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Stockholm, Schweden

Verschlafen stehe ich am nächsten Tag in meiner Küche und mache mir einen Kaffee. Es ist 7 Uhr morgens und ich habe fast kein Auge zugemacht. Es ist zum Kotzen. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Tim, meine Vergangenheit und meine Geschwister. Besonders um Nick. Mein leiblicher Bruder hat 16 Menschen -fast 17- qualvoll umgebracht. Deren Blut klebt an meinen Händen. Der Gedanke macht mich fertig und die Schuldgefühle sind unbeschreiblich hoch. Ich atme tief durch und währenddessen fallen mir fast die Augen zu. Ich brauche dringend Schlaf. Ganz dringend. Ich werfe einen Blick auf die Couch, schnappe mir mein Handy und die Kuscheldecke die am anderen Ende der Couch liegt und murmle mich auf der Couch in die Decke ein. Als ich eine gemütliche Position gefunden habe, hole ich mein Handy raus, öffne YouTube und suche mir ein Video mit entspannenden Geräuschen raus. Ich schließe die Augen und lausche den Tönen während ich endlich einschlafe...

Ich wache auf als Bailey mit ihrer feuchten Schnauze über mein Gesicht fährt und schnüffelt. Ich sehe sie verschlafen an und schaue auf die Uhr. Es ist 13 Uhr. Ich habe 6 Stunden geschlafen. Bailey merkt dass ich wach bin und springt auf mich drauf um mein Gesicht abzuschlecken. Sie wedelt fröhlich mit dem Schwanz und ich lache laut während sie sich über mich hermacht. Nachdem wir ausgiebig gekuschelt haben, stehe ich auf, mache mir einen neuen Kaffee und fülle den Fressnapf meiner Hündin auf. Danach setzte ich mich mit Kaffee und Handy wieder auf die Coach. Instagram meldet neue Aktivitäten und WhatsApp meldet neue Nachrichten. Ich öffne WhatsApp als erstes und lese mir die Nachrichten durch. Sofia hat mir einen Link von einem Zeitungsartikel geschickt, bei dem ich Beschließe ihn mir später durchzulesen, meine Brüder informieren mich darüber dass sie mich Übermorgen mit dem Privatjet abholen werden und wir dann zusammen nach Los Angeles fliegen und Tim informiert mich darüber dass er heute Abend um 20 Uhr bei mir sein wird. Nach WhatsApp öffne ich Instagram. Ich habe die gestrige Anfrage von Tim noch nicht angenommen und wollte das noch schnell erledigen. Mittlerweile haben auch Fricko, Sean, Semi, Jean und ein paar andere aus Tims Umfeld eine Follower-Anfrage gestellt. Ich akzeptiere alle und scrolle durch ein paar Beiträge. Bei einem halte ich an. Er ist von einer schwedischen Klatschseite und zeigt ein Foto von mir und Sofia wie wir uns vor dem Denkmal befinden. Auf dem Foto sieht man mich wie ich in meinem Kleid vor dem Denkmal knie und zu der Säule hochblicke. Sofia steht neben mir und hält mir den Strauß Rosen hin. Das Foto wurde von der Seite fotogarfiert. Unter dem Beitrag steht der Text: >> Paparazzi haben Natalia Marie Smith und Sofia Hellqvist gestern vor dem Neuen Denkmal in Stockholm fotografiert. Laut Zeugen hat die Amerikanerin mit jedem Bild gesprochen und bei jedem Bild eine Rose hinterlassen. Zusätzlich wird berichtet dass sie viel Geweint hat. Wir finden diese Geste wunderschön und respektvoll. Ein Insider erklärte außerdem weshalb Sofia ebenfalls mit dabei war: ,, Natalia und Sofia sind bereits seit Jahren gut befreundet und haben täglich Kontakt miteinander. Sofia wollte ihrer besten Freundin bei dieser schweren Situation beistehen. ''. Was haltet ihr davon? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare! <<. Ich lese mir die Kommentare durch. Viele Loben mein Verhalten, einige kritisieren den Zeitpunkt und wieder andere können nicht verstehen warum Sofia und ich so gut befreundet sind. Ich schüttle gedanklich den Kopf und scrolle weiter. Ein paar Sekunden später bekomme ich plötzlich über 50 Follower-Anfragen und eine Benachrichtigung das ich auf einem Bild markiert wurde. Ich sehe es mir genauer an. Alle anfragen sind von Avicii-Fanseiten und die Markierung ist ebenfalls von einer Fanseite. Das Bild ist lediglich ein Screenshot von der Benachrichtigung dass Tim und seine Freunde mir nun bei Instagram Folgen. Die Follower-Anfragen lösche ich alle. Mein Account ist nur für die Leute die ich persönlich kenne. Auch wenn es mir fast leid tut. Ich trinke einen schluck von meinem Kaffee und überlege was ich heute noch machen will bis Tim kommt. Ich wollte noch eine kleine Shopping-Tour durch Stockholm machen und da ich noch ein paar Stunden habe, werde ich das wohl heute machen. Mal wieder ohne Bailey. Dabei fällt mir ein dass ich sie evtl. auch bei Tim unterbringen kann. Also schnappe ich mir mein Smartphone und wähle seine Nummer. Er hebt nach dem dritten Klingeln ab. >> Hi Natalia. << gegrüßt er mich. >> Hi. Störe ich? << ich bin etwas nervös. In Tims Hintergrund höre ich Getuschel und danach eine Tür die sich Schließt. Er hat anscheinend eine Raum verlassen. >> Nein. Ich bin gerade bei meinen Eltern. Was gibt es? Sehen wir uns heute noch? << fragt er mich. >> Ja wir sehen uns heute noch. Ich rufe nicht an um abzusagen. Ich wollte fragen ob du meinen Hund heute für ein paar Stunden nehmen kannst? Ich gehe nachher ein bisschen Shoppen und kann sie dort nicht mitnehmen. << antworte ich schüchtern. >> Warte mal einen Moment. Ich frage kurz meine Eltern. Auch wenn sich das jetzt wahrscheinlich wieder anhört als wäre ich 15 Jahre alt... << sagt er. Ich höre wie er wieder in einen anderen Raum geht und dort seine Eltern fragt. Danach bedankt er sich. >> Passt. Hat sie Probleme mit größeren Menschengruppen? << fragt er. >> Äh... Nein eigentlich nicht. Wieso? << antworte ich etwas verwirrt. >> Weil nachher noch meine Geschwister vorbeikommen und meine Schwester hat 3 Söhne. Es wird etwas größer. Aber wenn Bailey damit kein Problem hat, passt alles.<< antwortet er. >> Okay. Fantastisch. Wann kann ich sie vorbeibringen? << >> Wann willst du denn kommen? << fragt er mich. Ich sehe auf die Uhr. >> Ich ca. einer Stunde bin ich da. Schickst du mir die Adresse? << >> Na klar. Dann bis nachher. << antwortet Tim fröhlich und legt auf. Kurz darauf bekomme ich die Adresse und stelle fest dass es nur ca. 20 Minuten von meiner Wohnung entfernt liegt. Es scheint ein Ein-Familien-Haus zu sein. Ich gehe duschen, schminke mich, suche Leckerlies und Spielzeug von Bailey zusammen. Danach ziehe ich mich um und entscheide mich für eine helle Jeans, Pumps und ein Bauchfreies Trägertop in hellrosa und Spitzenstoff. Dazu natürlich noch meine Jeansjacke. Da heute etwas Me-Time ist, ist mein Makeup auch etwas stärker als die letzten Tage. Ich trage braunen Lidschatten, Eyeliner und mehr Wimperntusche. Ich sehe in den Spiegel und grinse breit. Der Tag wird wohl doch noch gut. Ich verdränge meine leibliche Familie und entscheide mich an diesem Wunderschönen, sonnigen Tag, noch für meine Sonnenbrille. Dann schnappe ich mir Bailey, ihr Zeug und meine Handtasche und und gehe auf die Straße auf den Weg zu Tim. Gegenüber sehe ich nochmal zu dem Coffeeshop und hole mir einen Eiskaffee. Me-Time. Bailey läuft glücklich neben mir her und ich grinse sie an. Ich bin so verliebt in dieses Tier dass es nicht mehr schön ist und doch genau richtig. Wir verdienen Hunde einfach nicht. Nach ein paar Minuten biege in die Straße von Tim's Eltern ein und sehe ihn schon von Weitem im Garten stehen während er eine Frau umarmt. Sie ist kräftig gebaut und sieht etwas älter aus als Tim. In ihrem Blick kann ich die unendliche Liebe für Tim sehen und schließe daraus dass es wohl seine Schwester ist. Sie fangen laut an zu lachen nachdem ein kleiner Blonder Junge etwas sagt und danach wuschelt Tim durch die Strohblonden Haare des Jungen. Okay. Also Neffe Nummer eins. Ich halte kurz an und sehe der Familie zu während Bailey neben mir fröhlich mit dem Schwanz wackelt. Ich kraule sie ein wenig hinter dem Ohr und laufe dann weiter auf das Haus zu. Tim entdeckt mir kurz darauf und grinst breit. Seine Schwester, die mit dem Rücken zu mir steht, sieht sein Grinsen und dreht sich verwirrt um. Genauso wie alle anderen in dem kleinen Vorgarten. Alle starren mich an und um das ganze noch peinlicher zu machen, winkt Anton mir mit einem breiten Grinsen zu. Ein kleiner Junge fragt ihn leise etwas und ich höre Anton antworten: >> Nein... Das ist die Dame die mich gestern unter Vertrag genommen hat. Ach und auf die Timmy heimlich steht. << er wirft Tim einen Verführerischen Blick zu und spitzt die Lippen. Ich lache Laut und Tim, ja der wird rot und wirft seinem Bruder -mal wieder- einen bösen Blick zu. Das ist auch der Moment an dem sich Bailey los reißt und auf die Gruppe zu rennt. Vor lauter Schreck lasse ich die Leine los und sehe etwas ängstlich dabei zu wie Bailey über die Straße rennt. Ich atme erleichtert aus als sie ohne Drama -und Autos- auf der anderen Straßenseite ankommt und fröhlich Tim's Familie begrüßt. Ich entspanne mich und sehe dabei zu wie Tim sich zu meinem Hund bückt und ihr Fell ordentlich durchwuschelt. Anton stellt sich neben seinen Bruder und streichelt Bailey ebenfalls. Der Rest der Familie sieht verwirrt dabei zu und ein paar heben den Kopf und sehen mich an. Ich beschließe ein paar Meter entfernt stehen zu bleiben um noch etwas Sicherheitsabstand zu haben aber Tim läuft auf mich zu und zieht mich auf das Grundstück seiner Eltern. >> Hey Leute. Das ist Natalia. Sie bringt nur kurz ihren Hund vorbei. << sagt er Laut. Ich laufe im Gesicht rot an und bringe ein kurzes >> Hey<< raus. Tim's Schwester sieht mich prüfend an. Ebenso wie alle anderen Erwachsenen. Mir dämmert es langsam warum viele meiner Freunde keine Fans von dem ersten Treffen mit der Familie des Partners sind. Es ist leise, unangenehm und ich kann die prüfenden Blicke auf meinem Körper spüren. Das einzige was man hört, sind die Jungs die mit Bailey spielen und jedes mal quicken wenn sie mit ihrer Zunge über deren Gesichter leckt. Ich bin unschlüssig was ich machen soll und drehe mich deshalb zu Tim. >> Hier in der Tasche sind Spielzeuge und Leckerlies drin. Sie ist eigentlich ziemlich gut erzogen und hört auf ihren Namen. Sollte sie mal nicht sofort hören, bitte nicht bestrafen sondern etwas strenger rufen, Wenn sie sich nach dem spielen in eine Ecke legt und schlafen möchte, bitte die Kinder wegreißen und sie in Ruhe lassen. Sie braucht manchmal etwas ruhe und ist es gewohnt sehr viel ruhe zu bekommen. Falls trotzdem irgendwas sein sollte, hast du meine Nummer. << ich drücke Tim den Beutel in die Hand. >> Ach ja, da sind noch 2 Flaschen Wein mit drin. Die könnt ihr sehr gerne leeren. Wo die herkommen sind noch ungefähr 15 ungeöffnete Falschen und bald kommt nochmal ein Karton mit 30 Flaschen dazu. << Anton sieht mich verwirrt an. >> Woher bekommst du den Wein? << fragt er. >> Ich habe in Italien studiert und dort ein paar Freunden geholfen als sie ihr Land verkaufen mussten. Mein Vater hat es aufgekauft und somit ihre Existenz gesichert. Da das Land hauptsächlich für die Produktion von Wein genutzt wird, schicken sie mir 2 mal im Jahr ein paar Flaschen als Dankeschön. Der Wein ist echt gut aber ich trinke keinen Alkohol. Deshalb verschenke ich ihn meistens. Lasst es euch schmecken. Tschüss. << antworte ich, drehe mich um und setze zum gehen an. Genau in diesem Moment tönt eine Unterhaltung durch das Radio. Wer erinnert sich eigentlich noch an Natalia Smith? - War das nicht die Studentin die den Spiegel-Mörder gefasst hat? - Ja genau die. Ich weiß nicht ob unsere Zuhörer das so mitbekommen haben aber sie ist nach dem Gerichtsprozess wieder in die USA geflogen um dort ihr Studium fortzusetzen. Sie hat ja letztes Jahr nur ein Auslandssemester gemacht. - Ach echt? Ich dachte sie wäre Schwedin. - Das denken bis heute sehr viele aber das stimmt tatsächlich gar nicht. Sie kommt aus den USA hat aber unteranderem auch eine Schwedische Staatsbürgerschaft. Zumindest wenn man einigen Insidern glauben darf. - Das ist ja interessant. Wie kommst du jetzt eigentlich darauf? - Naja ich habe heute morgen im Internet gesehen dass sie aktuell wieder in Schweden ist und gestern das Denkmal für die Opfer des Spiegel-Mörders besucht hat. Sie wurde tatsächlich sogar dabei beobachtet und soll auch geweint haben. - Wirklich? Wow. Damit wird das nächste Lied angekündigt und ich schüttle Gedankenverloren den Kopf. Ich wüsste gerne warum so viel Wind darum gemacht wird. Einer der Jungs zupft an dem Kleid von Tim's Schwester. >> Mama? Die Frau sieht genauso aus wie die Frau von letztem Jahr aus dem Fernseher. << und genau nach dieser Aussage sehe ich in allen Gesichtern wie ihnen ein Licht aufgeht und sie mich erkennen. Es wird wieder unangenehm und ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Also schaue ich auf meine Uhr, tue überrascht, wundere mich dass es schon so spät ist und verziehe mich. Auf meinem Rücken spüre ich die Blicke von Tim's Familie aber ich laufe einfach nur schnell um die Ecke Richtung Stockholmer Innenstadt.

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