Kapitel 12

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Aus einer der Ein-Raum-Wohnungen in der St. Martin's Lane kam wirres Gemurmel und Rascheln. Ab und zu höre man jemanden Befehle rufen.

Der schmale Flur hell beleuchtet. Die Wände in einem sauberen Weiß angestrichen und der Boden mit einem Grünen Teppich bedeckt, der so hässlich war, das er schon fast wieder hübsch wirkte. Er war nicht anders, als jeder andere Teppichboden. Er verfügte über kein Muster, war aber von so einem dreckigen Grün, dass es jedem Putzfanatiker schwindeln musste. Hier und dort fanden sich Kaffeeflecken und andere Sachen, von denen niemand wissen wollte, was es war. Ein dreckiges Meisterwerk.

Die graue Tür zu besagter Wohnung stand weit auf und lieferte einen guten Blick auf die in der Wohnung stehenden Leute.

Es waren fast ein Dutzend. Einige hantierten mit Pinseln, andere wühlten durch Schubladen.

Am Ende des Raumes, hinter dem ganzen Getümmel, lag eine Frau auf ihrem Bett. Sie wirkte ganz friedlich. Ihre Haut war blass und ihre braunen Haare waren hübsch frisiert.

Sie lag auf dem Rücken auf dem Bett, fein säuberlich zugedeckt und umringt mit Rosenblättern.

John lief ein Schauer über den Rücken. Lestrad hatte Sherlock gerufen, er hatte gesagt, dass diese Leiche anders war. John hatte mit vielem gerechnet, nur nicht mit dem Anblick, welcher sich ihm bot.

Es erinnerte ihn an eine Beerdigung. Die Augen der Frau waren geschlossen und abgesehen von der ein wenig zu blassen Haut und der fehlenden Atmung, hätte sie genauso gut schlafen können.

Kurz schloss John seine Augen und atmete tief durch.

Währenddessen saß Venus unwissend in ihrer Wohnung und nippte an dem schon fast leeren Weinglas. Sie hatte es geschafft.

Ihr Manuskript lag fertig und gedruckt vor ihr. Sie müsste es nur noch zum Verlag bringen. Natürlich hätte sie es auch per Post oder E-Mail schicken können, doch wenn sie ehrlich war, hegte sie eine Abneigung gegenüber diesen Kommunikationswegen.
Sie wusste, wie einfach es war eine E-Mail oder einen Brief abzufangen. Edgar hatte sie oft genug darüber belehrt.

Mit einem leisen Klirren stellte Venus das Weinglas neben das Manuskript und stand auf. Sie kniff kurz ihre Augen zusammen, gähnte und streckte sich dann. Die spät-nachmittägliche Sonne schien durch die Balkontür der Küche, durch den kleinen Flur, in ihr Zimmer.

Durch die Sonnenstrahlen schien das Holz der Bodens ein wenig wärmer, was Venus zu, lächeln brachte.

Ein wenig unschlüssig, was sie nun tun sollte, legte sie sich zu Lucy auf ihr Bett.

Venus griff nach dem schwarzen Fellknäuel und dachte an Vincent Cage, den Mann, den sie vor sieben Monaten im Gebüsch gefunden hatte. Ein untreuer, übermüdeter Anwalt, dessen Frau ihm ebenfalls untreu war. Es kam Venus vor wie eine Farce. Mrs. Cage hatte ihren Mann loswerden wollen, weil sie seine Lebensversicherung einkassieren wollte, nicht, weil er sie betrogen hatte. Am Ende hatten sie sich gegenseitig betrogen.

Soweit Venus wusste, hatte die Frau jemanden auf der Gala kennengelernt, welcher ihr eine Nummer gab, mit dem Hinweis, dass die Person, zu welcher die Nummer gehörte, ihr Problem lösen könnte.

Venus stellte sich vor, wie Mrs. Cage alleine bei sich Zuhause saß, sie wartete nicht auf ihren Mann. Er hatte das gemeinsame Dinner verschoben. Sie wusste genau, dass er seiner Liebschaft nachging.

Sie dachte, dass er sich ihr wieder zuwenden würde, wenn sie sich rar machen würde, dass es solche Ausmaße annahm hatte sie sicher nicht gewollt.

Venus stellte sich vor, wie Mrs. Cage alleine aß, nebenbei Wein trank und sich an die Telefonnummer erinnerte. Sie wollte einfach nur, das alles endete. Wie war ihr mittlerweile egal. Wut baute sich in ihr auf. Ihr Mann würde nie wieder zu ihr zurückkehren. Sie hatte die Scheidungspapiere in der Schublade seines Schreibtisches gefunden. Unter Tränen wählte sie die Nummer und von da an ging alles schnell.

Moriarty - Stayin' alive (BBC Sherlock FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt