City life (1)
„Um den Sender zu wechseln, die demensprechende Taste betätigen…“, ich schaute voller Verwirrung zwischen der Einleitung und der Fernbedienung hin und her.
Wiedermal hatte ich mich daran versucht diese komplexe Sprache der Technik zu entschlüsseln.
Wiedermal vergeblich.
Die demensprechende Taste betätigen? Selbstverständlich!
Das war scheinbar so eindeutig, dass sie sich nicht mal die Mühe gegeben hatten diese Taste zu kennzeichnen. Die Menschen waren also nun in der Lage hellzusehen. Das war mir neu.
Empört über diese heikle Technik, warf ich die Fernbedienung auf dem Sessel mir gegenüber und lehnte mich zurück. Es gab so vieles worüber ich mich beschweren wollte und doch musste ich meinen Frust in mich hinein fressen. Gefangen auf diesem Planeten der Erdrückung und dem Wahnsinn, musste ich unvorstellbare Quallen erleiden, die mir jeden Atemzug erschwerten.
Ohne meine Magie auszukommen, stellte sich als schwieriger dar als ich es erwartet hatte.
Dieses ständige hin und her bewegen durch diese minderwertigen Transportmittel, gefüllt mit muffelnden Fleischsäcken. Dieses lange anstehen für einen einfachen Kaffee und diese lauten Nachbarn die keinen Sinn für Humor hatten.
Mir stand die Verzweiflung regelrecht ins Gesicht geschrieben.Meine Ankunft hier war bereits Monate her, doch es fühlte sich an wie Jahre. Unendliche Jahre des Grauens. Selbst meine Kindheit hatte sich nicht so dermaßen erbärmlich angefühlt.
Odin hatte Wort gehalten, als er meinte er würde mir die schlimmste Strafe zukommen lassen.
Die Erde war die reinste Hölle. Nun verstand ich auch das Sprichwort, welches ich mal in der Bahn aufgeschnappt hatte.
Ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen. Meine Seele hatte meinen Körper verlassen, als ich mir erneut die Waschmittel Werbung ansehen musste. Ich würde die Menschheit wohl nie verstehen und ihre eigenartigen Gebräuche sowieso nicht. Sie waren uns in vielerlei Hinsicht ähnlich.
Sie empfanden Kummer, Leid, Schmerz und Freude, drückten diese Gefühle aus, oder verdrängte sie. Das taten wir auch. Je nach dem was sich ergab.
Doch es gab auch so viele Unterschiede, die ich nicht mal zusammenzählen konnte. Damit angefangen das sie sich äußerst merkwürdig anzogen und verstörend rochen.
Mein Hand streckte sich hoch und führte eine Bewegung aus und im nächsten Moment hielt ich krampfhaft inne. Es war belastend zu wissen, dass ich schutzlos war, dem Unheil ausgeliefert, verwundbar und allein.
Nicht das es einen Unterschied zu meinem bisherigen Lebenslauf machen würde, aber zu dieser Zeit hatte ich zumindest meine Kräfte die mir Halt gaben. Und ich hatte auch jemanden der mir zur Seite stand, auch wenn ich diese Zeiten, diese Erinnerungen verdrängte.
Ich ließ meine Hand auf meinen Schoß fallen und hielt die Tränen zurück. Mir war es ganz egal wie schrecklich dieser Gott verlassener Ort war, dass es den Kaffee nicht wert war so lange anzustehen, dass es in der Bahn immer nach nassen Füßen roch, oder ich es nicht hinbekam etwas anderes als die Werbungen in Dauerschleife zu sehen. Ich hatte alles verloren. Ich war ganz allein, umgeben von Millionen Geschöpfen die sich nicht um mich scherten. All die Jahre hatte ich mich nach Zuneigung gesehnt und Jahrtausende daran gearbeitet denen wehzutun, die mich als einzige wirklich geliebt hatten. Ich hatte viel zu spät erkannt, dass ich alles hatte was ich schon immer haben wollte. Und nun hatte ich gar nichts mehr. Ich war nun ganz alleine, untergegangen in einem Meer voller nutzloser Geschöpfe.Ich hatte aufgegeben. Das kannte ich gar nicht von mir, doch ich hatte nichts mehr worum es sich zu kämpfen lohnte. Meine Schlacht war geschlagen und ich wurde besiegt. Mein eigener Zorn und Hass hatte mich zugrunde gerichtet. Nun musste ich mit dessen Konsequenzen leben. Ich hatte keine andere Wahl als mein Schicksal zu akzeptieren und zugegeben, fand ich meine Strafe angemessen. Angesichts der Tatsache, dass ich die Familie die mich wollte hintergangen hatte, war es das mindeste was ich verdient hatte. Müde stand ich auf und griff nach der Fernbedienung. Mit einem festen Knopfdruck schaltete ich den Flimmerkasten aus und war erleichtert, das es auch der richtige Knopf war. Die fremden Stimmen waren an manchen Tagen beruhigend, doch an Tagen wie diesen nur Ohrenbetäubend und nicht auszuhalten. Die Fernbedienung ließ ich wieder ins schwarze Leder des Sessels fallen, jedoch wusste ich nicht wohin mit mir. Der Abend brach bereits ein, der Himmel tauchte ins tiefe Nachtblau. Kein einziger Stern zeigte sich über die Stadt, kein einziger Funke einer Sternschnuppe kreuzte den Nachthimmel. Ich begab mich auf meinen Balkon, der einen Blick auf den Gemeinschaftsgarten, zwei Stockwerke tiefer bot. Sie war recht klein, aber geräumig. Es stand ein dunkles Sofa neben der Glastür, ein bewundernswert gutaussehender Teppich und ein kleiner Holztisch davor, auf dem ich eine Vase gestellt hatte. Ich hatte sie aus der Schatzkammer Odins mitgehen lassen, doch ihren Wert konnte ich nicht einschätzen. Mir war auch nicht klar, welches magisches Geheimnis sie mit sich trug und ich würde es wohl nie erfahren. Über meinem Balkon befand sich das meines Nachbars, doch soweit ich wusste nutzte er es nur zum rauchen. Meistens war das dann früh am morgen, oder am Nachmittag nach der Arbeit. Erstaunlich wie viele Informationen ich während meiner Anwesenheit aufgeschnappt hatte. Wenn mich der Fernseher nicht unterhalten konnte, dann mussten meine Nachbarn wohl dafür einspringen. Ich nahm auf dem Sofa platz und legte die Hände in den Schoß. Es war ein wenig kühl geworden, obwohl wir mitten im Sommer angelangt waren. Die Tage waren heiß, doch die Nächte eher kühl. An das Wetter hier würde ich mich wohl nie gewöhnen. Es war ein ständiges hin und her. Ein Gewühl aus Hitze und Kälte, der ich nicht gewachsen war. Ich strich vehement über meine nackten Oberarme und atmete die frische Abendluft ein, bevor ich meine Bewegungen unterbrach. Mir gefiel es hier zu sitzen und die angenehme Stille zu genießen. Es erinnerte mich an zuhause. In der Bücherei Asgards war es auch immer so still gewesen. Meistens war ich nämlich der einzige Besucher dort gewesen. Thor wusste wahrscheinlich gar nicht, dass wir eine Bücherei besaßen.
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𝐴𝑙𝑤𝑎𝑦𝑠 𝑦𝑜𝑢
Fanfiction𝐴𝑙𝑤𝑎𝑦𝑠 𝑦𝑜𝑢... 𝐼𝑛 𝑑𝑖𝑒𝑠𝑒𝑟 𝐺𝑒𝑠𝑐ℎ𝑖𝑐ℎ𝑡𝑒 𝑒𝑟𝑤𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝑒𝑢𝑐ℎ 𝑣𝑖𝑒𝑙𝑒 𝑣𝑒𝑟𝑠𝑐ℎ𝑖𝑒𝑑𝑒𝑛𝑒, 𝑒𝑚𝑜𝑡𝑖𝑛𝑎𝑙𝑒 𝐸𝑟𝑒𝑖𝑔𝑛𝑖𝑠𝑠𝑒 𝑧𝑤𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑇ℎ𝑜𝑟 𝑢𝑛𝑑 𝐿𝑜𝑘𝑖. 𝑍𝑤𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒, 𝐻𝑎𝑠𝑠 𝑢𝑛𝑑 𝑇�...