Part 3: über Regen und leere Milch 1/2

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A/N: Okay, dieses Kapitel ist zu lang, um es als Ganzes zu veröffentlichen. Deshalb gibt es einen ersten und einen zweiten Teil.



Wenn jemand ihn gefragt hätte, wieso Alon tagsüber nie seine Wohnung verließ, hätte er es vermutlich auf die Sonnenallergie geschoben. Das Problem mit seiner Haut war, dass sie UV-Licht eben sogut vertrug, wie seine Bücher es taten.

Wieso also hatte er sich nicht einfach eine Creme zusammengemischt, die seine Haut vor dem Sonnenbrand schützen würde? Die Antwort auf diese Frage war genau so simpel, wie einfach; Mit einer Sonnencreme hätte es keinen Grund mehr gegeben, das Haus nicht zu verlassen. Er hätte sich nicht weiterhin selbst belügen können, dass der Mangel an Vitamin-D einfacher zu verkraften war, als Tagelang mit juckender, sich ab bröselnder Haut herumlaufen zu müssen.

Alon hasste die Sonne.

Er konnte sie noch weniger leiden, als seine Haut und die Seiten seiner Bücher es taten. Sie war warm und ekelhaft und machte alles zu hell. Selbst, wenn er die Augen schloss war das Nichts, was ersehen konnte immer noch heller, als er es gerne gehabt hätte.

Lästiger als der Vitamin-D Mangel, der Alons Immunsystem dazu brachte jeden noch so kleinen Virus zu behandeln, wie den nächsten Pestausbruch, war, dass Alon sich seine Nächte gut einteilen musste.

Es gab pro Tag nur eine begrenzte Anzahl an Stunden, in denen Alon vor die Tür treten konnte und leider waren diese Stunden auch genau die, in denen die Bücher aus ihren Regalen und mit in sein Zimmer genommen werden konnten, ohne dass die Sonne begann langsam aber stetig das Weiß von ihren Seiten zu fressen.

So also stand Alon auch diesen Morgen wieder vor seinem altbekannten Feind dem Kühlschrank und dem Problem, das er beinhaltete. Oder eben dem, was er eben nicht beinhaltete.

Wie auch immer man es sah, der Fakt, dass die Milch die nächste Nacht nicht mehr überleben würde, war immer noch der selbe, egal, ob man ihn als existentes Problem oder nicht existente Milch betrachtete.

Alon stöhnte auf und schüttelte den Milchcontainer. Das leise Plätschern bestätigte, was er befürchtet hatte.

Die Katze sprang auf den Kühlschrank. Wenn du nicht so abhängig von heißem Blättersaft mit Milch wärst, hätten wir dieses Problem jetzt nicht, motzte sie Alon an und schlug verärgert auf seine Locken ein.

„Das sage ich das nächste mal auch, wenn du stundenlang am Fenster sitzt, nur weil es regnet und danach der Boden trocken gewischt werden muss", grummelte Alon und kippte den letzten Rest Milch in seinen Tee. „Außerdem hast du eigentlich kein Recht dich zu beschweren, immerhin bin ich derjenige, der sich jede Nacht das Gefühl aus den Augen liest." Er machte den Kühlschrank wieder zu und warf mit einem schweren Seufzer die Milchpackung in den Verpackungsmüll.

Ja ja, ist ja gut, wir wissen alle, dass du der wahre Held der Geschichte bist und ich zu nichts Nutze bin, können wir jetzt wieder zurück? Los, los, die Sonne geht in einer knappen Stunde auf und wir haben noch nicht einmal die Hälfte des Buches hinter uns. Es fiel ihr merklich schwer, sich zu verkneifen, dass sie viel schneller vorankommen würden, müsste Alon sich nicht alle zweieinhalb Stunden eine neue Tasse Tee machen.

Alon murmelte etwas von Wegen, wenigstens müsse er nicht an Regenluft schnüffeln, schlurfte aber ohne weitere Widerworte zurück durch den Flur in sein Zimmer.

Die Bücher hatten sich schon lange wieder von dem Schrecken eines Fremden in ihrer Nähe erholt, sich aber immer noch nicht entschieden, der Balkontüre zu verzeihen.

AnubisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt