Regel Nr. 14: Sauber bleiben!

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Felix hat einen festen Freund. Einen richtigen festen Freund, aus Fleisch und Blut.

Er hätte nicht gedacht, dass er mit seinen fünfzehn Jahren schon so schnell in eine Beziehung geraten könnte. Aber damals hat er auch nicht damit gerechnet, suspendiert zu werden und kurz darauf sein komplettes Leben auf den Kopf zu stellen.

Das Leben steckt nun mal in der Tat voller Überraschungen, aber mittlerweile hat Felix auch gemerkt, dass er die Macht darüber haben kann, wenn er will.

Bisher hat er nur Jisung von der Beziehung erzählt und der ist ausgerastet.

,,Das erste Date und ihr kommt direkt zusammen? Wow, das nenne ich mal Erfolg!" Er freut sich ehrlich für Felix und das ist schön.

Diese Unterstützung kann Felix gut gebrauchen, immerhin hat er keine Ahnung, wie das Umfeld darauf reagieren wird. Wobei er wieder daran denken muss, wie Twice ihn darauf angesprochen hat, dass Sungjin ja auf ihn angeblich stehe.

Nun kann Felix selbst das ,,angeblich" aus dem Satz streichen, wobei er aber nicht wirklich weiß, was er dabei fühlt.

Sungjin ist vorerst damit cool, dass ihre Beziehung unter ihnen bleibt, allerdings macht er über die Woche immer wieder darauf aufmerksam, dass er gerne auch mal in der Schule Felix umarmen oder küssen möchte.

Felix reagiert darauf immer ziemlich abweisend. Er weiß noch gar nicht, wie er selbst damit umgehen soll, daher möchte er dem Ganzen erst einmal Zeit geben. Er will Sungjin näher kennenlernen und vor allem seinen Eltern Bescheid geben, bevor er es im Schulleben an die große Glocke hängt.

Außerdem hat er so noch genug zu tun. Die Schulwebsite ist soweit startklar, aber er muss sich noch immer um Jung kümmern und außerdem kommen wieder einige schulische Projekte auf sie zu. Ein Geschenk für Woojin hat er auch noch nicht.

,,Felix, irgendwann wird dein Kopf einfach platzen", meint Jisung schwer seufzend. Die beiden sind bei ihm im Garten und versuchen eine Rakete mit Brausetabletten starten zu lassen.

Jisung hat das schon immer mal machen wollen und zwingt nun Felix mehr oder weniger dazu, sich an diesem Projekt zu beteiligen.

Auch wenn Felix Pflichten zu erledigen hat, erwischt er sich selbst dabei, wie er immer wieder alles stehen und liegen lässt, um etwas mit Jisung zu unternehmen.

,,Denkst du? Ich bin nur ein dummer Teeanger mit dummen Teenager-Sorgen", erwidert Felix und klebt Kappen an die Filmdose, damit die auch wirklich wie eine Rakete aussieht. Er kann nicht fassen, dass er mit jemand Älterem zusammen ist und trotzdem hier hockt und an diesem Ding herumbastelt.

Aber gut, Sungjin spielt mit ihm auch allerhand Videospiele.

Es ist seltsam, aber Felix fühlt sich seltsam akzeptiert und das ironischerweise von einer Person, die ihn Ewigkeiten geärgert hat. Menschen können sich also doch ändern und genau das gibt Felix ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Welt.

,,Eventuell. Jedenfalls musst du mir trotzdem nochmal von der Sache mit Yeji und Chan erzählen."

Felix seufzt und stellt die Filmdose auf. ,,Hab' ich doch schon dreimal oder so erklärt. Die beiden führen eine Nutzbeziehung. Oder eher: Chan macht Yeji einen Gefallen. Er entzieht sie all diesen Gerüchten, indem er sie datet." Er füllt Mineralwasser hinein, woraufhin Jisung die Brausetablette hinzu gibt, ehe sie das Döschen verschließen.

Sie warten ab und tatsächlich startet das kleine Ding, gelangt aber nicht höher als anderthalb Meter. Dafür haben die beiden Jungs Brausetabletten-Mischmasch im Gesicht.

,,Wow, das war ja mal überhaupt nicht spektakulär", kommentiert Jisung.

,,Was hast du erwartet?" Felix wischt sich das Zeug von den Wangen.

Sie räumen das Malheur auf, bevor Jisungs Mutter davon erfährt und sich über die Sauerei im Garten beschweren kann.

Sie vertreiben sich nun die Zeit, indem sie auf der Couch hocken und belanglose Serien im Fernsehen anschauen, die aber eigentlich nur im Hintergrund laufen. Die angehende Konversation ist nämlich um einiges spannender.

,,Aber jetzt reden wir doch mal über Sungjin. Du hast noch gar nicht so richtig von eurem Date erzählt." Jisung wackelt mit den Augenbrauen.

Felix zuckt mit den Schultern. ,,Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben zusammen auf meine Bahn gewartet und er hat mich geküsst."

,,Und wie war es?"

Felix schließt die Augen und lässt das Ereignis Revue passieren. ,,Eigentlich ... war es ganz okay. Keine Ahnung, man liest immer in so kitschigen Büchern, dass der erste Kuss atemberaubend sein soll, aber das war ... naja, es sind halt Lippen, die andere Lippen berühren." Er greift nach der Fernbedienung und wechselt das Programm, weil die Sendung nun doch zu langweilig wird.

,,Scheiße man. Es ist bald zwei Monate her, dass du suspendiert wurdest", murmelt Jisung.

Felix schmunzelt. ,,Ja, schon krass, was sich in dieser Zeit ändert, hm?" Er stützt den Arm auf der Rückenlehne ab und blickt hinüber zu seinem besten Freund. ,,Jetzt müssen wir nur noch jemanden für dich finden", neckt er ihn, woraufhin Jisung lacht.

,,Wir sind jung und dumm. Ich will das genießen." Er greift zur Schüssel mit den Salzstangen und stopft sich eine Handvoll in den Mund. Es ist immer wieder unfassbar wie viel in seine Backen hinein passt - Felix ist sich sicher, dass er im letzten Leben ein Hamster gewesen ist.

,,Aber du meintest mal, dass es jemanden gibt."

Jisung hebt die Augenbraue an. ,,Ahja?"

,,Als ich dich vor Valentinstag gefragt habe. Du meintest, es sei nicht der Rede wert. Also gibt es jemanden." Auffordernd sieht Felix ihn an.

,,Oh man, ich hasse es, wie aufmerksam du bist", gibt Jisung seufzend von sich, ,,Wenn du mein bester Freund bist, dann solltest du das doch erraten können."

Müsste man meinen. Problem ist: Jisung ist subtil, was Liebe angeht. Sonst ist er laut und posaunt alles Mögliche in die Welt hinaus. Aber wenn es um Schwärmereien geht, ist Felix wirklich schwer von Begriff. Obwohl er gut im Observieren ist, lässt sich Jisung nie etwas anmerken.

,,Ich finde es noch heraus", stellt Felix die Herausforderung und bedient sich nun ebenso an den Salzstangen.





,,Willst du es deinen Eltern sagen?", fragt Sungjin.

Sie spielen gerade wieder zusammen eine Runde DotA und Felix ist bis gerade eben eigentlich total auf das Spiel fixiert gewesen.

,,Uhm ... ich weiß nicht", gibt er zu, ,,Was ist mit dir?" Er greift zur Flasche auf seinem Tisch und trinkt einen Schluck.

,,Ich habe es ihnen schon gesagt."

Fast spuckt Felix das Wasser auf seinen Bildschirm. ,,Echt jetzt?!"

,,Du bist meine erste Beziehung. Glaubst du, dass ich das lange verheimlichen will?"

Zum Glück sieht Sungjin Felix nicht, da der gerade tomatenrot im Gesicht wird. Er räuspert sich verlegen und kratzt sich am Hinterkopf.

,,Ich mag es, mit dir zu zocken, dich in der Schule zu sehen und nachmittags auszugehen. Aber ich will dich auch mal bei dir zu Hause besuchen und dein Zimmer nicht nur auf dem Bildschirm sehen."

Das kann Felix verstehen und es tut ihm leid, dass er Sungjins Erwartungen an eine Beziehung (noch) nicht ganz erfüllen kann. Die beiden haben sich auch noch nicht oft geküsst. Das Einzige, wozu sich Felix verleiten lässt, ist der ein oder andere kurze Schmatzer auf den Mund. Zu mehr kann er sich nicht bewegen, weil ... ja, weil was? Vielleicht ist es die Unsicherheit. Oder er findet Küssen allgemein wirklich nicht toll.

,,Ich habe momentan viel um die Ohren. Vielleicht nächste Woche", bietet Felix an. Dieses Wochenende hat er wegen Woojins Geburstag eh keine Zeit.

Sungjin seufzt schwer. ,,Webcams sind echt nützlich, aber sie sind trotzdem nichts dazu im Vergleich, dich in echt zu sehen. Wir könnten uns auch öfters außerhalb treffen."

Aber dann könnten sie gesehen werden und Felix ist sich nicht sicher, ob er das verkraften kann. Gerade erst sind die Gerüchte über ihn als Schlampe verebbt. Das Top-Thema im Getratsche der Schüler zu sein, ist definitiv kein Traum.

,,Naja, wie du sagst: Webcams sind nützlich", lenkt Felix vom Thema ab, ,,Mit denen kann man nicht nur Videochatten, sondern auch filmen. Diese Filme automatisch speichern und ..." Er wird gegen Ende immer leiser und starrt auf die Webcam, ehe seine Kinnlade leicht herunter klappt.

,,Felix?"

,,Sorry, ich muss auflegen", sagt Felix plötzlich.

,,Wieso? Ist was passiert?"

Felix atmet hörbar durch. ,,Mir ist nur etwas eingefallen. Wir sehen uns morgen." Damit legt er auf und nimmt die Webcam von seinem Desktop herunter. Sein Kopf rattert, bevor ein breites Grinsen sich auf sein Gesicht legt.

Natürlich. Wieso hat er nicht schon eher daran gedacht?

Den Rest des Abends ist er beschäftigt, nach einem passenden Programm zu suchen. Er schreibt Ideen auf und sucht seine alte Kamera. Endlich weiß er, was er zu tun hat, und er ist so aufgeregt darüber, dass er die Nacht nicht schlafen kann.

Trotzdem ist er am nächsten Tag hellwach und kommt früher als normalerweise in die Schule.

Er bittet seinen Informatiklehrer Kwon, die Tür zum Computerraum aufzuschließen, weil er dort angeblich seinen USB-Stick vergessen hat. Er weiß, dass Herr Kwon morgens immer schnell zu Fuße ist, weil er auch für den Vertretungsplan zuständig ist und gerade um diese Uhrzeit auf jeden Fall im Sekretariat anwesend sein muss. Daher überreicht Kwon ihm ohne zu zögern seine Schlüssel. Immerhin hat er viel Vertrauen in Felix.

Felix schaut sich im Raum um und betrachtet all die Webcams. Mit dem Schlüssel am Kwons Bund kann er vorne alle PCs auf einmal einschalten. Er setzt sich an den Hauptrechner und greift auf alle Webcams zu. Schnell steckt er den USB-Stick ein und zieht das Programm in einen versteckten Ordner.

Hin und wieder schaut er durch die Glastür in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden.

,,Komm schon ... komm schon. So ein beschissenes altes Ding", murrt Felix.

Eigentlich sind die Computer relativ leistungsfähig, aber sein Rechner zu Hause läuft gefühlt fünfmal schneller, daher ist er ungeduldig.

Unruhig tippt er mit den Fingern auf der Tischplatte und knurrt leise.

Endlich ist das Programm im Verzeichnis der Schuldateien. Er hat eine direkte Verbindung aller Webcams zu den Schulcomputern sowie auch seinem eigenen Rechner.

Verschmitzt lächelt Felix und fährt den Computer herunter, nachdem er den USB-Stick entfernt hat. Er steht auf und schiebt den Stuhl an den Tisch.

Gerade in diesem Moment erscheint Kwon. ,,Hast du deinen USB-Stick?"

Felix hält den gerade eben benutzten Stick in die Höhe und lächelt. ,,Ja, vielen Dank, dass Sie mir Ihre Schlüssel geliehen habe. Das ist sehr nett gewesen."

,,Für meinen besten Schüler doch immer." Kwon zwinkert ihm zu.

Felix hat heute besonders gute Laune. Sungjin hat ihn auf die ultimative Idee gebracht, wie er Jung überführen kann. Wäre er gerade hier, würde Felix ihn wahrscheinlich tatsächlich vor Euphorie küssen, einfach dem Klischee wegen.

In der großen Pause zieht er sowohl Hyunjin als auch Seungmin zur Seite. ,,Leute, ich bin fertig."

,,Wie fertig?", flüstert Hyunjin.

,,Die Strategie, die Vorbereitungen ... Es ist alles erledigt."

Die beiden weiten die Augen. ,,Ehrlich?"

Felix schaut sich in alle Richtungen um. Niemand ist in ihrer Nähe, daher erklärt er knapp zusammengefasst seinen Plan.

,,Felix, du bist ein fucking Genie", meint Hyunjin letzten Endes und sieht ihn schwer beeindruckt an, ,,Das klingt idiotensicher."

,,Es ist absolut idiotensicher. Technik lässt mich nie im Stich. Seungmin wird nichts passieren können, dafür sorge ich."

Seungmin sieht trotzdem recht bleich im Gesicht aus. ,,Sorry, mir ist nur gerade etwas schlecht."

Hyunjin legt tröstend den Arm um seine Schultern.

Es ist interessant, dass Seungmin noch immer empfindlich auf Berührungen reagiert, er sich aber von Hyunjin anfassen lässt. Da die beiden in letzter Zeit für die geplante Aktion oft miteinander geschauspielert haben und sich nahe gekommen sind, hat sich Seungmin an Hyunjins Berührungen gewöhnt. Das wiederum kommt Hyunjin zugute, weil er es allgemein liebt zu kuscheln, allerdings immer ganz besonders verzückt ist, wenn es um Seungmin geht.

,,Ich bin bereit, wenn du es bist", sagt Felix, ,,Es ist alles hergerichtet. Du entscheidest, wann es soweit ist."

Seungmin nickt und atmet tief durch. ,,Diesen Freitag?"

Felix hätte nicht mit einer sofortigen Antwort gerechnet, doch er nimmt sie an.

Gut, diesen Freitag soll die Aktion wohl starten.





Die Mittagspause bringt eine große Überraschung mit sich: Chan hat mit Yeji Schluss gemacht.

Zumindest überrascht es jeden, nur nicht Felix. Er hat förmlich darauf gewartet. Und nun hört er in der Cafeteria, wie jeder Yeji bemitleidet.

Vorhin, als er am Twice-Tisch vorbeigegangen ist, hat er die Mädels darüber reden hören, wie wenig Yeji das doch verdiene, es aber auch zu erwarten gewesen sei, weil Chan hohe Ansprüche habe.

Bullshit.

Felix will sie am liebsten anbrüllen, doch er hält sich mit aller Kraft zurück. Er weiß ja, wieso sein Kumpel so gehandelt hat. Außerdem muss er zugeben, dass die Gerüchte, die um Chan kursieren, nicht einmal halb so schlimm sind, wie die, die man zuvor über Yeji hatte hören dürfen.

Irgendwo ist Felix erleichtert für sie. Er hat nur für ein paar Wochen diese Hölle durchgemacht. Kaum vorzustellen, wie schrecklich das sein muss, wo etwas die ganze Zeit mit sich herumtragen zu müssen.

Nun wird Yeji von allen Seiten bemitleidet und plötzlich als guter, unschuldiger Mensch gesehen, was Felix absolut lächerlich findet. Ja, es ist absolut lächerlich, wie Menschen alles Schwarz und Weiß sehen. Die Schatten dazwischen merken sie überhaupt nicht.

Er muss ziemlich in Gedanken gewesen sein, weil jemand gegen ihn stößt.

Derjenige hat es geschafft, ihn mit dem Tablett von vorne anzurempeln. Folglich ist Felix' Eigenes hoch geklappt, weswegen er nun braune Soße auf seinem weißen Hemd hat.

Die Kantine ist ruhig, weil es nicht häufig vorkommt, dass so ein mieser Unfall passiert. Kein Wunder. Wer ist auch so blöd, frontal in jemanden hinein zu laufen?

,,Du Vollidiot!", gibt Felix von sich und wischt sich eine Nudel vom Hals, angewidert von dem Gefühl, ,,Was glaubst du eigentlich, wer du ..."

Oh.

Es ist Sungjin.

Irritiert sieht er den anderen an, der bloß schmunzelt.

,,Tut mir leid." Er stellt sein Tablett ab und nimmt eine Serviette, um das Essen wenigstens grob von Felixs Oberteil zu wischen.

Das Gesicht des Jüngeren steht in Flammen, weil er weiß, dass sie von allen Seiten angestarrt werden.

,,Ich war ganz abwesend", spricht Sungjin weiter und zieht seine Jacke aus, ,,Hier, die kannst du haben."

Felix schaut die Jacke an und seufzt schwer. ,,Nein, danke. Ist schon okay. Ich habe ohnehin Sport." Damit geht er an Sungjin vorbei und hört bereits aufgeregtes Getuschel vom Twice-Tisch.

Was fällt Sungjin ein? Ist das ein Spielchen? Die Rache dafür, dass Felix ihre Beziehung im Schneckentempo angeht?

Nach all der Zeit ist Sungjin noch immer eine kleine Nervensäge.

,,Wow, was war denn das?", erkundigt sich Jeongin und reicht Felix ein paar Servietten, die der jedoch ablehnt.

Es brächte nichts. Er hat Soße auf einem verdammten weißen Oberteil. Da gibt es nichts mehr zu retten.

,,Scheinbar ist Sungjin doch noch der kleine, elendige Mobber von früher", kommentiert Changbin, schaut aber gar nicht auf, sondern isst weiter, als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an. Was gar nicht so falsch ist.

,,Es war ein Unfall", meint Felix.

,,Wer's glaubt. Man sieht sofort in seinem Gesichtsausdruck, dass er ein Hochstapler ist", erwidert Changbin ruhig.

,,Ach, ist das der Grund, wieso du immer weg schaust, wenn du etwas sagst und dich hinter deinem Notizbuch versteckst?"

Es ist totenstill an ihrem Tisch. Ihre Freunde schauen sie angespannt an.

Für Felix ist es klar: Changbin versteckt sich hinter seiner Musik sowie sich Felix früher hinter seinen Brillengläsern versteckt hat. Er wünscht sich so sehnlichst, dass Changbin aufhört, trotzdem diese einnehmende Atmosphäre um sich zu haben. Einerseits will Felix ihn schlagen, andererseits will er sich vertragen. Es ist eine ekelhafte, undefinierbare Mischung.

Changbin legt das Besteck nieder und schaut Felix unmittelbar an. ,,Du sagst, ich bin ein Hochstapler?", fragt er geradeheraus.

Daraufhin trocknet Felixs Kehle aus. Er kann nicht fassen, dass er jetzt wie der Trottel da steht. In ihrem eigenen Freundeskreis. Die Wut, die er empfindet, ist schier so stark, dass er sie fast als Hass betiteln möchte.

,,Changbin ...", wendet Chan vorsichtig ein.

,,Nein, ich will Felix' Antwort hören."

Felix schnaubt und stemmt sich auf der Tischplatte hoch. ,,Ja. Bist du. Du bist ein Lügner und Betrüger und ... und ... und außerdem ..." Er knirscht mit den Zähnen.

,,Und außerdem?"

Felix' Gehirn hat absolut nicht die Kapazität, um mit dieser Situation umzugehen. Erneut rauscht das Adrenalin durch seinen Körper und macht es unmöglich, klar zu denken. ,,Und außerdem hasse ich Sojamilch! Ich finde es widerlich, dass du das Zeug trinkst." Damit packt er seine Sachen und verschwindet aus der Kantine, während die anderen ihm perplex hinterher schauen.

,,Er hasst Sojamilch?", wiederholt Hyunjin, ,,Was hat das denn jetzt damit zu tun?"

Changbin seufzt. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Verletzlichkeit in seinen Augen. ,,Ich glaube, er wollte eigentlich sagen, dass ich widerlich bin." Er kaut nachdenklich sein Essen. ,,Sojamilch hat wohl kaum die Schuld an irgendetwas."

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