Two

39 6 11
                                    

Nathan also, dieser geheimnisvolle Junge hieß Nathan. Ich glaube, ich hatte einen Namen erwartet, der wirklich einzigartig ist und ich war ein bisschen baff deshalb.

Aber je länger ich darüber nachdachte, desto besser passte der Name.

Glücklicherweise musste ich nicht länger nachfragen und Nathan erzählte mir seine Geschichte ganz von alleine.

,,Ich komme nicht von hier. Das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht, hier gibt es ja weit und breit nur Wald.

Bis vor einigen Wochen lebte ich bei meinem Onkel. Er ist nicht gerade liebevoll und freundlich. Besser gesagt ist er genau das Gegenteil.

Er ist griesgrämig, motzig und schreit mich wegen jeder Kleinigkeit an. Ich glaube, man kann das nicht verstehen, wenn man selbst nicht dabei gewesen ist, aber ich habe das einfach nicht mehr ausgehalten.

Nie hat er sich um mich gekümmert, ich war ihm einfach egal. Er hat mich behandelt wie eine Missgeburt, wie jemand, der nicht existieren sollte.

Also bin ich abgehauen. Einfach in den Wald und weg von meinem Zuhause.

Ich hatte dort sowieso nichts mehr, was mich dort gehalten hat.

Es ist schwer zu sagen, ob es mir jetzt besser geht.

Oft ist mir kalt und ich habe nicht immer etwas zu essen. Aber wenigstens muss ich meinen Onkel nicht mehr ertragen.

Ich bin zwar alleine, aber das ist mir immer noch lieber als von meinem Onkel für alles mögliche verantwortlich gemacht zu werden."

Ich fand es bemerkenswert, einfach so von zu Hause wegzulaufen. Ich glaube, ich hätte mich das nicht getraut.

Allerdings kannte ich seinen Onkel nicht, ganz zu schweigen von meiner Vergangenheit. Wer weiß, vielleicht hatte ich das ja auch schon getan.

Trotz der traurigen Geschichte hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg. Das es nicht die ganze Wahrheit war.

,,Was ist mit deinen Eltern passiert?", wollte ich wissen. Vielleicht war das ja sein Geheimnis.

Er schaute traurig ins Feuer, als ob er sich an vergangene Erlebnisse erinnerte. Ohne mich dabei anzuschauen, sagte er: ,,Gestorben. Autounfall." Mehr sagte er nicht.

Wahrscheinlich war das alles nicht leicht für ihn gewesen. Vielleicht war das auch gar nicht so lange her.

Ich beschloss, nicht weiter nach zu haken und schaute erstmal still ins Feuer. Einige Minuten verstrichen, ohne dass wir etwas sagten.

Bald aber fragte er mich: ,,Was ist mit dir? Wenigstens deinen Namen kannst du mir doch verraten."

Super, schon wieder die Frage nach meinem Namen. Sollte ich ihm einfach irgendeinen Namen sagen, und hoffen, dass er nicht bemerkte wie ich nervös wurde?

Oder sollte ich ihm die Wahrheit erzählen, aber würde er mir überhaupt glauben? Ich dachte einen Moment darüber nach.

Irgendwie hatte ich in meinem Inneren das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Ohne mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, sagte ich: ,,Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern."

Ich wollte irgendetwas ergänzen, aber ich wusste nicht, was. Nathan beobachtete mich eindringlich. Er schien wohl nicht genau zu wissen, ob er mir glauben konnte oder nicht.

Er erwiderte allerdings nichts, sondern nickte nur kurz. Was das genau bedeuten sollte, wusste ich allerdings nicht so genau.

Wir saßen eine Weile schweigend da und starrten ins Feuer. Ich dachte darüber nach, was ich jetzt machen sollte.

CynthiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt