02 - Freundschaft

213 19 57
                                    

Ich öffnete langsam meine Augen und sah wie die Sonne durch die Vorhänge schien. Mein Schädel brummte. Ich hatte lange nicht mehr so viel Alkohol getrunken wie am letzten Abend und die gestrige Situation macht das gesamte Geschehen nicht besser.

Als ich langsam ich die Küche schlich um mir ein Müsli zu machen kam mir Amelie entgegen. Ich konnte ihr keineswegs ansehen, dass sie gestern bis tief in die Nacht feiern war und auch ihre Stimmung schien besser zu sein als meine. Aber das war immerhin nicht schwer.
„Guten Morgen Alex!"
Sie lächelte mich an, als ich die Küche betrat.

„Morgen."
Ich konnte ihre morgendliche Euphorie nicht teilen, aber ich war noch nie ein Morgenmesch gewesen und das wusste sie.

„Liegt heute was bei dir an?"
Während ich zuerst meine Müslimischung in die Schüssel füllte und dann mit Milch die Schüssel auffüllte, saß Amelie am Küchentisch und starrte auf ihr Handy.

„Ne, ich habe da heute auch keinen Kopf für. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal mehr als ein Bier getrunken habe."
Dass ich zusätzlich sowieso durch den Wind war, erwähnte ich bewusst nicht.

„Okidoki. Ich lerne jetzt ein wenig, wenn was ist, dann komm in mein Zimmer."
Amelie stand auf und nahm die türkisene Order mit ihren Unisachen mit.

Ich löffelte mein Müsli zuende. Als ich aufgegessen hatte, räumte ich anschließend die Spülmaschine ein und begab mich dann auch wieder in mein Zimmer.
Es war Sonntag. Die letzten Sonntage hatte ich zum Lernen genutzt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich heute keinen klaren Gedanken hätte fassen können.
Also nahm ich mein Handy und legte mich auf mein Bett.

Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy und eine Nachricht tauchte auf meinem Bildschirm auf.
Ich kannte die Nummer nicht und hatte sie auch nicht eingespeichert.
'Hallo, ist da Alexander?'

Etwas verwundert beantwortete ich die Frage.
Die Person hatte kein Profilbild, keinen Status und ich konnte lediglich sehen, dass sie gerade online war und gerade meine Antwort gelesen hatte.

'Oh super, hier ist Vivienne.'
Ich schluckte. Wie war das möglich? Wie hatte sie meine Nummer? Ich hatte erst vor zwei Jahren eine neue Nummer bekommen und seitdem nie mit ihr geschrieben.

'Vivienne?'
'Ja, kennst du mich noch?'

Ich lächelte. Wie hätte ich sie nicht mehr kennen sollen. Dieses Mädchen hatte mein ganzes Leben begleitet und ich würde sie wohl nie vergessen.
'Natürlich.'
Für eine längere Nachricht war ich noch immer ziemlich überrannt. Wenn sie wüsste, was sie in mir anstellte.
'Wie geht's dir? Ich wusste gar nicht, dass du studierst. Hattest du nicht eine Ausbildung gemacht?'
Ich erklärte ihr die Umstände und fragte sie dann, was sie jetzt so machte.
Als Antwort darauf erfuhr ich, dass sie im fünften Semester ihres Lehramtsstudium steckte.
Lehrerin war schon immer ihr Wunsch gewesen. Erdkunde und Deutsch, wenn sich da in den letzten Jahren nichts dran verändert hatte.

'Ach ist ja lustig, dass wir uns nochmal wiedersehen.'
Ich lachte kurz als ich ihre Nachricht las. Recht hatte sie. War es Zufall? Wie wahrscheinlich war es, dass wir uns zufälligerweise nach vier Jahren wieder trafen.
'Ja definitiv. Aber wie kams eigentlich dazu, dass du meine Nummer hast und woher weißt du, dass ich jetzt hier studiere?'

'Ich habe deine große Schwester gestern auf einer Party getroffen und wir haben uns ein wenig unterhalten und irgendwann hat sie dich erwähnt. Sie dachte ich wusste davon, sie dachte auch, dass wir in den letzten Jahren noch Kontakt hatten. Naja, aber als wir dann so darüber geredet haben, konnte ich mir die Möglichkeit nicht nehmen lassen mal wieder Kontakt zu dir aufzunehmen.'
Ich lächelte sanft als ich die Nachricht von ihr las. Sie hatte noch Interesse an mir. Ich war ihr scheinbar nicht egal und irgendwie fühlte sich das sehr gut an.

FREUNDSCHAFTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt