Chains ➚ ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ

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༺ Jungkook ༻

Du bist nicht gut genug!
Geht mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich versuche, etwas schönes zu erschaffen. Ich weiß nicht, wie ich diese Gedanken loswerden soll, denn langsam aber sicher treiben sie mich in den Wahnsinn.
Mein Selbstbewusstsein ist im Keller.
Ich sitze in meinem Zimmer und schreibe in dieses blöde Tagebuch, weil dieser dämliche Psychologe es unbedingt so wollte...

Du nervst!
Rede ich mir selbst jedes Mal ein, wenn ich meine Eltern anrufe und sie darum bitte, mir bei ihrem nächsten Besuch etwas mitzubringen, obwohl sie dann sowieso unterwegs sind und keinen Umweg fahren müssen. Auch, wenn ich einen meiner wenigen Freunde anrufe oder einfach nur mit jemandem reden will. Ständig denke ich, dass sowieso niemanden interessiert, was ich zu sagen habe und dass ich wirke, als würde ich klammern.
Mein Selbstbewusstsein ist wohl an irgendeine Heizung gekettet.
„Jungkook? Dr. Kim ist gleich fertig, du bist dann der Nächste", öffnet die übertrieben nette Krankenschwester die Tür und grinst mich an, als würde das irgendwas an meinem Zustand ändern.

Du bringst es sowieso zu nichts!
Fliegt es wie ein Boomerang durch meinen Kopf, denn mit meinen 22 Jahren habe ich noch nichts erreicht. Ich habe gerade so meinen Abschluss geschafft, keine Ausbildung und einen Job habe ich auch nicht. Die letzten zwei Jahre habe ich damit verbracht, in meiner Wohnung zu hocken und die Wände anzustarren.
Und zu trinken bekommt mein Selbstbewusstsein auch nichts.
Ich verlasse mein Zimmer und atme tief durch, bevor ich mich auf den Weg zu Dr Kims Büro mache. Ich habe keine große Lust auf dieses ganze Gerede, denn es hilft mir überhaupt nicht. Sicher, er gibt sich Mühe, aber am Ende bin ich es, der die Probleme hat, nicht er. Wie soll er mir also glaubhaft helfen, wenn er keine Ahnung davon hat, was in mir vorgeht.

Niemand würde dein Verschwinden bemerken!
Ehrlich gesagt, kann ich gar nicht mehr zählen, wie oft ich das schon gedacht habe.
Wahrscheinlich wird mein Selbstbewusstsein auch misshandelt.
„Jungkook, hallo!", begrüßt Dr Kim mich, allerdings sitzt er nicht wie sonst hinter seinem Tisch, sondern ist gerade dabei, sein Handy und seine Schlüssel in seine Tasche zu stecken und kommt auf mich zu.

„Wollen wir dann gehen?", fragt er und ich sehe ihn verwirrt an. „Wohin denn?", will ich wissen und er lächelt mich an. Es ist nicht dieses aufgesetzte Grinsen, wie es die Krankenschwestern ständig tragen, sondern ein ehrliches, warmherziges Lächeln, das mich fast selbst zum Lächeln bringt und man kann seine Grübchen deutlich sehen. „Ich möchte dir etwas zeigen, na los."

Ich beuge mich meinem Schicksal und gehe einfach mit. Was habe ich auch für eine andere Wahl? Schließlich muss ich mindestens noch sechs Monate in dieser Klinik bleiben und zu meinem Selbstbewusstsein soll sich nicht auch noch mein Lebenswille gesellen, weil mich aufgrund meiner Lustlosigkeit auch noch die letzten Menschen in meinem Leben meiden.

Wir laufen nicht lange; verlassen nichtmal die Klinik, sondern fahren mit dem Fahrstuhl auf die Station für Sterbenskranke. Was soll das denn jetzt? „Ehm, Dr Kim... Ich will Ihre Behandlungsmethoden ja nicht in Frage stellen, aber inwiefern sollen mir todkranke dabei helfen, mein Selbstbewusstsein zu befreien?", stelle ich meinem Arzt die offensichtliche Frage und er sieht mich kurz grübelnd an. „Interessante Wortwahl, Jungkook. Wirklich interessant... Aber komm' einfach mit."

Und wieder mal trotte ich einfach hinter ihm her, wie ein treudoofer Hund.

Vor Zimmer 308 bleiben wir stehen und mir fällt auf, dass auf dem Schild 'Kim' steht. Allerdings mache ich mir nicht weiter Gedanken darüber, denn hier in Korea heißen ziemlich viele Menschen so mit Nachnamen. „Darf ich vorstellen, Jungkook? Das ist Taehyung. Wir wäre es, wenn ihr euch ein wenig unterhaltet und ich hole dich in einer Stunde wieder ab?", sagt Dr Kim eher, als dass er mich fragt und läuft dabei auch schon aus dem Zimmer.

Shots ⇴ ᴋᴘᴏᴘᵒˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt