Louis hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Er hatte sich von einer Seite auf die andere gewälzt und war bei jedem Geräusch hochgeschreckt. Wie sehr er sich nach einem warmen Körper gesehnt hatte, der sich eng an ihn schmiegte! Doch er erlaubte sich diese Schwäche nicht. Er würde nicht nachgeben - er würde Stark bleiben.
Erst viel später würde Harry ihm erklären, dass es genau andersherum war. Dass er genau dann Mut zeigte, wenn er nach dem Fall erneut versuchte, aus der Schlucht zu gelangen, statt liegen zu bleiben, um nicht wieder zu fallen.
Sich stöhnend den Kopf reibend lehnte Louis sich gegen die Tür des Cafés, die beinahe ohne jeglichen Widerstand auf schwang. Er war schon wieder zu spät, und als er Lina mit verschränkten Armen und mürrischem Blick an der Theke sitzen sah, ahnte er Schlimmes.
"Lina... ich - es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen! Versprochen!"
"Ach, Louis...", traurig musterte sie ihn und stand dann langsam auf, um ihn in die Arme zu schließen. "Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Vier Jahre?"
"Fünf.", korrigierte er leise und drückte sie an sich. Ihr Geruch hatte etwas tröstendes. Vorher war ihm das nie aufgefallen, doch jetzt roch sie vertraut und irgendwie... wie 'Zuhause'.
"Wieso hast du denn nie etwas gesagt?" Die Frage bohrte sich in seinen Kopf. Ja, wieso? Wieso hatte er sich ihr nicht anvertraut?
Die Erkenntnis kam erst später - zu spät. Er zuckte zusammen und löste sich von ihr.
"Woher..." Die Antwort wusste er schon. Natürlich. Der beruhigende Duft... er konnte sogar Harrys Anwesenheit spüren, ohne gehört zu haben, wie dieser den Raum betreten hatte.
"Harry..." Seine Stimme klang auf einmal ganz kindlich und verletzt, als hätte er sein Leben lang noch nie die Liebe eines Menschen gespürt. Als wäre er abgeschottet gewesen von jeglichen Emotionen. Er fühlte sich erbärmlich und kläglich. Und dann war da noch dieser unvorstellbar riesige Hass auf... ja, auf wen eigentlich? Auf Harry? Wohl kaum.
"Was hast du denn bitte nicht verstanden?!", schrie Louis plötzlich los, womit er sich selbst erschreckte, und drehte sich wütend zu ihm um. "Ich sagte, lass dich nie wieder blicken!"
Es verschlug ihm fast die Sprache, wie Harry ihn ansah, mit einer Mischung aus unendlicher Trauer und... Verständnis. Ja, er verstand ihn. Und das war es, was Louis so fertig machte. Warum konnte Harry nicht auch einfach mal schreien, toben, ihn verfluchen? Warum musste er immer so verdammt... so verdammt wundervoll sein?
"Wir müssen reden."
Diese Worte reichten aus, um Louis zum Schweigen zu bringen. Er setzte sich auf den nächstbesten Stuhl und senkte den Kopf.
Wie konnten Worte nur so groß sein? Diese drei kleinen Worte - es waren nicht unbedingt die, die er erwartet oder sich gewünscht hätte. Und dennoch strahlten sie so eine Kraft aus, dass er tatsächlich nachgab und zuhörte._________________________
Na ihr? Wie geht's euch grade so? Ich hoffe, dass trotz Corona bei euch alles einigermaßen in Ordnung ist. ❤
Louis lässt also mit sich reden - mal sehen, was aus ihrem Gespräch wird. Immerhin hat Harry es so weit schon mal geschafft.
~ josy
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Nur über meine Leiche (Larry Stylinson)
FanfictionNie wieder. Er hatte es doch versprochen! Hoch und heilig. Und jetzt? Er hätte es wissen müssen. Er hätte ahnen sollen, dass er ihn nicht in Ruhe lassen würde.