Das Jahr 2019

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Aufgeregt sehe ich Collin an, der mir anscheinend etwas sagen will, denn er kniet vor mir und hat eine Schachtel in der Hand. "Magnus Bane, als ich dich vor einem Jahr getroffen habe, war mir sofort klar, du bist etwas ganz Besonderes. Wir sind zusammen und du könntest mich nicht glücklicher machen. Ich liebe dich und du bist mein Schicksal. Willst du mich heiraten?" fragt er.

Erinnerungen durchzucken meinen Kopf, wie kleine Blitze. Ich bin sein Schicksal. Sollte nicht eigentlich Codie Wallgoth mein Schicksal sein? Hat das Brett sich doch getäuscht? Ist Collin der richtige? Will ich das hier überhaupt? Was ist, wenn er nicht der richtige ist? Was aber, wenn ich nein sage und es dann bereue? Collin ist lieb und anständig. Er kann mir ein ruhiges Leben garantieren, er hat einen Job, er ist treu, ich kann ihm vertrauen und mit ihm reden. Aber ist er der Mann für's Leben?

"Ja, ich will." höre ich mich selbst sagen und Collin springt auf und fällt mir um den Hals. "Für einen Moment hab ich gedacht, du sagst nein." murmelt er und geht wieder einen Schritt zurück. Mit zittrigen Händen öffnet er die Schachtel und präsentiert mir den Ring. Ich muss mir kurz auf die Unterlippe beissen. Der Ring ist Gold und jeder, der mich kennt weiß, das ich kein Gold trage aber ich lasse mir nichts anmerken und er steckt ihn mir nervös an den rechten Ringfinger. Dann küsst er mich und strahlt mich dann an. "Dann sind wir jetzt verlobt." stellt er fest und ich nicke. "Sind wir wohl." murmel ich und versuche, die Zweifel in meinem Hinterkopf zu ignorieren.

"Setzen wir uns. Wann wollen wir heiraten? Wie willst du heiraten? Groß? Klein?" bombardiert er mich und ich denke nach. "Auf keinen Fall ohne Alec." platze ich heraus und sofort verschwindet sein Lächeln. "Damit hätte ich rechnen müssen." sagt er kühl und ich weiß, es ist wieder soweit.

Alec ist immer ein Streitthema bei uns und Collin ist genervt davon, wie präsent mein bester Freund trotz seiner Abwesenheit immer ist. Ab und zu hat Alec sich bei mir gemeldet und immer habe ich mich gefreut, wenn ein Brief von ihm kam. Er ist tatsächlich nach England gereist und hat ein halbes Jahr dort gelebt, bis er weiter ist nach Italien und danach nach Frankreich. Gerade ist er in Spanien und hat mir erst gestern eine lustige Postkarte mit einem Foto von sich geschickt, auf dem er einen Mantilla trägt und in die Kamera grinst. Er fehlt mir schrecklich und ich rede so oft von ihm, dass Collin eifersüchtig ist, wenn ich auch nur seinen Namen erwähnen.

"Collin." sage ich sanft und greife seine Hand. "Alec ist mein bester Freund und ohne ihn als Trauzeugen werde ich dich nicht heiraten. Es kommt nicht in Frage, dass er nicht dabei ist. Entweder wir richten uns nach ihm oder wir sagen es ab." Er starrt mich an und kämpft sichtlich mit sich. Schließlich nickt er. "Ich will, dass du mein Mann wirst und wenn das deine Bedingung ist, akzeptiere ich sie. Ruf ihn an." sagt er und ich nicke.

Schnell ziehe ich mein Handy hervor und rechne nach, welche Uhrzeit gerade in Spanien ist. Wir haben sechs Stunden Unterschied, also ist es dort Nachmittag. Ich drücke die Kurzwahltaste und es tutet. Aufgeregt warte ich, bis er anhebt. "Ola Mags." begrüßt er mich und ich muss lachen. "Alexander oder muss ich dich jetzt Alexandro nennen?" Er lacht ebenfalls. "Alexander ist schon okay." antwortet er. "Was gibt's?" fragt er dann und ich hole tief Luft. "Hör zu. Ich werde heiraten, Collin hat mir soeben einen Antrag gemacht aber ich möchte dich als meinen Trauzeugen. Alles andere kommt nicht in Frage, denn ich werde nicht ohne dich heiraten." Er schweigt und ich werde unruhig.

"Alexander?" frage ich und endlich antwortet er. "Herzlichen Glückwunsch." Bevor ich nachfragen kann, warum er so kühl klingt, spricht er weiter. "Du, ich weiß noch nicht, wann ich zurück nach New York komme also kann ich mich nicht festlegen. Es wird noch eine Weile dauern, schätze ich. Wann soll es denn soweit sein?"

Collin sieht mich fragend an aber ich weiche seinem Blick aus. "Ich werde erst heiraten, wenn du wieder da bist. So einfach ist das." Ich ignoriere den empörten Gesichtsausdruck von Collin. "Okay. Gib mir ein paar Tage, dann kann ich dir sagen, wann ich wieder komme. Ich muss jetzt auch los. Ich melde mich. Bis dann, Magnus." Ich kann mich nicht mehr verabschieden, denn Alec hat schon aufgelegt.

Tief hole ich Luft, bevor ich mich meinem Verlobten zuwende, der knallrot ist und eindeutig wütend. "Spinnst du, Magnus? Was soll das heißen, du heiratest erst, wenn er zurück ist? Was ist, wenn er sich erst in fünf Jahren überlegt, wieder zurück zu kehren?" motzt er mich an und ich zucke mit den Schultern. "Dann heiraten wir erst in fünf Jahren, Collin." antworte ich fest und er starrt mich an. "Das meinst du nicht so oder?" flüstert er tonlos und ich seufze. "Doch, ich meine es genau so. Versteh mich doch. Alec ist mein bester Freund. Ohne ihn zu heiraten kommt nicht mal ansatzweise in Frage. Er wird wohl nicht erst in fünf Jahren zurück kommen, also beruhige dich." zicke ich und er zuckt zusammen.

"Alec hier, Alec da. Du kennst kein anderes Thema. Was ist da zwischen euch? Vielleicht solltest du ihn heiraten und nicht mich." sagt er laut und ich werde wütend. "Wenn Alec schwul wäre, hätte ich das auch sicher gemacht aber das ist er nunmal nicht." schreie ich und merke sofort, dass ich den Bogen überspannt habe. Verletzt sieht Collin mich an. "So hatte ich mir das heute nicht vorgestellt." sagt er leise und mir tut es leid.

"Entschuldige bitte, das war nicht so gemeint. Versteh doch bitte, dass er mir viel bedeutet aber ich werde dich heiraten und nicht ihn. Ich verspreche dir, sollte er nicht in einem halben Jahr zurück sein, heiraten wir trotzdem, okay?" Ich ziehe ihn an mich und er kuschelt sich in meine Arme. "Versprichst du es?" murmelt er und obwohl ich meinen eigenen Worten nicht glaube, nicke ich.

Searching for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt