Kapitel 2

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Mittlerweile war es schon ziemlich spät und ich musste mich beeilen, damit ich nicht viel zu spät zu Hause ankommen würde. Ich wollte mir schließlich nicht die ganzen Nacht das Gemecker meiner Mutter anhören müssen.
Für gewöhnlich komme ich auch gerade deswegen nie zu spät, doch heute wollte ich mich einfach nicht sofort wieder von Oikawa abwenden, schließlich hatten wir uns doch gerade erst wieder vertragen, wenn man das so nennen kann.
Zuhause angekommen, öffnete ich vorsichtig die Tür und schon fiel mein Blick auf meine Mutter, welche mich gereizt anstarrte. „Das Training ist schon seit einer Stunde vorbei und so lange dauert der Weg hier her nicht! Wo warst du?" Sie schrie nicht, aber ruhig redete sie auch nicht, sie war wutentbrannt. „Es tut mir leid, ich w..." Mitten in meinem Satz wendete sie sich Kopfschüttelnd von mir ab. „Das Essen ist kalt, geh und mach deine Hausaufgaben" entgegnete sie mir schließlich, bevor sie im Wohnzimmer verschwand.
Ich seufzte und ging die Treppen rauf in mein Zimmer. Sie war Heute ruhiger als gewöhnlich, aber nicht netter. In meinem Zimmer angekommen blickte ich auf die Uhr. Gerade Mal 18 Uhr. Ich dachte kurz nach und kam dann zu dem Entschluss, dass ich es noch vor Ladenschluss schaffen könnte, mir ein neues Handy zu besorgen. Ich nahm genügend Geld und kletterte wie schon die Nacht zu vor aus meinem Fenster, denn meine Mutter würde mich niemals gehen lassen, so musste ich mich also immer wieder raus schleichen. Ich beeilte mich und kam etwa zehn Minuten später an dem Laden an, zu dem ich wollte.

Nachdem ich das neue Handy bezahlt hatte, machte ich mich auf den Rückweg, wo ich Oikawa traf.
„Iwaaa" rief mir der braunhaarige Idiot zu. Ich nickte ihm nur kurz zu und wollte eigentlich weiter gehen, um schnell nach Hause zu gelangen. Ich wollte auf keinen Fall, dass auffällt, dass ich nicht in meinem Zimmer war und lernte.
Oikawa hielt mich allerdings am Ärmel fest. „Was ist denn?" fragte er schließlich und sah mich verwirrt an. „Ich muss mich beeilen, meine Mutter weiß nicht, dass ich nicht Zuhause bin." antworte ich im monoton und wollte gerade weiter gehen als er mich wieder zurück zog. „Jetzt warte doch Mal... Iwa, was ist denn in letzter Zeit los?" Er sah mir besorgt in die Augen und ich löste mich aus seinem Griff. „I-Ich... Nicht jetzt, nicht hier." brachte ich nur stotternd raus. „Gib mir Mal dein Handy." forderte ich ihn nun auf und tippte dann meine neue Nummer in das Handy meines Gegenüber. Seufzend sah er mich.„Schon wieder ein neues?" fragte er und meinte wohl mein Handy. „Sie hat es entdeckt und sofort einkassiert." antworte ich ihm knapp und drehte mich um. „Wir reden wann anders, schreib mir nachher."
Danach ging ich mit schnellen Tempo die letzten Meter zu meinem Haus und als ich mich in meiner Einfahrt nochmal umdrehte, sah ich, wie Oikawa gerade einige Häuser weiter seine Haustür aufschloss.

Ich war nun dabei ein neues Versteck für mein Handy zu suchen, da meine Mutter mir seit geraumer Zeit nicht mehr erlaubt eines zu besitzen und das aus welchem Grund auch immer. Sie darf es dieses Mal auf keinen Fall finden, ich habe nicht genügend Geld, um mir nochmal ein neues zu kaufen. Gerade als ich ein geeignetes Versteck fand, spürte ich die Vibration des Handys in meiner Hosentasche.

Oikawa:
Iwa, kannst du mir jetzt erklären, was in letzter Zeit los ist???

Iwaizumi:
doch nicht übers Handy, Idiot. Meine Eltern sind am Wochenende nicht da. Komm Samstag Mittag vorbei.

Oikawa:
Erst Samstag? Wieso kannst du mir das alles nicht vorher erklären? In der Schule oder so

Iwaizumi:
Das ist einfach nicht eben Mal so erklärt. Also Samstag?

Oikawa:
Jaja, schon gut.

Seufzend schaltete ich das Handy aus, damit meine Mutter es nicht durch einen Zufall hört, sollte ich eine Nachricht bekomm, anschließend versteckte ich es.
Ich setzte mich nun an meinen Schreibtisch und fing an meine Hausaufgaben zu machen, als ich hörte, wie meine Eltern sich zum wiederholtem Mal anschreien.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das nicht andauernd passiert. Ich nahm mir also meinen alten MP3-Player und hörte über meine Kopfhörer etwas Musik, damit ich mich besser auf meine Aufgaben konzentrieren kann.
Als nun auch die letzte Aufgabe erledigt war, fing ich an meine Sachen für den morgigen Schultag zu packen und ging danach schlafen, diesmal ging ich nicht zu Maki.

Durch ein Brüllen wurde ich unsanft geweckt und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es drei Uhr morgens war. Verwirrt richtete ich mich auf als meine Mutter in mein Zimmer stürmte. „Hajime!" schrie sie und kam auf mich zu. Ich zuckte zusammen und auch wenn ich nicht wusste, was los war, wusste ich, was jetzt kommt. „Dein Vater ischt gerade ge-gegangen und... und das ist deine Schuld!" nuschelte sie betrunken und stand nun vor mir. Mit einem Mal holte sie aus und fing an mich zu schlagen. Langsam liefen mir immer mehr Tränen über die Wangen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie nahm meinen Gürtel, welcher auf einem Hocker neben meinem Sofa stand und verletzte mich damit am Rücken, im Gesicht und an den Armen, weil ich diese schützend vor mich gehalten hatte. Die Schnalle des Gürtels spürte ich noch einige Male auf der Haut, bevor sie von mir abließ und einfach schluchzend ging.

Zusammengekauert und heulend befand ich mich nun in einer Ecke meines Bettes und ich wusste nicht wie mir geschah.

Ich war völlig aufgelöst, als mir in den Sinn kam, dass ich Morgen Sportunterricht haben würde. Panisch rannte ich in mein Bad, niemand durfte meine Wunden sehen. Ich zog mich bis auf meine Boxershorts aus und blickte an mir herunter und in den Spiegel. Scheiße. Ich sah unterschiedlich alte blaue Flecken an meinen Armen und Beinen und außerdem hatte ich nun auch offene Wunden an meinem Armen, Beinen, meinem Rücken und im Gesicht. Ich war so aufgebracht, dass ich keine Schmerzen spürte, mein Kopf pochte und durch meine Tränen konnte ich schlechter sehen.
Ich stieg schluchzend in die Dusche und verband als ich fertig war die offenen Wunden, zumindest soweit es mir möglich war. Für gewöhnlich deckte ich alles immer mit Concealer ab, so konnte man die blauen Flecken nicht sehen und beim Training und beim Sportunterricht sah sie beim Umziehen keiner und geduscht habe ich einfach immer als Letzter oder schnell als Erstes, bevor die anderen kamen.
Allerdings kann ich offene Wunden nicht einfach so abdecken, wie blaue Flecken. Die Wunden waren nicht groß, doch durch ihre Menge, waren sie sehr auffällig und dazu waren sie beinahe überall.

Mit einem schlechten Gefühl ging ich schließlich zurück in mein Zimmer und setzte mich nur mit einem Handtuch bekleidet auf mein Bett. Es war mittlerweile 4:30 Uhr und in nicht all zu langer Zeit müsste ich mich fertig machen.
Ich blieb die restliche Zeit stumm auf meinem Bett sitzen und immer wieder spürte ich, wie Tränen meinen Körper entlang flossen.

Ich habe mich völlig erschrocken als ich dann meinen Wecker hörte. Ich trocknete mit meinem Handtuch leicht meine Augen und zog mir meine Schuluniform an, nachdem ich verzweifelt versucht habe, alle Hämatome mit Schminke verschwinden zu lassen. Man sah nur noch wenige blaue Flecke und die Wunden von Gestern.
Als ich den Gürtel sah, kamen mir wieder ein paar Tränen und ich atmete zur Beruhigung einige Male tief ein und aus.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, beeilte ich mich. Ich wollte so schnell wie möglich hier weg, doch als ich meine Schultasche an meinem Rücken und meiner Schulter spürte, durchströmte mich ein stechender Schmerz und ich biss meine Zähne zusammen.
Mit diesem Schmerz machte ich mich dann allerdings auf den Weg zur Schule.

Wenn du ehrlich wärst - IwaOiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt