Für die Muschelsammlerin

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Als Mum starb, gab es diese Druckwelle.

Die Welle überrollte mich. Ich lag im Sand. Die Welle kam zurück. Ich spürte die Sonne. Die Welle spülte die Wärme fort. Wie Ebbe und Flut, immer so weiter. Mums Tod ist wie das Meer an einer Muschel. Es ist so lange um sie, bis sie zu Sand wird. Es sei denn, jemand hebt sie vorher auf und bringt sie ins Trockene. Sie gehört immer noch zum Meer, wie ich zu Mum gehöre, doch hier draußen kann sie länger leben, ein heiles Leben schmücken.


Ich hatte einige Wellen erlebt, bis diese eine sich so sonderbar brach.

Du kamst vom Schwimmen. Mit dir kam die Fröhlichkeit.

Dein nackter Fuß trat neben mich. Sonnengebleichte Strähnen berührten für einen Augenblick den Sand, als du dich zu mir hinab beugtest. Willst du mit mir an Land gehen?

Ich blieb ganz still, als du mich in deiner hohlen Hand bargst. Eine Andacht, die den Sommertag verwunderte. Eine leichte Brise erhob sich. Hinter dir toste eine Welle heran. Lachend ranntest du fort. Um mich hattest du deine Faust geschlossen.


Danke, dass du mich aufgehoben hast. Danke, dass du mich aufbewahrt hast, als ich schwer wurde. Ich hatte eigentlich einen Freiflug zurück in den Ozean verdient...

Danke, dass du mich immer wieder betrachtest und lächelst. Danke, dass du mich freigelegt hast. Ich war wirklich tief im Sand vergraben...

Außer dem Meer ruft mich nichts so sehr wie du.

FragmenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt