Schwächling

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Genervt drehe ich mich um und gehe stumpf ins Bad, um  mir nochmal meine Verletzungen anzusehen. Die Schwellungen sind ein bisschen weg gegangen, aber auch nicht wirklich viel. Im Großen und Ganzen erkenne ich keinen großen Unterschied. Der Hodenkobold hat sich inzwischen auch ungeniert in mein Zimmer begeben und schaut mir zu, während er auf meinem Bett sitzt. Ab und zu fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken, weil sein Blick so extrem intensiv ist. Komischerweise habe ich gerade nur keine Angst, sondern bin allein wegen dem Video echt angewidert. Mein Blick schweift aus der Badezimmer-Türschwelle ins Schlafzimmer. Er sitzt auf meinem Bett und sieht...glücklich aus? Ehrlich gesagt traue ich mich doch nicht so ganz, aus dem Bad raus zugehen.

Was soll ich dann überhaupt mit ihm machen?  Weggehen wird er ja anscheinend erstmal nicht, aber ich habe auch kein Bock, dass er hier ist.

Seufzend bleibe ich im Bad stehen und schaue ab und zu zu ihm rüber, während dessen ich so tue, als würde ich mich ein wenig auffrischen. Jedoch geht mir nach Haare kämmen und Zähneputzen, Gesicht waschen, und Weiterem die Ideen aus und ich zwinge mich, ins Schlafzimmer zu gehen. Er hat sich keinen Zentimeter bewegt. Schief schaue ich ihn an, jedoch bewegt er sich weiterhin nicht und sieht mich nur erwartend an. 

"Was ist?!"

Kurz hält er inne.

"Du siehst schön aus.", er lächelt freundlich.

Erschrocken zucke ich leicht zusammen. Ich merke das Blut in meinem Kopf aufsteigen.

Ist das wieder eines seiner Spiele?

"Raus. Jetzt.", zitternd zeige ich mit meinem Finger auf die Tür. 

Genervt steht er auf. Die Stimmung in ihm hat sich schlagartig  geändert. Nun steht er vor mir und macht einen Schritt auf mich zu. Jetzt merke ich doch noch die Angst in mir aufsteigen und mein Herz schlägt wieder viel schneller. Dazu wurde es auch noch extrem still. Das Geräusch der Autos, die man durch das Fenster vorbeifahren hört, ist verstummt. Die Musik der anderen Bars und Menschen höre ich ebenfalls nicht mehr. Es ist so, als wenn die Zeit stehen blieb. Und das nur, weil ich in seine Augen sehe. Sie sind extrem hypnotisierend und ich schaffe es einfach nicht, meinen Blick abzuwenden. Er steht direkt vor mir. Nur ein Paar Zentimeter trennen uns und er ist so viel größer als ich, weshalb ich meinen Kopf recht weit in den Nacken legen muss, desto näher er mir ist. Ich habe auch vorhin nicht gemerkt, wie er mir immer näher kam. Durch die Stille habe ich das Gefühl, dass man meinen Herzschlag hört. 

Bitte lass es ihn nicht hören und es falsch interpretieren...

"Hisoka, g-geh-"

Ehe ich meinen Satz beenden konnte, legt er seine Hände um mich und drückt mich zu sich. Seine rechte Hand liegt auf meinem Rücken, sie drückt mich fest, aber trotzdem sanft an seinen Körper. Nach ein paar Sekunden erwache ich aus meinem Schock und versuche, ihn von mir weg zu drücken, was mir aber nicht gelingt, weil er seine linke Hand nun an meinen Hinterkopf gelegt hat und mein Gesicht sanft gegen seine Schulter drückt. Anfangs habe ich noch versucht, zu fliehen, gebe es dann aber aber auf und lasse widerwillig das Geschehen vor sich gehen. Langsam beruhige ich mich und das Gefühl der Angst schwindet. Sein Geruch ist irgendwie beruhigend, er riecht nach einem typischen Männer Shampoo, aber es gefällt mir irgendwie. Meine Muskeln entspannen sich irgendwann doch und meine Arme, die sich vorhin noch wehrend gegen seine Brust gedrückt haben, rutschen dieser langsam runter und hängen mittlerweile nur noch entspannt unten. 

"Ich weiß, dass du das jetzt brauchst. Hör auf, deine Gefühle zu unterdrücken."

Auf einmal spüre ich den gewaltigen Schmerz der Trauer. Die Tränen steigen in mir auf und mein Körper verkrampft sich leicht, bis sich nun die ersten Tränen aus meinen Augen und das erste Schluchzen aus meinem Mund entflieht. Hisoka hört das natürlich und drückt mich noch fester an sich. Mein Schluchzen wird lauter und die Tränen immer mehr, bis ich Hisokas weißes Shirt komplett nass gemacht habe. 

Verbotene GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt