Teil16~

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Zerschlagen drehte ich mich in meinem Bett umher.
Ich lag jetzt schon 2 Stunden hier, bekam aber immer noch kein Auge zu.
Genervt presste ich das Kopfkissen gegen mein Gesicht.
Einerseits würde ich jetzt gerne einschlafen, da ich ziemlich müde war.
Andererseits, hatte ich aber etwas Angst, dass ich wieder irgendwelche Toten in meinem Traum sehen werden würde.
Außerdem würde ich schon gerne jemandem von dem Traum erzählen.
Jemandem, dem ich vertrauen konnte.
Leider gab's in diesem Haus nicht sonderlich viele, denen ich vertraute.
Trotzdem musste ich es jemandem sagen.
Die Creepypastas hatten ein Recht darauf.
Schließlich ging es ja um sie.
Ich warf die Bettdecke beiseite und stand auf.
Bevor ich das Zimmer verließ, rüttelte ich noch einmal an meinen Klamotten herum.
Kein Wunder dass ich nicht schlafen konnte.
Wie soll man denn bitte in Rock und Hoodie einpennen?!
Hatte Mara denn nicht irgendetwas annähernd gemütlicheres?!
Als ich meine Haare in einen etwas ordentlicheren Zustand gebracht hatte, und mein Rock wieder dort saß, wo er sitzen sollte, drückte ich leise den Türhenkel herunter.
Die Tür war nun einen Spalt breit geöffnet, durch den ich meinen Kopf hindurchsteckte um zu schauen.
Der Gang war stockdunkel.
Kein einziges Geräusch kam aus den Zimmern.
Zu wem sollte ich?
Wer würde sich um diese Uhrzeit noch meine Sorgen anhören?
Slenderman?
Ich wusste nicht wo sein Zimmer war.
Natürlich konnte ich auch zu Ben, Jeff oder so gehen.
Aber... im Ernst.
Dazu hatte ich momentan echt nicht den Mut.
Als ob ich einfach das Zimmer eines mehr oder weniger fremden Jungen betrete, um mit ihm über meine Gefühle zu reden.
Ich war gerade echt in einer miesen Situation.
Ich schloss die Tür hinter mir und schlitt an der Wand hinunter.
Still schaute ich durch die Gegend.
Wie gern ich doch jetzt zu Hause wäre.
Dort hatte ich wenigstens anständige Mahlzeiten und meinen Pc.
Hier hatte ich ... nichts.
Höchstens Leute die mich umbringen wollen.
Wie's wohl zu Hause grad abläuft?
Ich frag' mich, ob meine Mutter überhaupt schon bemerkt hat, dass ich weg bin.
Ich frag' mich, ob meine Klassenkameraden sich schon Gedanken gemacht hatten, was wohl mit mir los ist.
Ob sich überhaupt jemand darum kümmert?
Komischerweise stand ich motiviert auf.
Es ging mir hier beschissen.
Dass steht fest.
Aber ich hab' so viel hier erreicht.
Ich hab' herausgefunden, dass ich ein Xerodynamous bin.
Ich hab' endlich Leute gefunden, die sich mehr oder weniger für mich interessieren.
Und was hätte ich zu Hause?
Gar nichts.
Ich würde wahrscheinlich in meinem Bett liegen, weil ich vor Langeweile eingeschlafen wäre.
Mein Tagesablauf wäre immer gleich.
Aufstehen, in die Schule gehen, zurück kommen, am Pc hängen, wieder einschlafen.
Hier hab' ich wenigstens ein bisschen Abwechslung.
Dieser Ort verleiht mir wenigstens, den fehlenden Adrenalin-kik.
Außerdem war es höchwahrscheinlich Schicksal, dass ich hier gelandet bin.
Alles wird sich irgendwann zum guten umwanden.
Da bin ich mir sicher.
Ich müsste nur die Zeit hier überleben.
Ganz von meinen Gedanken geblendet, nahm ich gar nicht war, dass meine Arme, in der Dunkelheit, angefangen hatten zu leuchten.
Meine Haarspitzen ebenfalls.
Um ehrlich zu sein, sah dass echt krass aus.
Ich bin etwas besonderes.
Ich atmete einmal aus.
Trotz alldem, musste ich hier ersteinmal bleiben.
Und um dass zu schaffen, muss ich jemandem von dem Traum erzählen.
Und diesen jemanden, musste ich erstmal finden.
Ich sah mich um.
Mittlerweile hatten meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt.
Okay. Ich musste jetzt nachdenken.
Ich würde Heute Nacht kein Auge zudrücken, wenn ich meinen Traum nicht an irgendwem auslassen konnte.
Deswegen musste ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Ich sah in die Richtung, der Zimmer, der anderen.
Wohl kaum würde ich einen von ihnen jetzt aufwecken.
Mir blieb also keine andere Wahl.
Mein Blick fiehl auf Slenders Bürotür.
Dass er dort war, war fast schon unmöglich.
Generell, dass er die Nacht zum schlafen nutzte, war ausgeschlossen.
Zumindest wäre es logisch, wenn er die Nacht zum killen benutzte.
Ich lief an seinem Büro vorbei, den Gang entlang.
Hier war ich noch nie.
Soweit ich erkennen konnte, führte der Gang aber nirgendwo hin. Außer an eine Tür aus Milchglas. Diese war jedoch abgeschlossen.
Ob das wohl Slendermans Schlafzimmer war.
Um ehrlich zu sein, wollte ich dass noch nicht einmal wissen.
Der Tür gegenüber war ein Fenster.
Ein riesiges Fenster.
Und zudem auch das einzige in diesem Korridor.
Die Fensterbank war mir Staub bedeckt.
Ich setzte mich auf sie und sah hinaus.
Die Aussicht war Märchenhaft.
Man konnte hinauf, auf einen grasigen, kleinen Hügel sehen.
Auf dem Hügel stand jemand.
Da das Fenster nicht gerade dass sauberste war, konnte ich nicht erkennen wer es war.
Dass konnte natürlich aber auch an meinen schlechten Augen liegen.
Ich betrachtete den sternenbedeckten Himmel.
Es war so eine klare Nacht.
Gerne würde ich jetzt auf diesem kleinen Hügelchen liegen und die Sterne beobachten.
So wie man es immer in Filmen sah.
Ich gähnte.
Nein, dass durfte jetzt nicht geschehen.
Ich konnte jetzt nicht einschlafen.
Ich muss erstmal noch, dass hinter mich bringen, was ich hinter mich bringen wollte.
Beherrsch dich, Kathrin.
Meine Augenlieder wurden immer schwerer.
Ich lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und ließ mich los.

Let's drown together. (Ben Drowned Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt