Ich saß neben Audrey im Wohnraum unserer kleinen Wohnung und ließ die weiße Schuppe immer wieder durch meine Finger gleiten. Wiedermal war es ruhig zwischen uns, wir hatten noch nichts von Bane oder einem der anderen Professoren gehört und es waren nun etwa zwei Stunden vergangen, seit dem Vorfall. Mir wollte nicht aus dem Kopf gehen was diese Stimme gesagt hatte „Groß bist du geworden", was sollte das bedeuten, wieso spricht ein Drache so mit mir, sollte sie mich nicht eigentlich hassen. Es hatte fast so geklungen als würde sie mich von früher kennen, aber das war doch unmöglich. Oder? Ich habe keine Ahnung. Andererseits kannte ich meine leibliche Mutter nur aus den Erzählungen meines Vaters, aber ein Drache im Stammbaum der Mooren oder allgemein in der einer Dämonen Familie. Nein das war nicht Möglich. Oder hatte ich mir das ganze tatsächlich nur eingebildet, so wie das Gefühl beobachtet zu werden. Nein, mit Sicherheit nicht, dass konnte einfach nicht sein, zumindest nicht das in diesem Gang, woher sonst soll die Schuppe gekommen sein. Sie war doch vorher nicht dort gewesen, oder? Ich schüttelte den Kopf, in dem Versuch meine Gedanken zu Ordnen und stand auf, Audrey blickte zu mir, ihr Blick war für einen Moment angsterfüllt, im nächsten aber wieder gefestigt: „Wie lange meinte er braucht er?"
„Das hat er nicht gesagt, er meinte nur später." antwortete ich auf dem Weg ins Badezimmer.
„Ok und wir können nichts tun?"
„Er meinte wir sollen in unseren Räumen bleiben" Audrey machte ein frustriertes Geräusch und griff sich ein Buch vom Tisch neben sich. Im Badezimmer angekommen blickte ich in den Spiegel und stützte mich am Waschbecken ab. Besorgnis und Müdigkeit zeichneten mein Gesicht, ich seufzte und drehte das Wasser auf, wusch mir schnell das Gesicht ab und lehnte mich dann an die vom Spiegel gegenüber liegende Wand. Meine ersten Tage an der Akademie hatte ich mir anders vorgestellt, der Unterricht und die Tests von Bane waren vorhersehbar gewesen und galten bis jetzt nur der Wissensangleichung, trotzdem hatte ich viel über die anderen Clans gelernt und das war auch gut so, denn das ist was wir brauchen, Verständnis. Das Verständnis, um sich nicht gegenseitig zu hassen trotz dem was in der Vergangenheit und auch heute noch teils überall passiert. Rivalität ist nämlich genau das was uns am Ende die Niederlage einbringen würde, so hat es zumindest unser Geschichtsprofessor gesagt. Dennoch, dieses Gefühl beobachtet zu werden und dann diese Stimme. Ein Schauer lief über meinen Rücken, keine Ahnung wie das weitergehen sollte, ich schloss meine Augen für einen Moment und versuchte meine Gedanken zu sortieren, ohne Erfolg. Nun etwas missmutig ging ich zurück zu Audrey und setzte mich wieder neben sie. Das Buch hatte sie bereits wieder weggelegt und blickte nachdenklich auf die mit Bücherregalen zugestellte Wand. „Und was wird wohl passieren, wenn sie den Drachen finden? Ob sie ihn uns zeigen werden?" fragte sie, „Ja, das könnte gut sein, vielleicht lassen sie uns aber auch gar nicht in ihre Nähe."
„Ihre?",skeptisch betrachtete sie mich.
„Nur so ein Gefühl!"
„Na ja ist ja eigentlich auch egal, hast du jemals einen Drachen gesehen?Ich bis jetzt noch nicht. Ich kenne sie nur aus Geschichten."
„Ja habe ich, allerdings nur von weitem, ich glaube die Viecher sind echt groß wenn man vor denen steht, schade das wir bis zu unserem Abschluss keine bekämpfen dürfen."
„Ich glaube es ist ganz gut wenn sie uns erstmal vollends ausbilden. Ich wüsste nicht wie ich einen Drachen nur mit Pfeil und Bogen in die Knie zwingen soll."
„Dafür hast du ja eine Gruppe die dir helfen wird, deine späteren Kampfpartner. Allerdings denke ich ,du wirst es gut haben, schließlich können sie dich nicht so leicht erwischen und außerdem haben wir doch genau dafür unsere Magie."
„Hm, wer weiß, ... " sagte sie nachdenklich und bevor sie weiterreden konnte, öffnete sich endlich die Tür und Bane trat ein, gefolgt vom Rest der Gruppe. „Gut, jetzt haben wir alle" stellte Bane fest, „Ich vermute, dass Zeyna euch erzählt hat, was der Grund für das Ganze war. Also werde ich direkt zum Punkt kommen. Vom Drachen war im ganzen Komplex und der Anlage keine Spur weshalb wir davon ausgehen das er geflohen ist, jedoch wird in den nächsten Wochen erhöhte Alarmbereitschaft gelten, weshalb ihr trotz eurer mangelnden Ausbildung immer eure Waffen bei euch tragen solltet, falls etwas mit diesen ist werdet ihr von der Akademie mit anderen ausgestattet. Am besten geht ihr jetzt essen und jede Streitigkeiten unter Clans und Gruppen sind strengstens untersagt. Zeyna, Makaio und Nyja mit euch möchte ich noch einmal sprechen."
Die Gruppe aus denen die nicht genannt wurden ging aus unserem Wohnraum hinaus und bewegte sich in Richtung Kantine. „Makaio, Nyja nach dem ihr essen gewesen seid, werden ich und Kainero euch erneut testen, also lasst euch nicht zu viel Zeit! Zeyna falls dir noch etwas einfallen sollte kommst du zu mir egal was es auch sein mag und vergiss nicht in der Krankenstation vorbeizuschauen!" erklärte er und verließ den Raum. Auch wir machten uns nun auf den Weg in die Kantine. Sollte ich ihm von der Stimme erzählen? Vielleicht später, nein definitiv später, aber erstmal sollte ich zu den anderen in die Kantine gehen.
Dort angekommen wurden uns die Waffen ausgehändigt und wir setzten uns alle zusammen an einen der Tische, es war ruhig und man hörte nur das Klappern des Bestecks. Niemand sagte ein Wort, alle waren zu geschockt, dass ein Drache bis ins innerste von Rayinha vordringen konnte. Denn selbst eine Drache mit der Fähigkeit zur Unsichtbarkeit wäre spätestens auf halben Wege von den Beschützern gesichtet worden. Ich sah mich in dem großen Raum nach Gina um. An der Eingangstür stand Bane mit einigen der anderen Professoren, sie schienen sich leise zu Unterhalten, trotz der Stille in dem Raum konnte ich kein Wort verstehen. Ich schaute mich weiter um und da saß Gina, die meinen Blick zu bemerken schien und zu mir blickte. Ihr Blick war ausdruckslos kein Grinsen, nur ein bedrücktes Lächeln. Ich wusste wenn selbst sie Angst hatte, dann würde sich in Zukunft einiges Verändern. Das letzte mal als sie Angst hatte verschwand ihr Vater und mit ihm eine ganze Einheit von ausgebildeten Soldaten spurlos und das während eines Angriffes der Drachen. Mit einem leisen Seufzer stand ich von meinem Stuhl auf und ging, den anderen ausweichend, auf den Tisch zu an dem sie mit ihrer Gruppe schweigend saß. Sie hatte mich den ganzen Weg über beobachtet und sah nun zu mir hoch. „Hey Zeyna" begrüßte sie mich. „Wie geht es dir Gina?" eine zugegeben nutzlose frage ich, da ich bereits wusste wie sie sich fühlte und wie sich wahrscheinlich auch alle anderen in diesem Raum fühlten. Eingeengt, unsicher, ängstlich, an sich zweifelnd. „Es geht schon, ich werd's überleben. Viel wichtiger wie geht es dir?" erwiderte sie. „Besser als gedacht" fasste ich meine Gefühle kurz zusammen. Nachdem wir uns gegenseitig über den Tag des jeweils anderen erkundet hatten, war das Abendessen vorbei und ich machte mich auf den Weg zur Krankenstation.

DU LIEST GERADE
2376 - Der ewige Krieg
FantasiaDurch einen verrückten Wissenschaftler stoßen zwei sehr mächtige Dimensionen aufeinander. Eine voller Krieg und Magie, die andere mit Technologie und Gier verseucht. Was wird passieren, wenn diese beiden Aufeinandertreffen? Und wie wird sich die jun...