4. Ein Antrag

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Marcius Porcius Cato PoV

Ich späht in den Garten und sah wie Cicero und Catilina sich aufgeregt austauschten. Die beiden mächtigsten Männer Roms. Man konnte förmlich sehen, wie sie sich den Tod des anderen ausmalten. So einen tiefen Hass hatte ich selten in meinem Leben gesehen. Es war diese Art Hass, zu der man nur kommt, wenn vorher das Gegenteil existierte. Einer - oder sogar beide - waren offensichtlich von dem anderen betrogen worden. Interessant.

Ich schaute den beiden weiterhin zu, konnte aber von meiner Position aber nichts hören, was wahrscheinlich zum Besten war. So wie sie aussahen verließen hauptsächlich Beleidigungen ihre Münder. Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg zurück zu den anderen, die ich verlassen hatte um einen Blick in den Garten zu werfen.

Was war zwischen den beiden vorgefallen? Sie mussten ziemlich schwer versucht haben es zu verdecken, wenn es mir bis jetzt nicht aufgefallen ist. Es sah nach etwas großem aus, und so etwas ist in Rom nicht leicht zu verbergen.

Der Gedanke ließ mich nicht los, selbst als ich bei den anderen angekommen war. Die Optimaten unterhielten sich lebhaft über das Bevorstehende. Sie waren klar auf Ciceros Seite, das waren jedoch längst nicht alle im Senat.

Catilina hatte viele Anhänger und viele würden nur um ihre eigene Haut zu retten aufgeben - und mache waren natürlich auch selbst Verschwörer.

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Wieder im Saal bereiteten sich alle auf den Rest von Ciceros Rede vor. Ich sah die gespannten oder selbstsicheren Blicke einiger Optimaten und die nervösen oder unsicheren Gestiken von Ciceros Gegnern. Alle wussten es: jetzt kam der der letzte Schlag. Was jetzt passierte würde in die Geschichte eingehen.

Vor der Unterbrechung hatte Cicero besonders raffiniert gehandelt und allen Mitverschwörern Angst gemacht. Aber noch konnte sich das Blatt mit geschicktem Handeln von Catilina zu seiner Seiten wenden, auch wenn manche Optimaten dies nicht einsehen wollten.

Zuerst dachte ich Catilina würde nicht mehr kommen, aber dann kam er selbstsicher in den Saal geschlendert - das komplette Gegenteil von dem Catilina, den ich im Garten gesehen hatte - und handelte unglaublich geschickt.

"Stelle einen Antrag im Senat", sagte er, "Wenn der Senat dafür stimmt, dass ich ins Exil gehen muss, werde ich gehorchen."

Ich wusste nicht ob ich empört oder beeindruckt sein sollte. Ich wurde zwar von Wut erfasst, aber gleichzeitig konnte ich einsehen, was für ein geschicktes Spiel er spielte.

Wenn Cicero Catilinas Wunsch nachging, würde er es riskieren die Abstimmung zu verlieren und sich von seinem Feind herumkommandieren lassen.

Wenn Cicero seinem Wunsch aber nicht nachging, dann würde er schlecht bei allen Senatoren ankommen. Bei den einen dafür, dass er Catilina keine Chance gab und seinen Wunsch nicht respektierte, bei den anderen dafür, dass er dadurch seine Macht ausnutzte um seinen Willen zu erzwingen.

Cicero konnte nur verlieren.

Oder etwa nicht?

Oh Zeiten, oh SittenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt