Kapitel 1: Schlafloses Blut
"Bloody Mary! Bloody Mary! Bloody Mary!", rufe ich in den Spiegel. Einauge steht Arme verschränkt neben mir. Stille. Nichts passiert. Die erwartungsvolle Stille ist fast erdrückend. Einige Minuten warten wir.
"Das ist doch Bullshit!", ruft Einauge entnervt und schmeißt sich auf einen Stuhl der Bar. Seine blonden Haare hängen ihm ins Gesicht. Sein braunes Auge fixiert den Spiegel. Enttäuschung legt sich in meinen Geist. Drehe mich vom Spiegel weg. Will mich auf einen zweiten Stuhl in der Nähe setzen. Spüre eine Berührung an meiner Schulter. Es läuft mir kalt den Rücken runter. Fühlt sich an, wie eine Hand, die mich von hinten packt.
Wirbel um. Schlage dabei reflexartig das weg, was meine Schulter packt. Erfahre den Schreck meines Lebens. Sehe mich einer vollkommen erbleichten , weiblichen Kreatur gegenüber. Schwarze, lange, verfilzte Haare hängen ihr im Gesicht. Schwarz-rötliche Flüssigkeit trieft aus ihren Augen. Erinnern mich an blutige Tränen. Dieselbe blutähnliche Flüssigkeit fließt unaufhörlich aus ihrem Mund und beschmutzt ihr ohnehin schon dreckiges, ehemals weißes, Nachthemd.
Ekel packt meinen Geist. Ihr verwesender "Duft" übersteigt fast die Grenzen des ertragbaren. Sie widert mich an. Mehr als alles andere. Muss mich fast erbrechen. Muss mich bemühen gerade das nicht zu tun.
" 'Ne Schönheit ist sie nicht gerade.", kommt von Einauge, der jetzt neben mir steht.
"Als Cocktail sieht sie wesentlich appetitlicher aus.", stimme ich ihm angewidert zu. Er lacht. Sie steht einfach nur da. Starrt uns an."Ihr seid keine normale Menschen. Sagt, was wollt ihr von mir!?", fragt sie mit seltsam verstörend, schiefer Stimme. Einauge und ich werfen uns einen kurzen Blick zu. Ziehe meine Ärmel hoch.
"Nichts gegen dich, doch dein 'Geisterleben' endet hier.", entgegne ich kalt. Greife an Marys Hals. Bekomme diesen zu fassen. Drücke zu. Sie keucht auf. Ihre Haut ist seltsam kalt und feucht. Sie beginnt nach Luft zu ringen.
"Das ist fast zu einfach.", sagt Einauge enttäuscht und setzt sich auf eine Tischkante in der Nähe. Plötzlich stößt sie sich mit unmenschlicher Kraft ab , sodass ich leicht nach hinten taumel. Finde relativ schnell meine Balance wieder. Schaue sie verwirrt an. Sie flieht in den Spiegel. Verschmilzt mit diesem. Steht einfach nur dort und beobachtet uns.
"Jetzt wird's sehr nervig.", kommt von Einauge. Was meint er damit!? Kurz nachdem er es ausgesprochen hat, erscheinen auf der Oberfläche des Spiegels einige Risse. Sie breiten sich aus. Im nächsten Moment beginnt der Spiegel zu splittern. Er zerberstet. Unzählige größere Spiegelscherben verteilen sich in der Bar. Ahne schlimmes.
Aus mehreren Scherben steigen identisch aussehende Geistermädchen. Uns stehen acht Marys gegenüber.
"Lust auf einen kleinen Wettbewerb Sleepless?", fragt Einauge grinsend. Schaue ihn kurz ebenso grinsend an.
"Wollte dich gerade dasselbe fragen.", erwidere ich düster lächelnd. Zücke zwei blutgetrocknete Skalpelle.Stürme auf die Mary zu, welche am nächsten steht. Ehe sie reagieren kann, durchschneidet die Klinge meines Skalpells ihr Hals. Sie zerfällt zu Staub. Warum wehrt sie sich nicht? Erledige eine zweite Kopie. Mit Leichtigkeit. Es ist viel zu einfach. Es ist fast so, als ob...
Da kommt es mir in den Sinn. Erledige eine dritte Mary.
"Einauge, sie will uns auslaugen!", rufe ich zu meinem Partner, der seine Robe mittlerweile abgelegt hat. Sein nachtschwarzer Oberkörper, der zu krassem Kontrast zu seinem fast bleichen Gesicht steht ist vollkommen angespannt. Er nickt mir zu."Zerstöre die Scherben, bis auf eine!", gibt er zurück. Nicke meinerseits ihm zu. Tue, wie mir geheißen. Zertrete eine Scherbe nach der anderen, während ich einige Marys erledige. Sie stehen einfach nur da und starren uns an. Nach einer Weile ist nur noch eine Scherbe da.
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Sleepless Rising (Staffel II Creepypasta)
HorrorSleepless hat den Verrat von Sunny überlebt. Sein Plan ist aufgegangen. Er hat sich mit seinem Alter Ego, Lars, verbündet. Er gewährt ihm einen eleganten Vorteil im Kampf. Gestärkt durch sein Bündnis und seiner neuen Verbündeteten Alice, schreitet d...