Kapitel 6

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Kapitel 6

„Nein. Sollte sie einen Mann finden, der ihr etwas Besseres bieten kann, darf sie gehen. Mir ist es eigentlich wichtiger, dass sie glücklich ist", gestand Freya ehrlich. „Aber ich würde mich freuen, wenn sie den Hof nach mir übernimmt, sollte ich keine weiteren Kinder bekommen."

"Und was ist mit dir?", fragte Damian leise.

„Normalerweise wären meine Brüder diejenigen gewesen, die den Hof führen sollten. Da sie aber nicht mehr da sind, ist es meine Pflicht. Colette ist noch nicht einmal fünfzehn", erklärte Freya. Für sie war der Hof ihrer Eltern alles, was sie kannte. Deswegen sagte sie auch, dass sie nur diese Welt wirklich kannte und wusste, was zu tun war.

"Aber irgendwann werden sie es sein", meinte Damian nachdenklich. "Ich verstehe, dass du deinen Eltern helfen möchtest, aber ist das wirklich das, was du später einmal möchtest? Für immer?"

„Eigentlich nicht. Vorher dachte ich das immer. Verstehe mich nicht falsch: Ich mag die Arbeit und bin sie gewohnt", erklärte Freya leise. „Aber seitdem ich weiß, dass ich Magie in mir trage, wünsche ich mir, ein anderes Leben irgendwann zu führen. Vielleicht, wenn Colette Kinder hat, damit der Hof weitergeführt werden kann", fuhr sie fort.

Da nicht immer alle Kinder überlebten, wurden mehr in die Welt gesetzt, um einige Erben zu haben. Zumindest war das in ihrem Dorf so gewesen.

"Verstehe", meinte Damian nachdenklich und senkte dann den Blick wieder auf sie, bevor er lächelte.

Obwohl sie es nicht sehen konnte, war es, als konnte sie sein Lächeln hören. „Warum fragst du und lächelst?", wollte Freya neugierig wissen.

Leicht schüttelte Damian den Kopf. "Es ist einfach gut zu hören, dass du dich nicht in etwas hineinzwängst."

„Ich würde es nicht einmal als Zwang bezeichnen", meinte die junge Frau nachdenklich und streckte ihre Beine aus, da sie eingeschlafen waren. „Ich sehe es nicht einmal als eine Bürde, den Hof meiner Eltern, die uns liebevoll aufgezogen und viel gelehrt haben, weiterzuführen. Aber ich habe mir vorgenommen, nicht das Leben zu planen", erklärte Freya und massierte ihre Beine leicht. „Sollte mich jemand noch heiraten wollen, wenn ich aus der Schule bin, ist das gut. Wenn nicht, dann führe ich ihn allein. Aber darauf zu hoffen, dass mich einer aus dem Dorf noch will, möchte ich nicht."

"Also würdest du dem erst besten Mann, der dich heiraten will, in den Arm fallen?", fragte Damian und klang überrascht.

„So sieht es der Plan vor. Aber nachdem ich ... so früh ein Kind bekommen habe, ist es nicht leicht, sich einfach jedem hinzugeben. Außerdem sehen viele Männer eine Hure in einer jungen Frau, die so früh ein Kind bekommen hat", erwiderte Freya zögernd. So schnell würde sie keinen finden, was ihr eigentlich auch recht war. Sich demjenigen hinzugeben, nur um Kinder zu kriegen, war nicht das, was sie wollte.

Damian hob sanft ihr Kinn. "Das mag in deinem Dorf der Fall gewesen sein, aber bei uns wird man normalerweise nicht vor dem Abschluss an der Schule verheiratet oder denkt über Heirat und Kinder nach", erklärte er ihr sanft. "Du bist eine Magierin. Wahrscheinlich wirst du auch sehr, sehr alt. Für dich läuft die Zeit anders, als für andere. Selbst wenn du noch ein paar Jahre durch die Welt ziehen und erst dann einen Mann suchen würdest, gäbe es genug, die dich wollen würden."

Nachdenklich sah sie ihn an und verstand, was er meinte. Ihr Dorf und seine Welt waren sehr unterschiedlich. „Meinst du? Vielleicht hast du Recht. Es fällt mir nur schwer, meine Familie zu verlassen", gestand Freya verlegen. Es war alles, was sie hatte.

"Niemand sagt, dass du das musst", meinte er. "Du magst jetzt zwar nicht bei ihnen sein, doch du unterstützt sie, sogut du kannst."

Das hoffte sie sehr. "Sollte ich aber eines Tages durch die Welt ziehen, werde ich sie verlassen. Ich wünschte, es gäbe etwas, wie ich beides verbinden kann", sagte sie traurig. Genau wie bei ihren Gefühlen musste sie sich entscheiden, was sie später tun würde.

Die Magie der Steine - Wasser (Band 3) [Leseprobe!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt