1. Kapitel

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Mein Mann kam nach Hause und er war aufgewühlt wie nie zuvor. Im Haus hatte ich Kerzen verteilt, weil es wieder einmal in unserem Bezirk keine Elektrizität gab. Ich fragte ihn warum er so aufgewühlt nach Hause kam, aber er sagte nur "später". Ich spürte das etwas faul war und versuchte die Kinder schnell ins Bett zu schicken. "Mama ich bin aber nicht müde. Und morgen gibt es keine Schule. Mama bitte nur noch bisschen?", fragte mich mein 11 Jähriger Sohn. Er ist mein erstes Kind, mein erstes Fleisch und Blut. Wie glücklich wir doch waren, als er auf die Welt kam. Wir hatten fast garnichts in der Hand und mein Mann hatte bedenken, dass er seinem Sohn das Beste schenken kann. Nicht immer hatten wir was zum Essen und sind sogar manchmal hungrig ins Bett gegangen, doch es herrschte Liebe und Frieden. Wir waren mit allem einverstanden, hauptsache wir hatten uns. Ich war mit 18 verheiratet, gegen den Willen meiner Eltern. Ich konnte es ohne ihn nicht mehr aushalten und er ohne mich nicht. Doch meine Eltern waren gegen die Ehe... Mein Mann beschäftigte sich schon damals mit Themen, welcher der Staat für verboten erklärt hatte. Er hatte schon damals viele Feinde, aber ich war damit nicht eingeschüchtert. Mein Mann machte das Richtige, er versuchte seine Brüder und seine Schwestern zu befreien. Natürlich war ich manchmal sauer auf ihn. Er hatte nie Angst, dass etwas passieren könnte. Ich aber schon.. Ich hatte Angst um ihn und meine Kinder. Doch es musste sein. Wenn mein Mann nicht aufsteht, der Ehemann von der Nachbarin auch nicht, wer wird dann etwas gegen diese Ungerechtigkeiten tun. "Mama singst du uns bitte etwas vor. Nur ein Liedchen.", bat meine 6 Jährige Tochter mich darum. Mein Sohn heisst Mohammed, meine kleine Aziza. Endlich als sie eingeschlafen waren, ging ich zu meinem Mann. Ich fragte ihn mit einer sanften Stimme, was das Problem sei. Es gab schon einmal den Moment, dass mein Mann aufgewühlt nach Hause kam. Er weinte damals sehr, legte sich an meine Brust und sagte, dass er es nicht mehr aushalten kann. Ich motivierte ihn. Ich versuchte ihn wieder aufzubauen und sagte, dass er bis zu seinem letzten Atemzug nicht aufgeben soll. Das wäre das grösste Geschenk für uns. Damals wurde sein bester Freund angeschossen und er schaffte es nicht bis ins Krankenhaus. Diesmal weinte er nicht, er wollte es mir auch nicht erzählen. Ich küsste seine Hand und hielt sie fest, ich wollte wissen warum er so fertig war. "Fatima hör auf damit. Mach bitte das Bett, ich bin müde und möchte schlafen." , sagte er. Ich gab auf und mein Mann legte sich hin. Ich schaute aus dem Fenster hinaus und dachte über unsere Lage... Ich dachte darüber nach meinen Ehemann dazu zu überreden auszuziehen, zu meinen Eltern zu ziehen, denn dort war es ruhiger. Gleich im Nachbarbezirk war nicht nur Elektrizität weg, sondern die Wasserleitungen waren auch gebrochen. Heute oder morgen, würde dies auch uns betreffen. Und ich wusste, dass wir nur für eine kurze Zeit uns Wasser aus dem Supermarkt leisten könnten. Es war schwer Kinder zu erziehen, mitten in einer Gegend wo der Krieg schon an der Tür klopfte. Jedes Mal, wenn sie in der Schule waren, waren meine Gedanken bei ihnen. Was wäre wenn die Schule bombadiert werde würde. Was wäre wenn... Immer fragen die mich nur noch verstörten. Doch ich musste Geduld haben. Ich musste stark bleiben und nur positiv denken. Wenn man den Glauben an Allah nicht verloren hatte war garnichts verloren...

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