Als nur mehr die Asche des verbrannten Briefes vor mir lag, rauchte ich meine zweite Zigarette. Wieder dachte ich nach. Wie könnte ich von meinem Vater entfliehen? Welche Auswege gab es? Wie standen die Chancen da heile heraus zu kommen?
Diese Fragen hatten eigentlich genügend Antworten, aber keine davon machte es mir recht. Ein ganzes Schuljahr ohne ihn. Er würde jetzt sagen, dass das ein Geschenk wäre, ich sage, dass es eine Pause ist, um danach wieder in die Hölle zurück zu kehren. Vielleicht sollte ich jetzt für eine Weile aufhören daran zu denken. Die ruhige Zeit die mir hier bleibt genießen.
Als ich auch meine zweite Zigarette am Kiesel gelöscht habe, mache ich mich wieder auf zurück ins Gebäude zu schleichen.
Leise tappste ich durch die leeren und dunklen Flure. Der Aufzug funktionierte nachts nicht, somit waren die Treppen der einzige Weg.
„...das können wir nicht machen", hörte ich jemanden laut flüstern. Ruckartig blieb ich an Ort und Stelle stehen. Ich machte keinen Schritt vorwärts sowohl als auch rückwärts. „Liam wie um Gottes Willen willst du sonst die Unschuld deiner Eltern beweisen? Sie ist jetzt hier, sie wird bestimmt Informationen über sie haben. Verdammt, sie ist die Tochter von diesem Dreckskerl!", wurde eine andere männliche Stimme lauter. Worüber zum Teufel ging es? Sie kamen mir entgegen. Sofort rannte ich wieder die letzten Stiegen hinab und flüchtete in den Flur im Erdgeschoss. Sie mussten meine Schritte gehört haben, wenn sie gute Augen hatten, sogar gesehen, denn ich konnte sie hören wie sie fluchten, da sie jemand belauscht hatte. Wohl eher ich habe sie belauscht.
Aus dem Nichts wurde ich in eine kleine Ecke gezogen. Ich wollte vor Schreck schreien, doch leider wurde mir mein Mund fest zu gehalten. Ich konnte niemanden vor mir erkennen, aber ich spürte weiche Muskeln hinter meinem Rücken. Meine Hände waren frei, weswegen ich sofort versuchte die große Hand von meinem Gesicht zu schieben. Vergeblich.
„Wo ist sie?", fragte nun einer, den ich belauscht hatte. Sofort hörte ich auf mit dem Strampeln meiner Füße und legte meine Hände auf die raue große Hand, die meinen Mund verschloss. Erst jetzt bemerkte ich den anderen Arm, der sich kräftig um meinen Bauch geschlungen hat. Das Atmen viel mir schwer, da die Hand des männlichen Fremden meine Nase zur Hälfte zu hielt. Aber anscheinend war ihm das nicht bewusst, und anscheinend wollte er mir nur helfen. Ich wollte auch ganz bestimmt nicht von diesen zwei Typen erwischt werden. Ich hatte sowieso keine Ahnung um was oder wen es im Gespräch ging. Und ich wollte es auch nicht unbedingt wissen, aber meine Neugier war zu groß, weswegen mein Gehirn sich weiter und weiter die Frage stellte: um was ging es?
Ich zappelte wieder ein wenig, da mir die Luft ausging. Ich schaffte es den Daumen ein wenig zur Seite zu schieben und eine große Erleichterung machte sich in mir breit.
„Tut mir leid", flüsterte eine mir bekannte Stimme in mein Ohr. Dave. Er lockerte seine Hand von meinem Mund und legte sie stattdessen auf meine Schulter.
Ich war froh, dass es Dave war und nicht irgendein anderer Spinner von diesem Internat, den ich nicht kannte. Klar, Dave hatte keinen schönen Ruf hier, aber ihn kannte ich zumindest.
Noch wenige Minuten standen wir so, bis wir sicher waren, dass die beiden Jungs, deren Streitgespräch ich mithörte, verschwunden waren. Ich entfernte mich von Dave und er hielt mich auch nicht davon ab.
„Tut mir leid wegen", er zeigte auf seinen Mund und Nase. Ich bekam nur ein Nicken heraus, dass es in Ordnung war.
„Ich hab' das vorhin nicht so gemeint, ich meine, ich hab' doch gar nicht das Recht dazu, weiter darauf 'rumzuhacken, auf Dinge, in denen ich nicht mal involviert war", brabbelte ich los. Ich wartete auf eine Antwort von ihm. Doch es kam nichts, nur ein ausdrucksloser, desinteressierter Blick.
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see hope in your eyes
Teen FictionTheres Brien war schon immer ein Mensch mit wenigen Worten. Doch als ihre Mutter sie grundlos verlässt und ihr Vater ihr Leben zur reinsten Hölle macht, gibt sie auf und kann ihr Leben nicht mehr genießen. Sie tut nur mehr das was man von ihr verla...