M. Mignot

41 8 3
                                    

Der gute Mignot von Nebenan hat mich bei meiner Rückkehr als Erstes begrüßt. 

Ich habe gehört was passiert ist, sage mir bitte, dir ist nichts zugestoßen, Charles!

Lediglich den inneren Frieden hatte mir Prag genommen, beim Westfeldzug nahmen die Deutschen ihn damals das linke Auge und das rechte Bein. Nahmen ihn die Frau und den Verstand, und schenkten ihn dafür den gelben Stern.

Der gute Mignot fragt mich immer nach der Zeit, sehen wir uns. Viele Sätze sagt er nicht, doch endet sie immer mit mei'm Namen, Charles, Charles, Charles.

Die Knaben von Gegenüber ärgern den Mignot, wenn er die Straßen hinunter humpelt. Nicht mehr zu wissen scheint er, was Piraten waren, doch schmunzelt wenn sie von der anderen Straßenseite schreien. 

Die Eltern sind nicht bereit, ihren Kindern sein Schicksal zu erklären. Die kindliche Unschuld solle noch nicht schwinden, meinen sie zueinander. Erwischen die Eltern ihre Jungs, ziehen sie ihnen eine über die Ohren und werfen den Mignot kein Blick zu.

Der gute Monsieur Mignot schmunzelt immer, habe ich meine Schlüssel vergessen. Er schmunzelt, wenn die Frauen wieder bei mir rein und raus liefen. Er schmunzelt, wenn mir meine Krawatte schief hing.

Ohne zu fragen richtet er mir meine Krawatte.

Und in diesen Momenten liebe ich ihn.

Kennen tu' ich den Herr nicht, weiß nicht mal sein Vornamen. Ich weiß nur von seinem Erlebten. Und es reicht aus, ihn zu lieben. 

Er strahlte stets Liebe aus. Liebe, welche bis zu ihrem Tod ihr Schicksal wie eine bleierne Decke mit sich tragen wird.

Tous les visages de l'amourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt