Kapitel 1

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***Aus Finnicks Sicht***

„Finnick! Finnick! Wach auf! Finnick!“. Als ich meine Augen öffnete spürte ich wie 4 Hände versuchten mich hoch zuziehen. Vergeblich. Ich hatte absolut keine Kraft mehr. Mein Körper fühlte sich vollkommen tot an, und schmerzte bei jeder Bewegung. „Komm hoch jetzt! Es geht um Annie!“ Mit einem Mal stand ich kerzengerade da und schaute in die Augen von Haymitch Abernathy.„Wieso? Was ist mit ihr? Geht es ihr gut?“. „Es gibt schlechte Nachrichten, Finnick.“ Jetzt redete jemand anderes, es war Plutarch Heavensbee. „Wieso was ist denn?“. „Das Hovercraft, das ich nach Distrikt 4 geschickt hatte um sie abzuholen... Es wurde von Friedenswächtern des Kapitols abgefangen.“Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Das darf nicht wahr sein, wenn sie sie haben, dann… was soll ich dann tun? „Was machen sie da mit ihr? Was tun sie dort mit Gefangenen?“. „Das wissen wir auch nicht“ sagte Haymitch, doch er klang so, als würde er dasselbe denken wie ich. „Wir sollten in den Kontrollraum gehen.“, sagte schließlich Plutarch und deutete mit einer Hand auf die Tür, die direkt vor uns war. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich zwischen Beetee und Katniss stand, die beide bewusstlos auf dem Boden lagen. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Der Schock von Annies Entführung saß noch zu tief. Ähnlich wie ein Messer, was man in meine Brust gesteckt und genüsslich umgedreht hatte. Tränen quollen aus meinen Augen hervor, doch ich versuchte sie zurückzuhalten. Vergebens. Stattdessen bekam ich Halsschmerzen, Halsschmerzen, die so stark waren, dass ich das Gefühl hatte, nie mehr sprechen zu können. Plutarch war bereits hinter der Tür verschwunden, als Haymitch sich umdrehte. Ich erwartete, dass er mir sagen würde, ich solle mich beeilen, um hinterher zu kommen, doch stattdessen sagte er etwas ganz anderes.

Haymitch Abernathy. Ein Sieger, mit dem ich mich nie gut verstand. Er war Alkoholiker, und immer, wenn ich ihn sah, sturzbetrunken. Ich war noch nicht auf der Welt, als Haymitch in den Hungerspielen um sein Leben gekämpft hatte, doch von den vielen Wiederholungen, die im Zuge des 3. Jubeljubiläums im Fernsehen liefen, wusste ich ,dass er nicht ohne Grund gewonnen hatte. Kurz gesagt: Er hat das Kapitol verarscht, genauso wie Katniss und Peeta es getan hatten. Denn Haymitch war sicher alles, aber nicht dumm gewesen. Er tötete seinen letzten Gegner mithilfe der Kraftfelder, die rund um die Arena verliefen und die Tribute davon abhalten sollten, die steilen Klippen runterzuspringen. „Ich habe vor langer Zeit alle Menschen verloren, die ich geliebt habe.“, fing Haymitch an. „Das Kapitol hat sie getötet, noch bevor ich von den Spielen zurückkam. Damals war ich allein, ich begann zu trinken, denn das betäubte meine Gedanken. Für eine Weile zumindest.“ Er hielt inne. „Doch immer, wenn ich versuchte, aufzuhören, wenn ich versuchte davon loszukommen, dann kam alles zurück, die Trauer, die Einsamkeit.“ Er senkte seinen Kopf und mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich sah, dass er Tränen in den Augen hatte. „Versprich mir eins, Finnick. Versprich mir, dass dir das nicht passieren wird.“ Er starrte mich an. „Versprich es mir, Finnick!“ Jetzt wurde er lauter. Ich versuchte, etwas zu sagen, doch meine Stimme ließ das nicht zu. „Finnick!“ Jetzt schrie er fast schon. Ich nickte. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich mein Versprechen halten konnte. Haymitch und ich starrten uns noch eine Weile an, bis grau gekleidete Sanitäter den Raum betraten. „Sie müssen das Zimmer verlassen, die zwei hier brauchen Ruhe“. Haymitch und ich nickten. Das letzte was ich sehen konnte, als ich den Raum hinter mir ließ, war, dass Beetee und Katniss auf Betten gehievt und an spezielle Geräte angeschlossen wurden. Vor allem Beetee war mit Kabeln übersäht, Katniss jedoch hatte man weitestgehend in Ruhe gelassen. Haymitch öffnete die Tür. Hinter ihr befand sich jedoch nicht der Kontrollraum, sondern ein schmaler Gang, der auf eine Metalltür zulief. Während ich hinter Haymitch herging, musste ich über seine Worte nachdenken. Ich hätte Haymitch nie so eingeschätzt. Dass er mir erzählte, warum er so geworden war, wie er nun mal war. Und ich hätte erst recht nicht gedacht, dass er so etwas zu mir sagen würde. Wir erreichten die metallene Tür und Haymitch stieß sie auf. Hinter ihr befand sich ein kleiner, aber bis zum Rand mit Technik zugestellter Raum, in dessen Mitte sich ein Tisch mit Essen befand. Bei dem bloßen Anblick von Essen hätte ich mich schon übergeben können, also lehnte ich das Angebot von Plutarch ab und ging bis zum Ende des Tisches um Haymitch und Plutarch gleichermaßen sehen zu können. „Also, Finnick.“, begann Plutarch und versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. Doch bevor er weiter sprechen konnte, erschien plötzlich auf dem großen Bildschirm, der hinter Plutarchs massigem Körper prangte, eine Frau. Coin. Die Präsidentin von Distrikt 13. „Plutarch, es tut mir leid, wenn ich euch unterbrechen muss, doch…“ Sie wirkte aufgebracht, doch nicht vor Freude, wegen der Rettung von Katniss, sondern schon fast, als hätte sie Angst. Ein Ausdruck, den man bei so einer ernsten und stets strengen Frau selten beobachten konnte. „Snow, er, er hat Kontakt zu uns aufgenommen, er schickt Brook zu uns.“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Wieso hat Snow Kontakt mit 13 aufgenommen?  Und wer zum Teufel ist Brook? „Brook Firth.“, sagte Plutarch mit weit aufgerissenen Augen. Anscheinend bemerkte er meine Verwirrung. „Sie ist Snows Tochter.“

Ich weiß, dass die Unterhaltung wegen Annie im Buch etwas anders ist, aber ich wollte nicht alles genau so machen wie im Buch, aber auch nicht alles wie im Film. ;)

Das Mädchen das keiner kannteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt