07 - Gin Tonic

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Die nächsten Tage verbrachten wir überwiegend zusammen. Vivienne war halb bei mir eingezogen und glücklicherweise hatte Amelie daran nicht viel auszusetzen. Sie hatte sich unglaublich für uns beide gefreut gehabt und war ganz aus dem Häuschen, als ich ihr von dem Gespräch erzählte und wie es geendet hatte.

Montag waren wir im Kino und gestern hatten wir den gesamten Abend bei mir auf der Couch verbracht und zuhause einen Film geschaut. Zumindest versucht, denn mit Vivienne in meinen Armen waren meine Gedanken immer mal wieder vom Film abgeschweift und meine Lippen hatte ihre gefunden.
Ich konnte das Gefühl von purer Glücklichkeit in mir nicht beschreiben und ich war einfach nur froh, dass es da war.

Für heute Abend hatten wir etwas geplant, was ich noch nie getan hatte, aber was laut Vivienne total normal für Studenten sei. Eine Party mitten in der Woche. Nie im Leben würde ich in der Woche auf eine Party gehen, ganz davon abgesehen, dass ich morgen Vormittag eine Vorlesung hatte, aber Vivienne hatte darauf bestanden.
So ganz geheuer war mir das Studentenleben noch nicht.

Draußen war es kalt, grau und bereits dunkel. Das Wetter zeigte sich die letzten Tage nicht von seiner besten Seite gezeigt, aber ich hatte die Hoffnung, dass es so wenigstens die nächsten Tage den ersten Schnee geben würde.

Ich stand schon an der Tür und wartete auf Vivienne, die vor circa einer Viertelstunde aus dem Badezimmer ins Gästezimmer gelaufen war. Ich hoffte, dass sie keine Ewigkeiten brauchen würde, aber so wie ich Ewigkeiten Vivienne kannte, war dies nicht der Fall. Sie mochte es schon immer eher schlicht.

Keine fünf Minuten kam sie dann aus dem Zimmer.
„Oh, du bist ja schon fertig."
Aber meine Antwort blieb aus, als ich Vivienne sah. Ihre braunen Haare waren leicht gewellt und wippten sanft rhythmisch zu ihren Schritten.
Unter ihrer Winterjacke sah ich einen dicken, dunkelgrauen Pulli. Ihre schwarze Jeans endeten in knöchelhohen Stiefeln, die einen kleinen Absatz hatten und sie dadurch etwas größer schummelten.
Größer als sie war ich dennoch.

Als sie meine Blicke sah lächelte sie und ihre Gesichtsfarbe nahm einen sanften Rotton an.
„Du siehst gut aus."
Sie lächelte weiterhin und antwortete ohne zu zögern.
„Du auch Pale."
Dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange.

„Ich hoffe ich habe da jetzt keinen roten Lippenabdruck auf der Wange?"
Vivienne schaute kurz nochmal nach.
„Nein nein, alles gut."
Sie lächelte und ich wusste nicht ganz ob ich ihr vertrauen konnte, aber ich beließ es jetzt dabei und ein flüchtiger Blick in den Spiegel verriet mir, dass dort wirklich kein Abdruck zu sehen war.

„Gehen wir?"
Ich nickte.
Dann schaltete ich das Licht aus, nahm ihre Hand und ging mit ihrer Hand in Hand aus der Haustür.

Draußen war es wie erwartet winterlich kalt, sodass ich froh war, dass wir relativ schnell beim Club angekommen waren.
Der Club war voll, aber nicht überfüllt.
„Am Wochenende ist der Club zu voll, aber in der Woche ist es einer der besten Clubs die du hier besuchen kannst."

In den letzten Jahren musste sie einige Male feiern gewesen sein. Es wirkte auf mich fast so, als hätte sie die Clubs hier studiert und nicht Lehramt. Vielleicht hatte sie ja sogar ihre Bachelorarbeit über die Clubs geschrieben? Wer weiß das schon?

An der Garderobe vorbei zog mich Vivienne geradeaus zur Tanzfläche, auf welcher wir uns passend zur Musik tanzten oder bewegten, je nachdem wie der Betrachter darüber denkt.
Aber wir hielten uns nicht allzu lange auf der Tanzfläche auf, denn kurz darauf zog mich Vivienne zur Theke hin.

„Was möchtest du trinken?"
Ich schaute ihr in die Augen, die im Neonlicht des Clubs funkelten.
„Bacardi Cola"
Ich schaute sie nachfragend an.
„Bacardi Cola?"
Sie nickte und ich lachte.
„Wer trinkt denn sowas?"
Sie lachte ebenfalls.
„Ich. Was trinkst du denn immer?"

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