Kapitel 3

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***Aus Brooks Sicht***

Ich hörte einen lauten Schrei und Türen knallten, als die Liveübertragung der Hungerspiele plötzlich abgebrochen wurde. Mein Vater war es, der so laut gebrüllt hatte, dass man denken könnte, die Rebellen hätten soeben das Kapitol übernommen. Er ging mit lautem Gepolter den weißen Gang in Richtung meines Zimmers entlang. Schlagartig wurde mir klar, dass ich mit meinem Vater schon seit 10 Jahren nicht mehr geredet hatte, und ich wollte auch jetzt sicher nicht damit anfangen. Die Schritte wurden langsam lauter, und der Menge nach zu urteilen, hatte er gleich eine ganze Leibgarde von Friedenswächtern mitgebracht. Meine Tür wurde aufgerissen, und ich starrte in die hasserfüllten Augen des blutrünstigen Präsidenten Panems.  „Du!“, rief er und zeigte mit seinem knochigen Finger in meine Richtung. „Bringt dieses unfähige Kind nach 13, sie sollen sehen, wie sie mit ihr klar kommen!“ Noch bevor ich etwas erwidern konnte, wurde ich schon von 2 Friedenswächtern gepackt und aus meinem Zimmer gezogen. Das letzte, was ich sah, waren die zwei gekreuzten Dreizacke, die ich über den Kamin gehängt hatte. Einer der Friedenswächter, ich glaube es war Vaters persönlicher Leibwächter Hence, schloss die Tür hinter Snow und folgte ihm in Richtung des riesigen Eingangsbereiches der Gemächer der Dienerschaft, die einzig für die Sauberkeit der Schlafräume zuständig waren. „Lasst mich los!!!! Lasst mich los!!!“, schrie ich so laut, dass ich selbst von meiner Stimme überrascht war, doch ich wurde keines Blickes gewürdigt. Die Friedenswächter, die mich über den kalten Marmorboden schleiften, sahen stur nach vorne und machten auch keinerlei Anstalten, mich loszulassen. Nachdem wir den rechten Außenflügel des Präsidentenpalasts durchquert hatten, wurde der Boden etwas wärmer, da wir uns im gläsernen Fahrstuhl befanden, der mit dem Hovercraft-Landeplatz 3 verbunden war. Es gab insgesamt 5 Landeplätze, die alle verschiedenen Aufgabenbereiche abdeckten, so war Nummer 1 einzig für die Ankunft und den Abflug von Friedenswächtern da. Landeplatz 2, den nur mein Vater benutze durfte, war der mittlere Landeplatz und auch mit allen anderen verbunden, Nummer 4 war mit dem Kontrollraum der Hungerspiele verbunden und auch nur für den Obersten Spielmacher und seine Assistenten da. Der hinterste Landeplatz der direkt an Gefängniszellen und die Folterkammern grenzte war Nummer 5, hier wurden die ‘Verräter‘  abgeliefert, die später meistens als Avoxe eingesetzt wurden. Unterwegs waren wir jetzt aber zu Nummer 3, mein Landeplatz.  Durch das Glas des relativ kleinen Fahrstuhls konnte man das ganze Kapitol bis hin zur Arena der ersten Hungerspiele überblicken.  Sie ist die einzige Arena, die so nah am Kapitol gebaut wurde, damit die Tribute nicht so lange zu der Arena fahren mussten. Denn die Entwicklung der Hovercrafts war zu dieser Zeit noch in der Endphase, und so konnte man die Arena nur zu Fuß oder mit dem Zug erreichen. Das war auch der Grund, warum diese Spiele als die blutrünstigsten in die Geschichte bezeichnet wurden, denn da es noch keine Hovercrafts gab, wurden die toten Tribute erst nach dem Ende der Hungerspiele aufgesammelt. Leider wurden nur noch 7 von 23 Leichen gefunden, denn da die erste Arena besonders schwierig gestaltet worden war, gab es fast nichts Essbares, dies sollte die Spiele ein wenig  verkürzten. Das führte aber leider dazu, dass manche Tribute zu Kannibalen mutierten und die Jugendlichen sich gegenseitig aufaßen. Trotz des hohen Ekelgrades waren diese Spiele aber ein voller Erfolg und die damalige Spielmacherin, Truce Tilbert, wurde mit ihrer Idee in den Himmel gelobt. Doch nach den 3. Hungerspielen als Spielmacherin verschwand sie genauso schnell, wie sie gekommen war.

Das Mädchen das keiner kannteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt