~Erfolg und Anerkennung ist alles im Leben.~
Meine Finger glitten blitzschnell über die harte Tastatur. Ich lächelte, als ich mein Meisterwerk betrachtete. Meine Englischlehrerin würde nichts zu kritisieren haben, wenn sie diesen Aufsatz las. In Englisch war ich wie immer sehr gut, eigentlich bereitete mir kein Fach irgendwelche Probleme- außer vielleicht Geschichte.
Aus meinen Kopfhörern drang die Melodie eines meiner Lieblingslieder und ich summte leise vor mich hin. Als nächstes musste ich noch Physik machen. Dann würde ich mich auf mein Sofa kuscheln und mir die neuste Folge einer Unterhaltungssendung im Fernseher anschauen. So war ein Samstagabend doch ziemlich entspannt, vielleicht sogar etwas zu entspannt.
Ich zuckte zusammen, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Schnell setzte ich meine Kopfhörer ab und drehte mich um. Meine Mutter stand mitten im Raum. Ihre braunen Augen musterten mich kritisch. „Was machst du denn? Schon wieder Schularbeiten? Denkst du nicht, es reicht? Es ist immerhin Samstagabend um acht, normalerweise gehst du doch auch raus und triffst dich mit jemanden."
„Ich dachte, ich mache es mir heute mal hier bequem. Meine Freunde haben alle etwas anderes vor." Das stimmte sogar, meine drei Freundinnen waren alle mit ihren Freunden unterwegs und somit blieb ich zurück.
„Ok, ich werde nochmal in die Firma fahren. Da liegen noch unsortierte Rechnungen herum. Viel Spaß dir." Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus meinem Zimmer.
Manchmal machte ich mir Sorgen, dass meine Mutter zu viel arbeitete. Sie leitete eine eigene Putzfirma mit zehn Angestellten. Nachdem uns mein Vater verlassen hatte, probierte meine Mom so schnell wie möglich allein für den Unterhalt zu sorgen. Glücklicherweise gelang ihr das, auch wenn es zwischendurch schwierige Phasen gab.
Doch zurzeit konnte sich meine Mutter kaum noch vor Anfragen retten. Vor allem die Menschen mit einer vollen Geldbörse engagierten meine Mutter und ihr Team. Ich persönlich wollte später die Firma nicht übernehmen, deswegen strengte ich mich auch so in der Schule an.
Mein Ziel war es Anglistik zu studieren und ich wusste, dass meine Mutter davon nicht sonderlich begeistert war. Aber es ging ja darum, was ich wollte. Ich besuchte die elfte Klasse eines Gymnasiums und war sechzehn Jahre alt. Jedoch schätzten mich die meisten, aufgrund meiner Größe, auf siebzehn oder achtzehn.
Ich schob mich mit meinem bequemen Drehstuhl vom Schreibtisch ab und drehte mich einmal um die eigene Achse. Ich hatte in den letzten Monaten ziemlich abgenommen. Ich wusste, dass man meine Knochen sehen konnte, wenn ich ausatmete. Innerlich nahm ich mir vor wieder mehr zu essen.
Inzwischen schaute ich auf mein Handy und stellte fest, dass schon zwanzig Minuten vergangen waren, in denen ich nichts gemacht hatte. Ohne zu zögern ließ ich mich auf mein Sofa gleiten und schaltete den kleinen Fernseher ein. Physik konnte auch bis morgen warten. Anschließend breitete ich noch eine Decke über meinem zierlichen Körper aus und holte eine Chipstüte aus meinem Geheimversteck hervor. So konnte man es aushalten.
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„Oh- zeig her! Du hast die neue Modezeitung? Wieso weiß ich nichts davon?", fragte Emily empört und riss meiner anderen Freundin, Zoe, die Zeitschrift aus der Hand. Manchmal führten sie sich auf wie kleine Kinder, aber ich hatte sie trotzdem lieb.
„Ach, da steht doch nur unwichtiges Zeug drin!", brachte Jenny sich in die Unterhaltung ein und strich sich ihre braunen Haare zu Recht.
„Jenny, ich bin ganz deiner Meinung", stimmte ich ihr zu.
Kleidung und Mode waren mir zwar wichtig, aber es musste jetzt nicht unbedingt ein Kleid für vierhundert Euro sein. Ich konnte mit wenig Geld leben, trotzdem probierte ich einigermaßen normal auszusehen. Ich war vielleicht ein Streber, das hieß aber nicht, dass ich immer nur Strickpullover trug. Am liebsten zog ich Jeans und meine Sneakers an: bequem, praktisch und einfach.
Leider begann die nächste Schulstunde mit einer mündlichen Leistungskontrolle und Kasper, einer der coolen Jungs, bekam mit sieben Punkten ein mangelhaft. Biologie war zum größten Teil ein Lernfach und wer cool sein wollte, lernte ja nicht.
Den Rest der Stunde verbrachten wir damit, Stichpunkte über Genetik anzufertigen. Als letztendlich die Pausenklingel läutete, schrieb ich genau meinen letzten Gedanken auf und hatte somit keine Hausaufgaben. Schnell packte ich meine Sachen in meine Tasche und wartete auf Jenny, die mit mir hinausging.
„Fandest du das auch so langweilig?", fragte sie mich und gähnte.
„Mh... naja, eigentlich war das ganz interessant mit den Erbkrankheiten und den Chromosomen", gab ich kleinlaut zu.
Woraufhin Jenny nur seufzte. „Das war ja klar." Dann lachten wir beide. Auf dem Flur tummelten sich viele Schüler, doch um eine Gruppe herum hielten alle Abstand.
Diese vier Jungs waren die Gorillas der Schule. In klischeehaften Filmen hätte man sie als "Bad Boys" bezeichnet. Für mich waren sie hingegen einfach Gorillas. Sie brüllten laut, um ihr Revier zu markieren. Sie streckten ihren Oberkörper stolz hervor und probierten sich häufig mit weiblichen Artgenossen zu paaren. Sie setzten ihre Fäuste gegen andere männliche Individuen ein. Wer kannte diese Gorillas nicht?
Ich bemerkte Kasper, der sich gerade von einem kleinen Jungen den Apfel klaute. Ich schüttelte nur meinen Kopf und erblickte den italienischen Anführer, Felicio, der gerade Taio begrüßte. Felicio war extrem groß, hatte dunkle Haare, welcher er meist hochstylte und schöne blaugraue Augen.
Moment! Seit wann wusste ich, welche Augenfarbe der Alpha-Gorilla hatte? Verwundert über mich selbst musterte ich Taio, den Dritten des Quartetts. Er hatte dunkelblaue Haare und einen asiatischen Einschlag. Es schien mir so, als wäre er noch der Umgänglichste von allen.
Und zu guter Letzt blieb noch Oliver, den alle nur Olli nannten. Er war Kapitän der Basketballmannschaft und genoss deshalb bei den meisten Mädchen hohes Ansehen. Allerdings stand er nicht bei seinen Kumpels. Für mich waren all diese Jungs tabu! Emily hatte mal eine kurze Liebschaft mit Kasper, aber das war schon Ewigkeiten her.
Weil ich so auf diese drei Jungs fokussiert war, rannte ich in einen anderen Typen hinein und mein Hefterinhalt verteile sich auf dem glatten Schulflur. Ich verdrehte genervt meine Augen, so viel zum Thema Klischees.
Als ich nach oben blickte, erkannte ich Olli, der auf mich hinab grinste. „Nächstes Mal solltest du beim Gaffen nebenbei vielleicht auch auf den Weg achten."
Ich bückte mich und antwortete: „Ich habe nicht gegafft, so toll seht ihr jetzt auch nicht aus." Meine säuberlich aufgeschriebenen Blätter hatte ich schon wieder eingesammelt, deshalb richtete ich mich auf und bemerkte seinen amüsierten Blick. „Achja? Ich dachte du bist so ein Schlaumeier, dann müsstest du das doch eigentlich besser wissen."
Plötzlich meldete sich nun Jenny zu Wort: „Roya, komm jetzt, Linus wartet." Widerwillig drehte ich mich zu meiner Freundin um und ließ Oliver stehen. Dieser Junge hatte mir gerade noch gefehlt. Keine Minute später standen wir an unseren Spinden und trafen Linus, Jennys Freund. Er begrüßte sie mit einem Kuss und mich mit einer Umarmung. Seine hellen Locken bewegten sich bei jedem Schritt. Ich beneidete Jenny ein bisschen, sie hatte Glück mit mit ihrem Freund.
„Bereit für Geschichte?", fragte mich Linus. Als Antwort seufzte ich nur. „Ich habe ja keine andere Wahl." Damit schleppte ich mich in das nächste Klassenzimmer und die Höllenqual begann.
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Clean up for me, genius!
Teen FictionAls die schlagfertige Klassenbeste bei einem neuen Putzjob auf ihren italienischen Gorillagang-Mitschüler trifft, muss sie die Wahrscheinlichkeitsberechnung für ihre Zukunft optimieren, denn ihr Herz sagt plötzlich etwas anderes als ihr Verstand. ~~...
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