Leise stand ich vom Bett auf.
Es war stockdunkel hier. Ich tastete mich an den, mir endlos vorkommenden Wänden ab, bis ich den Lichtschalter fand.
Der Raum füllte sich mit Licht, wenn auch nur mit wenig.
Das Zimmer war eigentlich ziemlich klein.
Die Wände, und die leicht zu übersehende Tür, waren aus hartem Metall.
An einer Wand an der Mitte, befand sich das Bett, in dem ich vorhin noch geschlafen hatte.
Es gab keine Fenster und an der Decke hing nur eine kleine, alte Glühbirne, die nur schwach licht von sich gab.
Ich sah mich weiter im Raum um und mein Blick blieb an etwas in der oberen Ecke hängen.
Ein grünes Licht ging regelmäßig an und aus.
Ich näherte mich dem Gegenstand und erkannnte eine Kamera, die mich die ganze Zeit über filmte.
Neben ihr hing ein Lautsprecher.
Leider hingen sie zu weit oben, sodass ich nicht drankam.
"Gib' auf." ertönte eine männliche Stimme aus der Lautsprecherbox, als ich ein weiteres mal der Kamera entgegen sprang.
Ich wusste sofort, dass die Stimme zu Slenderman gehörte.
"Warum sollte ich?!" entgegnete ich frech und führte meine herumgespringerei fohrt.
"Weil's dir nichts bringt, Kathrin.", erklang Slenderman erneut.
Eigentlich hatte er ja Recht.
Ich seufzte und glitt an der Wand entlang, bis ich auf dem Boden hockte.
"Du kommst nicht hier weg, Kathrin. Jetzt, da wir deine besondere Kraft entdeckt haben, haben wir sogar noch mehr Gründe, dich hier festzuhalten." erzählte Slender.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Welche 'Kraft'" fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er das mit meinen Armen meinte.
Slenderman seufzte.
"Schau dir deine Arme an. Stimmt etwas nicht mit ihnen?!" forderte Slender mich auf.
Ich blickte auf meine Arme hinab.
Sie waren immer noch hellblau.
"Sie sind... blau." antwortete ich.
"Und nun, schau mal deine Spitzen an. Waren sie vorher auch so?" hallte Slendermans Stimme durch den Raum.
Neugierig griff ich nach einer Haarsträhne und beobachtete die Spitzen.
Sie waren ebenfalls blau.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und rappelte mich hoch.
"Was habt ihr mit mir gemacht, dass ich so werde?!" fauchte ich.
"Wir?", Slenderman lachte "Wir haben, dir doch nicht diese Kräfte verliehen. Die hast du schon seid deiner Geburt. Du konntest sie nur noch nicht einsetzen.".
Ungläubig betrachtete ich die schwarzen Converse die ich anhatte, während ich Slenders Stimme folgte.
"Und... warum hab' ich diese Kraft?" wollte ich wissen.
Eine kurze Pause trat ein.
Ich wartete.
"Zufall." kam es dann endlich, gefühlte zwei Minuten später von ihm.
"Gibt es noch andere Leute mit dieser Kraft?" fragte ich, während ich mich immer noch an meine hellblauen Arme zu gewöhnen, versuchte.
"Sicher. Vor ungefähr zwei Jahren ist eine Dame aus China mit diser Kraft entdeckt worden. Diese ist jedoch letztens verstorben. Die Presse hatte diese Frau als 'paranormal' dargestellt, nur die Creepypastas wissen, was es mit dieser Magie auf sich hat.", erzählte Slenderman "Wir sind uns sicher, dass es noch über 100 Menschen auf diesem Planeten gibt, die diese Kraft beherrschen. Ungefähr 20 davon sollen sogar in Deutschland wohnen, wenn unsere Berechnungen stimmen.".
Ich grübelte.
Irgendwie konnte ich nicht glauben, was mir dieser Mann gerade erzählte.
Ich hatte keine Ahnung, was ich auf dieses gefasel antworten sollte.
Sowas konnte einfach nicht sein.
Ich glaubte nicht an so Hokus-Pokus-Scheiße.
"Toll. Und warum bitteschön, hält ihr mich jetzt gefangen?" fragte ich genervt.
Warum konnten diese Typen mich nicht einfach in Ruhe lassen?!
"Weil wir dich brauchen, Kathrin." antwortete Slenderman in einem ruhigen Ton.
"Mich?" ich lachte.
"Ja, dich. Deine Kräfte sind etwas außergewöhnliches." meinte Slenderman.
"Klar... 'außergewöhnlich' ", wiederholte ich "deswegen meintest du ja auch gerade, dass über 100 Menschen diese Kraft besitzen.".
Jetzt kam ich mir solangsam wirklich verarscht vor.
Sicherlich, gibt es für meine Arme eine logische, Wissenschaftliche erklärung.
"Aber nur sehr wenige wissen, wie sie diese Kraft einsetzen können. Vorallem brauen sie auch nur sehr, sehr wenige. Deswegen hast du deine Kraft auch erst letztens entdeckt, früher hattest du sie nicht gebraucht." erklärte Slenderman.
"Aber... ich... ich weiß nicht, wie ich sie 'einsetzen' oder 'herbeirufen', oder wie man es auch immer nennen mag, kann." gestand ich.
"Genau deswegen, halten wir dich auch hier fest. Wir wissen, dass du uns sehr nützlich sein könntest, und wir dir. Wir haben erkannt, dass du durch deinen optimistischen Charakter, leicht mit dieser Kraft umgehen kannst, deswegen wollen wir es dir beibringen.", erzählte Slenderman.
Ich schaute einfach nur gebannt die Kamera an, als könnte ich ihn da durch sehen können.
Das alles hörte sich an wie ein schlechter Witz, ein Gerücht.
"Kathrin... ich weiß es fällt dir schwer..." in Slenders Stimme war allen Ernstes Mitleid herauszuhören, "Aber du musst uns glauben. Wir wollen dir helfen. Wir brauchen dich.".
Der Satz klang fast schon bettelnd.
"Na gut.", meinte ich, "Was soll ich machen?".
"Als aller erstes musst du uns versprechen, dass du deine Kraft gegen uns einsetzt." sagte Slenderman.
Ich blieb still.
"Auch nicht zur Verteidigung?" fragte ich skeptisch.
"Verteidigung ist eine Ausnahme. Aber ich versichere dir, du wirst dich nicht verteidigen müssen." kam es aus dem Lautsprecher.
Eigentlich klang es glaubwürdig, dennoch wollte ich nicht zustimmen.
"Ich weiß nicht..." murmelte ich und widmete meinen Blick nun dem Boden.
"Wo liegt denn das Problem, Kathrin?" wollte Slender wissen.
Ich überlegte.
Mangelndes Vertrauen.
Schlechte Erfahrungen.
Diese Leute hielten mich hier schließlich gefangen.
Ich zuckte mit den Schultern.
Slenderman seufzte.
"Ich weiß, du magst uns nicht. Und ich weiß, du möchtest nicht mit uns zusammenarbeiten. Aber wie schon gesagt... früher oder später wirst du uns brauchen." meinte Slenderman.
"Okay. Ich willige ein. Ich werde meine Kraft nicht gegen euch verwenden." schoss es aus mir heraus, ohne dass ich nachgedacht habe.
"Ist das ein Deal?" fragte Slenderman.
"Ja." gab ich hin.
Stille füllte den Raum.
"Gut. Dann wird dich jetzt jemand abholen und in mein Büro führen." kam es von Slenderman.
Danach hörte das grüne Lichtchen auf zu blinken, und es kam kein Ton mehr aus dem Lautsprecher heraus.
Ich verkrampfte mich ein wenig, als die Tür aufgeschlossen wurde, und Ben mir deutete ihm zu folgen. Wir stiegen eine steile Wendeltreppe hinauf.
Da es hier ziemlich dunkel war und auf dem Boden allerlei Sachen herumlagen, wie zum Beispiel ein alter Kassetenrekorder, ein paar verstaubte Bücher und ein zerfallener Hocker, nahm ich an, wir befanden uns im Keller.
Spinnenweben hingen an jeder Ecke und Glasscherben bedeckten den Boden.
Außerdem roch es hier ziemlich müffig, dies muss wohl an der verschimmelten, alten Couch liegen, aus der schon einge Federn hinauschauten, die sich in einer Ecke befand.
Ben führte mich durch einen anderen Raum.
Der war etwas aufgeräumter.
Unzählige Waffen hingen an den Wänden.
Messer, Dolche, selbst Skalpelle.
In der Mitte des Raumes stand ein riesen großer Tisch, auf dem einige Geräte lagen, aber auch Schusswaffen.
Shotguns, Schrotflinten und vieles mehr.
Alle Waffen waren der größe nach geordnet.
An der Seite des Raumes, standen mehrere Computer auf kleinen Tischen.
Daneben lagen Hackerutensielien, mit denen ich mich nicht auskannte.
Wir verließen auch diesen Raum zu schnell und stiegen eine steile Treppe nach oben.
Nun kam mir wieder alles mehr oder weniger bekannt vor.
Ich blickte durch eine Glastür in eine Art 'Esszimmer' in dem es sich ein jüngerer Mann in gelbem Hoodie bequem gemacht hatte.
Wir stiegen nochmals Treppen.
Diesmal wusste ich genau wo wir waren.
Man hatte nur zwei Möglichkeiten, zu gehen.
Entweder man folgte dem rechten Gang, der führte zu den Schlafzimmern oder man nahm den linken, der zu Slendermans Büro führte.
Natürlich bogen wir in den Linken.
Ben klopfte ein paar Male an die Tür, und öffnete sie dann für mich.
Schüchtern betrat ich Slendermans Büro, während Ben wortlos wieder den Ausgang nahm.
Ich setzte mich auf den Stuhl vor Slenders Schreibtisch und wartete ab.
Eigentlich hatte sich hier nichts verändert, außer das auf seinem Tisch neben einem Laptop auch noch ein Mikrofon lag.
Slenderman klappte den Laptop zu und sah mich, mit seinen nicht vorhandenen Augen, an.
"Also, Kathrin..." begann er "du bist also hier, damit ich dir etwas mehr über deine Kraft erzählen kann." stellte er fest.
Ich nickte.
"Nun, ich habe herausgefunden, dass der Fachbegriff für deine Kraft 'Xerodynamie' ist. Das heißt also, dass du ein 'Xerodynamous' bist.", klärte Slenderman mich auf
"Wir nennen sie hier aber trotzdem einfach nur 'Kraft'. Einverstanden?" fragte er.
Ich nickte erneut.
Ich wusste nicht, was ich anderes tuen sollte.
"Du bist übrigens nicht die erste, die soetwas besitzt. Davon habe ich dir aber schon vorhin berichtet." sagte Slender.
"Mhm... ähm... weißt du noch von anderen Fällen, als von mir und dieser einen Frau in China?" fragte ich nur aus neugier.
"Sicher. 1869 wurde der erste Fall eines Xerodynamous gemeldet. 1899 wurden dann zwei weitere, des Falles beschuldigt. Die Leute dachten damals, dass blaue Arme ein Zeichen dafür wären, dass jemand eine Hexe ist. Aber von solchen Vorurteilen des Mittelalters, hast du sicher schon im Geschichtsunterricht gehört." erzählte Slender.
Ich nickte.
"Immer mehr unschuldige Menschen wurden demnach zum Tode verurteilt, weswegen Xerodynamie als etwas schlechtes dargestellt wurde. Heutzutage, denken cie Wissenschaftler jedoch, dass soetwas nur Gerüchte waren, wie all der andere Quatsch, und stempeln es deshalb, als 'Mythos' ab." erzählte Slender.
"Wir Creepypastas wissen jedoch, dass es sowas wirklich gibt, und wir wissen auch, wie man damit umgehen kann. Sicherlich ist deine Kraft doch mehrmals ungewollt aufgetreten, oder?" fragte er mich.
Ich nickte.
"Naja... 'ungewollt' ist vielleicht das falsche Wort. Eher unbewusst." korrigierte ich.
"Ich lass dich mal nicht lange herumraten. Du kannst deine Kraft so in Erscheinung bringen, indem du optimistisch denkst und handelst." kam es von Slender.
"Optimistik ist also der Schlüssel dafür." wiederholte ich.
Mein gegenüber nickte eifrig.
"Das macht Sinn.", murmelte ich und dachte zurück, an das Geschehe.
"Das ist ja leicht." lachte ich.
"Denkst du." entgegnete Slender.
"Aber... warum gibt es soetwas überhaupt? Das hat doch alles sicher eine logische Erklärung." meinte ich.
"Merk dir eins, Kathrin. Nicht für alles gibt es eine 'logische Erklärung'. Auf dieser Welt gibt es, das Paranormale." Slender klang hysterisch.
"Also, hat irgendein Mensch, diesen, ich sag' mal 'Geburtfehler' in die Welt gesetzt und verbreitet?" fragte ich ungläubig.
"Geburtfehler?" Slender lachte.
"Bei Zalgo, deine Kraft ist doch kein veerbter Geburtfehler. Deine Kraft ist etwas enzigartiges. Es ist zwar nur ein Theorie, aber wir denken, dass irgendeine böse Himmelskreatur, diese Kraft in die Welt gesetzt hat. Und seitdem taucht es bei mehreren auf." sagte Slenderman mit rauer Stimme.
"Also bin ich ein Sklave, einer bösen Himmelskreatur?" wollte ich wissen.
"Genau dort ist der Haken, dieser Theorie. Weißt du, es gibt Menschen, so wie du, die ihre Kraft für das Gute benutzen, und Menschen damit helfen wollen. Aber dann gibt es da halt auch noch diese Menschen, die ihre Kraft einsetzen um böses damit zu tuen. Diese Leute werden von uns auch 'dunkle'- oder 'böse Engel genannt." erklärte der Gesichtslose.
Ich zog bei dem Wort 'dunkler Engel' scharf die Luft ein.
Hatte Mara nicht in meinem Traum irgendetwas von 'dunkler Engel' gesagt?
Schnell riss ich mich zusammen, da Slender meinen panischen Blick, misstrauisch betrachtete.
"Und was ist... wenn ich einer von ihnen bin?" fragte ich um meinen komischen Blick zu erklären.
"Es kommt darauf an, ob du einer sein willst, oder nicht. Letztens hatte wir einen Fall, der unser aller Leben auf's Spiel gesetzt hatte. Darauf wollte ich aber auch gar nicht eingehen..." Slenderman redete zwar weiter, aber ich hörte nicht mehr zu.
Meine Gedanken schweiften zum Traum.
Es stimmte also wirklich was Mara erzählt hatte.
Ihre Halbschwester Luana hatte die Creepypastas einst gefährdet und sie war ein Xerodynamo.
Ich schluckte.
"Kathrin?" ertönte Slendermans Stimme.
Ich erwachte aus meiner Starre.
"Tud mir Leid. Was hatten sie vorhin gesagt?" fragte ich, obwohl es mich gar nicht interessierte.
"Ich sagte, dass es auch Leute namens 'Pododynamous' gibt. Diese verspüren die gleiche Kraft, nur halt in den Beinen statt in den Armen. Von diesen Fällen, gint es aber recht wenige. Und was anderes als, das Laminat kaputt zu machen, können diese Leute auch nicht." sprach Slender.
Ich hörte nur noch mir halbem Ohr zu.»sie wird wieder kommen.«
»sie wird dafür sorgen, dass ihr sterben werdet.«
Maras Stimme hallte durch meinen Kopf.
Ich musste sie warnen.
Ich musste jemandem von diesem Traum erzählen.
Aber wem?"Wie dem auch sei... ich denke für's erste ist das genug, von dem du erfahren hast. Ich bringe dich nun in dein Zimmer und wir holen dich dann gleich für das Abendessen." hörte ich Slender sagen, woraufhin er sich erhob.
Ich tat es ebenfalls.
"Moment mal... Abend?!" fragte ich geschockt.
"Ja, es ist Abend. Du hast ganz schön lange geschlafen zu haben. Luegt aber wahrscheinlich auch der Spritze die dir Eyeless Jack verpasst hatte. Wir hatten schon gedacht du wärst tot." lachte Slenderman.
Er führte mich zu dem alten Zimmer von Mara und ließ mich hinein.
"Bis zum Abendessen. Ruh' dich aus." warf er mir noch zu, als er die Tür schloss.
Aufrecht stellte ich mich in der Mitte des Zimmers hin.
Als ob ich mich jetzt ausruhen werde.
Ich werde jetzt erst einmal Maras Zimmer durchsuchen, um mehr über sie und ihre Halbschwester Luana herauszufinden.
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Let's drown together. (Ben Drowned Lovestory)
FanfictionKathrin wird von den Creepypastas in der Slendermansion gefangen gehalten. Dort erfährt sie von ihrer geheimen Kraft und lüftet Geheimnisse, von denen zuvor noch niemand wusste. Die Creepypastas brauchen sie und sie braucht die Creepypastas. Zusam...