein Rücken.

Sie hat diese Art an sich, ihren geprägten Mutterinstinkt, wo mir immer wieder klar wird, warum Damon sie geheiratet hat.

Das Glas war in Sekunden leer, dass ich es auf den Kaffeetisch abstelle.

»Warum denkt Torresi, dass er mein Vater ist?«, ich kratze jede Kraft in mir zusammen, um die Frage zu stellen.
Ich brauche antworten, und zwar jetzt.

Tyler und Jason halten mit ihren Fäusten inne und sehen zu mir rüber
Mein Bruder zerrt sich aus dem festen Griff von Jay, wirft ihm einen bösen Blick zu und kommt auf mich zu.

»Du hast ihn nicht erkannt?«, hackt er vorsichtig nach und geht vor dem Sofa auf die Knie.

Ich schüttele widerwillig den Kopf.
Den Mann vorhin habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.

»Erinnerst du dich an Dads alten Collegefreund von der Washington?«.

Kleine Bruchteile kommen mir in den Kopf.
Dads Freund, der sich immer mit uns Kindern abgegeben hat, mit uns jedes Spiel spielte und auf uns aufpasste, wenn unsere Eltern nicht Zuhause waren.
Aber ich sehe kein Bezug zu Torresi, da der Mann meiner Vergangenheit keine Waffe auf uns richtete.

»Was hat er aber mit Torresi zu tun?«.

»Er und Torresi sind eins und dieselbe Person.
Er benutzt sein zweiter Vorname und hat vor Jahren den Nachnamen seiner Ehefrau angenommen, deswegen kommt er dir nicht bekannt vor«.

Ich weiß nicht, ob es an mir und dem Sturz liegt, aber mir kommt es einfach merkwürdig vor.

Der beste Freund von Dad hatte uns den Rücken zugedreht als er starb und sich auch nie bei uns gemeldet.
Wenn er wirklich mein Vater wäre wie er behauptet, wieso hatte er zugelassen das ich auf der Straße lande?

»Bevor der Unfall passierte, habe ich mitbekommen, wie sich unsere Eltern mit Francis gestritten haben über dich«, fängt Ty an, die Geschichte von ganz am Anfang zu erzählen.

»Francis ist der Meinung dein leiblicher Vater zu sein, weil er etwas mit Mum hatte als die Beiden vor deiner Geburt eine Beziehungspause einlegten, aber laut Mum war sie bereits mit dir schwanger als sie sich mit Dad zerstritten hat«.

Beginnt Tyler mir die komplette Geschichte zu erzählen bis ins kleinste Detail.

Francis war der beste Freund von Dad gewesen, das wusste ich bereits, da Dad immer über ihn geredet hat.
Sie sind seitdem ersten Tag Collage befreundet gewesen, haben Tage und Nächte zusammen verbracht und haben eine Zeit lang zusammen gewohnt bis meine Eltern sich kennenlernten.
Wir haben ihn wie ein Familienmitglied gesehen. Onkel Sebastian Francis Smith.

Als vor meiner Geburt dieser Streit war, hatten Mum und Dad einige Monate nicht miteinander geredet und laut Francis hatte er anscheinend versucht zwischen ihnen zu schlichten, obwohl er die beiden mehr auseinanderbringen wollte.
Er hatte schon immer ein Auge auf Mum geworfen, es Dad aber nie gebeichtet.

Smith, jetzt Torresi, hat sie sogar so um den Finger gewickelt, dass sie mit ihm geschlafen hatte.
Mum wusste, dass die Ehe bereits kaputt ist, aber ihre Liebe zu Dad und Tyler zu groß war, um sich gegen eine Scheidung entschied.
Meine Eltern hatten sich irgendwie zusammengerauft, um Tyler mit zwei Elternteile groß zu ziehen und ich bereits im Leib meiner Mutter war, um das Licht der Welt zu erblicken.

Dad wusste von der kurzen Affäre nichts, bis kurz vor deren Tod Francis getobt hat, weil Dad darüber geredet hat, wie stolz er auf seine Tochter ist.

An dem Abend war ich nicht da gewesen als es passierte, ich war bei meinen Großeltern während Tyler zu Hause jedes Wort der Auseinandersetzung mitbekommen hat.

Tyler hat sie zu Rede gestellt, ihnen jedes Wort aus der Nase gezogen, mit dem Versprechen mir nichts zu sagen.

Die Freundschaft zwischen Francis und Dad ist an dem Abend zu Bruch gegangen und den engen Kontakt zu uns Kindern gab es nicht mehr.

Dad war nicht böse gewesen auf Mum, da in dem Zeitraum sie nicht zusammen waren wegen der geplanten Scheidung.

Mit jedem Wort, das seine Lippen verlassen, ergibt jedes Puzzleteil langsam Sinn, aber es erklärt immer noch nicht, wieso er der festen Überzeugung ist, mein richtiger Vater zu sein.
Außerdem wie hat er uns gefunden? Wir hatten jede unserer Spuren verwischt, um nicht gefunden zu werden.
Wir wollten nicht gefunden werden, denn die Vergangenheit sollte dort bleiben, wo wir sie verlassen haben.

»Sind wir dann keine Geschwister mehr?«, mein ganzes Leben lang habe ich Ty an meiner Seite und er ist der Einzige aus meinen alten Leben, der übrig geblieben ist, selbst wenn das ganze Fiasko stimmt ist er zum Teil mit mir verwandt, aber es wird nicht dasselbe sein.

»Du wirst immer meine kleine Schwester bleiben, egal wer was behauptet, ich liebe dich und daran wird sich nie etwas ändern, klar?«, argumentiert Tyler, um meine Zweifel davon zu blasen.

»Dazu hast du auch uns Lola«, Daniel deutet durch die Runde.
»Wir sind Familie, auch wenn wir nicht blutsverwandt sind, sind wir alle füreinander da«.

Ich sehe über meine Mitmenschen.
Daniel hat recht sowie Tyler und mit einem Mal ist der Zweifel so schnell verschwunden, wie er gekommen ist.
Wir waren schon immer eine Art Familie gewesen, auch jetzt, nachdem wir Zuwachs von den Kills bekommen haben.

Tyler wird immer mein nerviger Bruder bleiben, egal ob Torresi wieder auftaucht oder nicht.
Jason habe ich auch, mit ihm habe ich eine kleine Familie gegründet und eines Tages werden wir auch heiraten, wenn die Zeit es endlich zulässt.

»Erzählst du mir auch, wie er uns gefunden hat?«.

»Morgen kleines, heute hast du genug erfahren, außerdem glaub ich das dein Lover Boy mit dir reden will«, Ty nickt seitlich zu Jason, der geduldig wartet, dass er zu mir kann.
Er steht mit verschränkten Armen seitlich von mir und fixiert mich mit den schönen braunen Augen.
Tyler steht von der Hocke auf, um zu Madison zu laufen und Jason freie Bahn zu machen.

Er zieht mich auf die Beine, um mich gleich auf seinen Schoß zu setzen, als er sich auf das Sofa setzt.
Ich kuschle mich sofort an Jason und lausche seinen langsamen Herzschlag.

»Es tut mir leid, es dir nicht gesagt zu haben«, entschuldigt er sich.

Ich küsse flüchtig seine süßen Lippen und erwidere darauf mit einem kurzen: »Schon gut«.
Einen Streit mit Jason deswegen zu beginnen ist unnötig, wie das Auftauchen von Torresi selbst.
Jason wäre der letzte gewesen, der mir sowas nicht erzählt jedoch kenn ich Jason gut genug das er ein Versprechen niemals brechen würde, auch wenn es bedeutet mich im Dunklen zu lassen.
Die Vergangenheit hatte ich hinter mir gelassen, doch sie hat mich eingeholt und stellt meine Gegenwart und Zukunft komplett auf den Kopf.
Es wird dauern bis ich das ganze einigermaßen verarbeitet habe, aber die Menschen um mich werden mir helfen, davon bin ich fest überzeugt.

Gangbattle 3- The LairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt