Vor meinem inneren Auge zogen Farbblitze von allen Seiten umher. Mir wurde Kalt und plötzlich bildeten sich aus dem elendig schwarzen Hintergrund Formen und Farben. Diese wurden zu grinsenden Gesichtern die mich mit ihren grässlichen Augen durchbohrten. Ich wollte sie zuordnen und strengte mich an. Doch es waren Fremde. Sie bewegten sich durch mein Sichtfeld und fingen an zu sprechen. Nein, zu schreien. Sie brabbelten alle durcheinander bis ich nichts mehr verstehen konnte. Es waren 4 Gesichter, vielleicht 6. Größtenteils Männer. Einige Frauen. Denke ich. Sie hatten ein schrecklich fieses Grinsen aufgesetzt. Vor ihnen fühlte ich mich so unglaublich klein. Ich schaute an mir herunter... nichts als ein grauer Fetzen. Dann hörte ich einen markerschütternden Schrei. Ich zuckte zusammen und als ich hochschaute raste eines der Gesichter direkt auf mich zu...
Ich schreckte Hoch. Meine Augen schmerzten von dem grellen Licht und mein Kopf dröhnte. Mein Atem war schwer und mein Herz pochte so unglaublich schnell. Was zur Hölle war das? Dieser...Traum? Und noch viel wichtiger: Wo war ich hier? Mein Blick wanderte langsam durchs Zimmer. Alles war weiß. Ich saß auf einem Bett. Rechts von mir befand sich eine Tür. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein Tisch mit Zwei Stühlen und einem Sessel. Darüber hing ein Fernseher. Als ich weiter nach links schaute sah ich eine alte Dame in ihrem Bett liegen und schlafen. Hinter ihr war ein Großes Fenster. Ich konnte Baumkronen sehen. Zurzeit befand ich mich also hoch oben. Aber wo genau? Dann schaute ich an mir hinunter. Ich trug ein weißes Hemd mit blauen Punkten. Genau wie die Dame neben mir. Ich war also im Krankenhaus...
So langsam kam alles wieder, was passiert war bevor ich zu mir kam. Und dann lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. 'Das Geld... Wo war meine Tasche?!' Ich stolperte aus meinem Bett hinaus und stürmte hinüber zu dem Stuhl über dem meine Kleidung hing. Hektisch schmiss ich alles hinunter. Keine Tasche zu sehen. Scheiße! Mit Lauten Schritten torkelte ich zu den Schubladen neben meinem Bett. Sie waren nicht sehr stabil denn mit dem Schwung, den meine Zitternden Hände mitbrachten, riss ich sie direkt aus ihrer Halterung. Sie waren leer. Verdammt!Von meinem Lärm muss die Dame neben mir wach geworden sein, denn ich wurde mit einem sanften "was ist denn los Kindchen", wieder in die Realität zurückgeholt. "Wer hat mich hier her gebracht Lady? Ich muss sofort einen Arzt sehen!", fragte ich die Dame während ich bedrohliche Schritte auf sie zu machte. Sie schüttelte jedoch nur den Kopf. Na super, nun hatte ich sie auch noch verängstigt. Ich stürmte zum Ausgang hinüber und rannte auf den Flur hinaus. Die Tür ließ ich offen stehen. Ohne zu schauen rannte ich nach links und drängelt mich an die Rezeption. "Einen Arzt... sofort!" brüllte ich. Die Rezeptionistin wirkte geschockt und rief sofort nach einem Arzt. Dieser kam wenige Sekunden später voll ausgerüstet angerannt, in der Annahme, dass es einen Notfall gäbe. "Meine Tasche. Wo ist meine verdammte Tasche?", schrie ich nun den sichtlich verwirrten Arzt an. "Wer sind Sie denn?" Fragte er nur genervt. "Taylor Rivers" brummte ich. "Mrs. Rivers, würden sie sich bitte wieder in ihr Zimmer begeben, sie verunsichern die Wartenden Patienten." Sagte er während er mich in den Gang zurück schob. Im Zimmer warf er mir nur mürrische Blicke zu und erklärte, dass alles was bei mir gewesen wäre auf den Stuhl gelegt wurde. "Das kann nicht sein. Meine Tasche fehlt. Scheiße! In der Tasche war das gottverdammte gel-" fuhr ich ihn an, als mir einfiel, dass ja keiner von dem Geld wissen durfte. "In der Tasche waren alle meine Arbeitsunterlagen" fuhr ich nun verunsichert fort, in der Hoffnung, dass keiner es bemerkt hatte. "Tut mir leid Mrs. Rivers. Ich kann ihnen hier leider nicht helfen." Erwiderte der Arzt mit einem Zucken der Schultern und verließ den Raum.
"Er ist nicht der freundlichste Geselle aber seine Arbeit macht er gut." Hörte ich nun eine Stimme als ich mich auf mein Bett sacken ließ. Ich drehte mich um und sah die Dame auf ihrem Bett ihren Schokopudding essen. Mit gehobener Augenbraue betrachtete ich sie genauer. "Können Sie mir erzählen was los ist? Warum bin ich hier?" Fragte ich nun deutlich ruhiger und die Dame begann, Pudding löffelnd, zu erzählen. "Sie wurden gestern Abend hergebracht. Die Ärzte sprachen von einer schweren Kopfverletzung und von einer Gehirnerschütterung..." das würde immerhin den komischen Traum erklären. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass mein Kopf verbunden war. Sie fuhr fort: "Achso und da waren noch Drei Jungen. Ich denke mal 12 oder 13 Jahre alt. Der eine total verheult und sie hatten einen Fußball dabei. Die Arzthelferin versuchte..." sie verstummte kurz, "Verzeihung Kindchen, wollen sie das noch essen?" Sie deutete auf den Pudding der auf meinem Nachtschrank stand. Ich schüttelte den Kopf und gab ihr den Plastikbehälter. Dann räusperte sie sich. " wo war ich? Ach ja. Also die Arzthelferin versuchte den weinenden Jungen zu beruhigen und zu erfahren, was passiert war. Die anderen erzählten, dass sie Fußball spielen waren. Dann hätte der Weinende Junge Sie anscheinend ausversehen angeschossen und sie wären von ihrem Fahrrade gefallen. Dann ergänzte der kleinere Junge, dass Sie auf einen Stein gefallen seien. Mehr weiß ich leider auch nicht." Nun machte es alles Sinn. Die Drei Jungen kannte ich. Sie wohnten nicht weit von meinem Hof und spielten öfter auf meiner Einfahrt. Den Rest der Geschichte konnte ich mir ja denken. Daher bedankte ich mich bei der Dame und Zog meine Kleidung an.
Ich musste zurück und die Tasche finden. Wenn irgendjemand diese Geldmenge und die Waffe finden würde, würde es nicht lange dauert, bis man mich mit dem Bankraub in Verbindung setzte. Ich stürmte zur Tür hinaus, an ein paar verwirrten Krankenschwestern vorbei, hinaus auf den Parkplatz. Den Weg nach Hause kannte ich nur vage. Wenn ich Verletzungen hatte nahm ich das meistens selbst in die Hand. Die Ärzte würden bloß Fragen stellen, die ich lieber nicht beantworten würde.
Ich fing an zu rennen. So weit, bis das KHM (Kindred Hospital Melbourne) nicht mehr zu sehen war. Der Straße zu folgen reichte fürs Erste. Nach 20 Minuten kam ich an eine Kreuzung. Ich bog nach links ab. Irgendwann rannte ich an einer Straße am Strand entlang. Am Shooting-Center, einigen grocery stores und natürlich auch an der Florida Business Bank vorbei. Hier machte ich einen kurzen Stop. Die Polizei war bereits abgerückt, obwohl der Raub keine 24 Stunden her war. Das brachte mich zum Schmunzeln. Doch dieses verging mir sofort wieder, bei dem Gedanken an die Polizeieinheit die mich Zuhause erwarten könnte. Um den Gedanken zu verdrängen rannte ich weiter, bis ich am Hof angelangt war. Da lag mein Fahrrad, total verdreckt... der Lack war beschädigt. Aber wenn ich dieses Geld nicht fand, würde noch viel mehr Schaden nehmen, als bloß mein alter Drahtesel. Mein Fahrradkorb war leer und ich begann die Umgebung umzu zu durchsuchen. Auf die Schnelle fand ich nichts. Ich schmiss Steine von A nach B und grub umher, doch von Meiner Tasche war keine Spur. Keine Ahnung, wie lang ich in diesem Zustand verweilte doch nach einer gefühlten Ewigkeit sackte ich auf dem Boden zusammen und gerade als ich aufgeben wollte, traten die Drei Jungen in mein Sichtfeld. In ihrer Hand hielten sie etwas. Etwas Blaues... etwas Kleines. Meine Tasche...
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Das Verlangen nach Mehr
De Todo"Mein Blick viel auf die verdreckte Brieftasche in meiner Hand. Genauer gesagt auf das Foto des bildhübschen Mädchens. Tränen stiegen mir in die Augen, denn ich wusste nicht, ob ich sie jemals wieder lachen sehen würde..." Als Taylor Rivers ihre Spi...