Noch 16 Tage bis zur Hochzeit

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Den ganzen Tag habe ich mich nicht aus meinem Hotel gewagt und ich bin mir sicher, die Rezeptionistin bekommt schon einen Schreikrampf, wenn sie meine Nummer auf dem Display erkennt oder ich durch die Türen des Fahrstuhls steige. Ich habe andauernd angerufen oder bin persönlich erschienen, um zu fragen, ob sich jemand nach mir erkundigt hat aber bisher war die Antwort immer die Selbe. Niemand ist hier gewesen und hat nach mir gefragt. Langsam werde ich frustriert und möchte am liebsten nach ihm suchen aber ich habe Angst, ihn zu verpassen.

Am Abend rolle ich mich auf meinem Bett zusammen und beisse auf meiner Unterlippe herum. Zögerlich nehme ich mein Handy in die Hand und schalte es ein. Sofort werden mir acht Anrufe von Collin angezeigt aber kein einziger von Alec. Als ich meine Nachrichten kontrolliere, sehe ich, dass ich sehr viele von meinem Verlobten habe. Es gibt ängstliche, traurige aber überwiegend wütende Nachrichten. Natürlich kann ich verstehen, dass er sauer ist aber in der letzten schreibt er mir etwas, was mich nun ebenfalls wütend werden lässt. Fassungslos lese ich seine Nachricht immer und immer wieder.

"Magnus, es reicht mir langsam mit deinem kindischen Verhalten. Zu deinem Besten habe ich deine Kreditkarte als gestohlen gemeldet. Wer weiß, was du planst und wofür du gerade dein Geld aus dem Fenster wirfst. Komm nach Hause und wir klären das."

Ist das sein Ernst? Er kann doch nicht mein eigenes Geld sperren lassen. Ich atme tief ein und aus, bevor ich beschließe, nicht zu antworten und mich selbst um dieses Problem zu kümmern. Von Alec habe ich nur eine einzige Nachricht. "Melde dich, wenn du mich brauchst.Wir finden für alles eine Lösung, so wie wir es immer getan haben." Das ist alles. Kein Wort über das, was zwischen uns vorgefallen ist oder das er mich vermisst.

Ich rufe die Kreditkartenfirma an und nenne denen mein Anliegen. "Mr. Bane, ihr Verlobter hat uns mitgeteilt, dass ihre Karte gestohlen wurde. Ist sie wieder aufgetaucht?" fragt mich eine Frau. "Ja, nein also es war ein Missverständnis. Sie wurde nicht gestohlen und ich brauche das Geld. Dringend." Ich höre, wie sie etwas auf ihrem Computer tippt. "Okay, dann entsperre ich sie wieder. Ihr Geld ist in einer Woche wieder zu Ihrer Verfügung." Ich muss tief Luft holen, um nicht zu schreien. "Eine Woche? Ich brauche es jetzt. Ich sitze mitten in Frankreich und das ohne einen Dollar. Wie stellen Sie sich das vor?" knurre ich leise. "Ich halte mich nur an die Vorschriften, Mr. Bane aber ich werde morgen mit meinem Vorgesetzten sprechen und mich dann bei Ihnen zurück melden." versucht sie einzulenken und ich schließe die Augen. "Okay. Ich rufe morgen nochmal an, wenn Sie sich nicht melden." sage ich knapp und lege auf.

Natürliche kann ich verstehen, dass Collin sauer ist aber es zeigt mir nur noch mehr, dass ich diese Auszeit brauche, um mir darüber klar zu werden, ob ich diese Ehe mit ihm überhaupt will. Und Alec? Mein Kopf dreht sich alleine beim Gedanken an ihn und ich kann keine Lösung finden. Was sind wir? Freunde? Mehr als das? War das alles nur ein Ausrutscher oder waren es tiefere Gefühle? Ich kuschel mich tief in mein Kissen und versuche an niemanden zu denken, bevor ich schließlich in einen unruhigen Schlaf falle.

Völlig gerädert wache ich am Morgen auf und fasse mir an den Kopf. Es pocht unangenehm hinter meinen Schläfen und am liebsten würde ich mich verkriechen und nie wieder aufstehen. Ich taste nach dem Telefon und wähle die Nummer der Rezeption. "Guten Morgen. Ich brauche dringend ein Schmerzmedikament und einen starken Kaffee." brumme ich ins Telefon. "Mr. Bane, es gibt leider Probleme mit Ihrer Kreditkarte. Die Abbuchung für das Zimmer wurde storniert." erwidert eine Mann und ich stöhne auf. "Ja, ich weiß, aber das hat sich erledigt. Es ist alles okay und spätestens in einer Woche bekommen Sie Ihr Geld." erwidere ich genervt und der Mann räuspert sich. "Es tut mir leid aber Sie müssen das Hotel leider verlassen. Sofort." antwortet er und ich schnappe nach Luft.

"Wie bitte? Ich sagte doch gerade, dass ich mehr als genug Geld habe." Er schweigt kurz. "Dann dürfte es ja kein Problem sein, wenn Sie die bisherige Rechnung bar bezahlen, Mr. Bane." Ich seufze. "Doch, es ist ein Problem. Ich komme momentan nicht an mein Geld aber es ist da. Sie müssen sich keine Sorgen machen." Wieder räusperte er sich. "Leider muss ich Sie auffordern, unsere Räumlichkeiten sofort zu verlassen und wenn Sie sich weigern, muss ich leider die Polizei informieren." Ich kneife die Augen zusammen. "Habe verstanden. Ich packe meinen Koffer." murmel ich und lege auf.

Ich verfluche Collin innerlich und krabbel aus dem Bett. Nach einer schnellen Dusche, habe ich mich angezogen und meine Sachen zusammen gepackt. Mir bleibt jetzt nichts anderes übrig, als meinen Verlobten anzurufen und um Geld für den Rückflug zu bitten. Ich werde Codie nie wieder sehen und in achtzehn Tagen heiraten. Vielleicht soll es so sein und genau das ist mein Schicksal. Ein Leben neben einem Mann, der nie mit mir zufrieden ist. Alec wird wieder weg gehen und ich bleibe zurück. Versunken in meinem Selbstmitleid komme ich an der Rezeption an.

Noch immer hämmert mein Kopf wie verrückt und müde sehe ich den Mann an, der mich streng mustert. "Mr. Bane, wie möchten Sie die bisherige Rechnung bezahlen? Bar?" Ich sehe ihn an. "Ich sagte Ihnen doch, dass ich das nicht kann. Können Sie keine Rechnung schreiben?" Er zieht die Augenbrauen hoch. "Ich denke, es ist sinnvoll, doch die Polizei einzuschalten."

"Das wird nicht nötig sein. Ich übernehme seine Rechnung. Damit dürfte die Sache aus der Welt sein." Ich drehe mich um und sehe wie Codie durch die Halle auf mich zukommt. Im Gegensatz zum letzten Mal, trägt er keine Jeans sondern einen maßgeschneiderten Anzug. "Mr. Wallgoth." stammelt der Mann an der Rezeption und sieht plötzlich sehr nervös an. "Der bin ich. Ihnen ist hoffentlich klar, dass das keine gute Bewertung gibt, wenn Sie Ihren Gästen mit der Polizei drohen. Hier ist meine Kreditkarte. Beeilen Sie sich. Mein Freund hier und ich wollen hier schnell wieder raus."

Mit offenem Mund starre ich Codie an und beobachte dann, wie der Mann hektisch in einem Hinterzimmer verschwindet. "War das cool?" kichert Codie und noch immer kann ich nichts sagen, sondern nur nicken. Was passiert hier gerade?

Searching for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt