Kapitel 4

145 5 3
                                    

***Aus Brooks Sicht***

Der stechende Geruch von Benzin in meiner Nase, den ich nun schon so oft vernommen hatte, bedeutete  mir, dass wir auf Plattform 3 angekommen waren. Da ich mich immer noch auf dem Boden befand, konnte ich nur hören, wie die Luke des Hovercrafts geöffnet wurde und weitere Friedenswächter die Rampe empor, mitten ins Innere des gigantischen Flugobjekts liefen.  Es dauert noch ca. 5 min, bis ich endlich aufstehen durfte. Dies erwies sich jedoch schwieriger als geplant, da meine Beine auf dem Weg eingeschlafen waren und ich bei fast jedem Schritt wegkippte. Einer der Friedenswächter, vermutlich Blade, wies mir einen Platz in der hintersten Ecke zu. Gerade als ich mich in Bewegung setzten wollte, hörte ich jedoch meinen Namen und wirbelte so schnell herum, dass ich fast umgekippt wäre. Es war Condor, der meinen Namen gerufen  hatte, und jetzt auf mich zu rannte. „Hey, ich hab’s grad gehört. Was will er denn mit dir in 13?“ Ich zuckte nur mit denn Achseln. „Darfst du mitkommen?“, fragte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. „Ja, wir sollen dich abliefern.“ Ich musste lächeln. Condor war mein Leibwächter und für meine Sicherheit außerhalb des Kapitols zuständig, außerdem war er der einzige mit dem ich hier im Kapitol seit Jahren wirklich geredet hatte.  „Setzen sie sich jetzt hin.“, befahl mir Blade und deutete erneut auf den Platz am Ende der Sitzreihe. Nachdem Condor und ich uns hingesetzt hatten, fing ich an, ihn auszufragen. „Weißt du, was nach dem Abbruch der Liveübertragung bei den Hungerspielen passiert ist?“, fragte ich ihn mit gesenkter Stimme, weil ich merkte, wie Blade mich von der Seite anstarrte.                                                                            Blade war ein groß gebauter und stämmiger Mann, der zu seinem Pech aber überaus hässlich war.  Er hatte winzige Augen, eine riesige Nase und so viele Pickel im Gesicht, dass man sie gar nicht mehr zählen konnte. Er gehörte zu den jüngsten hier und war erst vor kurzem aus Distrikt zwei angereist und auch sofort befördert worden. Er bekam nämlich den alten Posten des Obersten Friedenswächters aus Distrikt 12, der jedoch wirkte gar nicht glücklich, als er nach 12 versetzt worden war. Die Distrikte 7-12 waren für die Friedenswächter besonders anstrengend, da man dort nach den Anweisungen des Präsidenten härter durchgreifen musste. Obwohl Distrikt 12 bis vor kurzem ja immer Glück hatte, im Gegensatz zu 11 oder 8, die von ihren Obersten ziemlich in die Mangel genommen wurden.  Als Blade endlich in eine andere Richtung sah, konnte Condor mir antworten: „So weit ich weiß, hat Everdeen mit dieser Schnur die gesamte Arena in die Luft gejagt. Ich glaube, Rhodes hat dann direkt den Befehl gegeben, das Feuer über 12 zu eröffnen.“ Er senkte den Kopf. Distrikt 12 war zwar nicht sein Heimatdistrikt, doch er hatte schon immer eine Bindung zu Katniss Everdeen gehabt, da sein Vater auch bei einem Arbeitsunfall gestorben war. „Hat Everdeen überlebt?“, fragte ich mit großen Augen. „Wenn ja, wäre das schon ein Wunder, direkt nach der Explosion haben sie 15 voll besetzte Hovercrafts losgeschickt, und bis jetzt ist auch noch keins zurückgekommen.“ Ich seufzte. „Wenn Plutarch es nicht geschafft hat, wenigstens Everdeen rauszuboxen, dann war das ja alles vollkommen sinnlos.“ So spekulierten wir noch weiter von Plutarchs Plan, ein paar der Tribute zu retten. Doch am Ende kamen wir nur darauf, dass wir abwarten mussten, bis wir Distrikt 13 erreichten.  Als wir dann über Distrikt 12 flogen, wollte ich eigentlich nur kurz aus dem Fenster sehen, im Nachhinein stellte sich das dann aber als großer Fehler heraus. Ich hatte ja in meinem kurzen Leben schon viel gesehen, doch das war mit nichts vergleichbar. Das gesamte Distrikt war dem Erdboden gleichgemacht worden. Wohin man blickte, war alles grau und voller Asche. Mein Mund stand offen, ich konnte nicht glauben, dass man so viele Menschen in so kurzer Zeit töten konnte. Ich sah zu Condor. Ihm ging es anscheinend genau so wie mir. Condor war ein außergewöhnlicher Friedenswächter. Er war dunkelhäutig, darum war der Kontrast zwischen seiner Haut und seiner Uniform besonders auffällig. Er war für einen Friedenswächter außerdem sehr klein gebaut und wurde in Distrikt 11 geboren, eins der ärmsten Distrikte. Doch Condor gehörte schon in der Ausbildung zu den Schnellsten, und vor allem Klügsten, deshalb bekam er auch die Stelle als mein persönlicher Leibwächter.

Ich war gerade noch in Gedanken versunken, als ich von einem heftigen Ruck zurück gestoßen wurde.  Wir waren wohl endlich in Distrikt 13 angekommen. 

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 19, 2014 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Das Mädchen das keiner kannteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt