4. 9 crimes Songtext von Damien Rice

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Liebster Simen,

fast zwei Jahre haben wir hinter uns. Der Anfang war schön, das muss ich zugeben. Unser gemeinsames Leben, unsere Ausflüge, unsere Liebe. Das alles werde ich nie vergessen. Mit dir hat mein Leben eine neue Bedeutung bekommen. Deine Liebe hat mich wieder aufgebaut, deine Liebe hat mich stärker gemacht. Nicht stark genug.

Ich konnte dein Verlangen nach Perfektion nicht stillen. Verzeih mir. Zwar wurde ich sehr berühmt, aus der Sängerin mit dem tragischen Schicksal wurde eine wunderbare Tänzerin, aber das reichte dir nie. Tanzen ist ein Talent von mir, war allerdings nie mein Traum. Ich wollte immer nur singen...

Es tut mir Leid. Ich musste gehen. Ich war zu schwach für uns, konnte dem Druck nicht standhalten. Konnte mich nicht dazu überwinden dir etwas zu sagen.

Du wirst jemand neuen finden der für dich tanzt, da bin ich mir sicher. Ich kann es jedenfalls nicht, also bitte such nicht nach mir. Ich konnte noch nie meinen Schmerz in etwas anderes verwandeln. ~ in Liebe Marella

Es war dunkel um mich herum. Nur eine Straßenlaterne 100 Schritte vor mit spendete etwas Licht. Eine Wolkendecke verdunkelte die Sterne und den Mond und ich wusste, dass es jeden Moment anfangen würde zu regnen. Also blieb mir wenig Zeit. Ich stand mit dem schneeweißen Papier vor unserem Briefkasten... nein vor seinem. Mein Leben mit ihm war zu Ende. Das hatte ich beschlossen. Es hatte keinen Sinn mehr. Das Papier verschwand im Schlitz des Briefkastens. Morgen früh, wenn er von Arbeit kam, würde er ihn finden.

Vor mir hielt ein Taxi. Ein kleiner muskolöser Mann stieg aus. ,,Sind sie Miss Piruett?" Ich nickte und deutete auf meine Koffer. Während ich auf unser Haus starrte lud er die Koffer ein. Ob ich den Luxus vermissen würde? Das meiste Geld hatte ich auf sein Konto überwiesen, nur einen Bruchteil für mich behalten...

Dann ging ich zum Taxi und stieg ein. Meine Füße taten bei jedem Schritt weh, mein Körper war überfordert. Mit ihm war ich an meine körperlichen Grenzen gegangen und hatte sie überschritten.

Manchmal fragte ich mich wie ich es so weit hatte kommen lassen können. War ich wirklich zu schwach, um nein zu sagen? Wieso sagte ich ihm nicht einfach, dass ich nicht tanzen wollte, nicht mehr konnte. Es ging nicht... Ich wollte auch nicht darüber nachdenken wieso. Es tat einfach zu sehr weh. In meinem Herz war ein Riss, der nie wieder heilen würde, weil ich ihn liebte und verließ, und weil er mir wehgetan hatte.

Noch heute würde ich abreisen. Der Flieger wartete sicherlich schon auf mich. Als ich am Flughafen ankam gab ich dem Taxifahrer sein Geld und ging ohne ein Wort davon. Den beleidigten Blick ignorierte ich, wie hätte ich auch mit ihm reden sollen, ohne Stimme? Auch am Schalter konnte ich nur meine Papiere vorzeigen und schließlich darauf warten einsteigen zu dürfen.

Jetzt saß ich im Flugzeug. Eigentlich hatte ich vorgehabt zu schlafen. Ich wollte abschalten und alles hinter mir lassen. Aber das Mädchen neben mir hörte ein langsames trauriges Lied, was mir die Tränen in die Augen trieb. Ich verstand nicht den ganzen Text, aber es erinnerte mich an mich. Wie ich einsam und verzweifelt in diesem Flieger saß. Und dann liefen die Tränen.

Sie liefen mir in Stömen von den Wangen und tropften auf meine zitternden Hände. Niemand würde meine Entscheidung verstehen können, nicht einmal er. Dieses eine Mal würder auch er auf den Brief starren und weinend den Kopf schütteln. Wie konnte ich ihm das antun?

Es gab keinen Grund, keinen den ich erklären konnte... ich hatte es versucht.

Schmerz ist ein wandelbares Gefühl.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt