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Mein Zimmer war in einem blauen Ton eingerichtet, auch wenn es Möbel waren, die ausrangiert aussahen. Es war ein schlichtes, eher helles und angenehmes Blau, und es gefiel mir gut. Mein Zimmer hatte ein Fernseher, war so groß wie die gesamte Wohnung von Mom und mir und hatte bodentiefe Fenster. Es lag im zweiten Obergeschoss und zu meiner Überraschung hatte es ein Bad en Suite und sogar ein Wandschrank. Ich packte sofort meine Sachen auf die Bügel und in die Schubladen, doch dann hörte entdeckte ich etwas in der untersten Schublade vom Schrank. Es war ein kleiner, rosafarbener Dildo. Mir kam mein ganzes Essen hoch, was, wenn mein Dad ihn benutzt hatte? Bei einer Frau, und was, wenn dieser Raum hier mal ein Sexzimmer war. Ich wünschte mir jetzt eine Spezialbrille, die die Hoteltester immer aufhatten und die Bettlaken nach Sperma, Haaren und Urin untersuchten. Ich holte ein Taschentuch aus dem Bad und begutachtete den Dildo aus nächster Nähe. Es war ja schon interessant. Hallo, ich war ein Junge im der Pubertät, ich wollte solche Dinge erkunden! Also psst.

"Dann sehen wir mal ...", murmelte ich zu mir selbst und fand einen Schalter. Ich legte ihn vorsichtig um und auf einmal fang das Ding an zu vibrieren. Also ein Vibrator? Oder ein Dildo mit Vibrationsfunktion? Was war der Unterschied dazwischen?

Plötzlich klopfte jemand an der Tür und an der Stimme erkannte ich meinen Dad. Oh mein Gott, dachte ich nur, schaltete das Ding ab und legte es vorsichtig in die Schublade zurück. Etwas zu fest haute ich die Schublade zu, doch gerade rechtzeitig, denn jetzt kam er hinein und sah mich an.

"Kommst du klar?" Ich nickte und schob meinen leeren Koffer unter mein zukünftiges Bett. Ich stand unbeholfen da und sah ihn fragend an. Er setzte sich dann auf das Bett, auf dem ich schlafen sollte und seufzte.

"Ich hab' dich so lange nicht gesehen. Ich bereue jede meiner Entscheidungen. Ich habe dich verpasst, ich habe deine Kindheit verpasst." Ich schluckte, nickte wieder und sah betreten auf meine Socken. Wie sollte ich ihm in die Augen schauen, ohne loszuheulen? Ich habe immer einen Vater gebraucht, nie gehabt und ich habe ihn immer vermisst. Aber je älter ich wurde, desto unwichtiger wurde das Verlangen nach einem väterlichen Elternteil. Aber nun kamen die Kindheitsgefühle wieder hoch.

"Kannst du mir nicht was über dich erzählen? Etwas das ... das niemand weiß." Nun hob ich meinen Kopf, aber vermied Blickkontakt mit seinen stechenden, blauen Augen. Ich kramte in meinem Gehirn, aber ich fand nichts dergleichen.

"Ich ... Vielleicht ... ich weiß nicht. Ich mag es, Geschichten zu schreiben ... niemand weiß das." Mein Dad nickte, klopfte auf den leeren Platz neben sich. Ich war unsicher, ob es nun hieß, dass ich mich daneben setzen sollte, aber ich tat es trotzdem. Er legte seinen Arm um mich, sobald ich mich gesetzt hatte. Es war irgendwie unangenehm, seine Hand hing schlaff von meiner Schulter.

"Ich finde es toll, dass du da bist, Harry." Jetzt sah ich ihm in die Augen, sie waren so blau wie die gesamten Ozeane. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, zu sehr zogen diese blauen Augen mich in ihren Bann. Ich merkte, dass es etwas zu lange dauerte, dass wir uns in die Augen sahen, aber ich konnte den Moment nicht ruinieren. Es war fast magisch. Mein Vater hustete dann unkontrolliert und stand auf.

"Schlaf gut, Harry. Wenn du irgendwas brauchst oder haben willst, lass es mich wissen. Brauchst du vielleicht ein Glas Wasser? Oder willst du dein Fenster offen haben?" Ich dachte kurz über seine Angebote nach. Durst hatte ich gerade nicht wirklich, und der Raum war schon durch die Hightech-Klimaanlage etwas kühl, also schüttelte ich nur mit dem Kopf und lächelte unsicher.

"Na gut. Schlaf schön, Harry."

"G-Gute N-Nacht", murmelte ich und als ich die Tür schließen hörte, rutschte ich unsicher auf meinem Platz herum. Ich grübelte, bevor ich das neue Handy zückte und es austestete. Nach einer halben Stunde fand ich heraus, dass es nicht so toll war, wie ich dachte. Es war zwar super schön und schnell, doch die Apps langweilten mich schon sehr.

-

Am nächsten Morgen wachte ich schon sehr früh auf. Es war kurz nach acht Uhr, und als ich das Haus nach meinem Vater absuchte und ihn nicht fand, ging ich in den letzten Raum, sein Schlafzimmer. Es roch nach Parfum, frischer Luft und nach meinem Dad selbst. Es war ein komplettes Designer-Zimmer. Ich wusste nicht, was ich tat, als ich die Tür schloss und ich in einem dunklen Raum stand. Plötzliche Müdigkeit überkam mich und als ich mich in fünf Minuten entschied, wieder zurück in mein Zimmer zu gehen, bewegte sich mein Vater.

"Harry. Was tust du hier ... es ist früh."

"I-Ich konnte dich nirgends finden. Also bin ich hierher gekom-"

"Komm zu mir. Na los, komm schon", ermutigte er mich, als ich mich nicht regte. Schnell stieg ich zu ihm ins Bett und es war schon etwas komisch, er war immerhin mein Vater und ich nicht mehr vier Jahre alt. Er nahm mich in die Arme und legte seinen Kopf sanft an meine Wange. Es war auf einmal so heiß hier, ich dachte ich ersticke.

"Ich bin so froh, dass du da bist. Das finde ich richtig toll." Ich nickte einfach. Es war das einzige, was ich machen konnte, ohne mich groß zu bewegen und ihn damit in eine unkomfortabele Position zu bringen.

"A ... er u ... ist ... chtig ... exy ...", murmelte er unverständlich. Ich legte meine Stirn in Falten, fragte mich was sexy war. Doch ich schloss meine Augen und ließ mich von seinen gleichmäßigen Herzschlägen in den Schlaf wiegen.

Vielleicht war es ein komischer Traum, doch Dr Sommer sagte den Jungs, die homosexuelle Träume haben auch immer, dass es normal ist! Wieso auch nicht mein Traum von Dad und mir? Es ist peinlich, auch nur daran zu denken. Aber mir kamen diese Bilder wieder in den Sinn, wo er oberkörperfrei auf einem Wasserbett auf mich wartete ... mit einem Grinsen im Gesicht. Es war nun ganz sicher ein komischer Traum, ich wollte ihn gar nicht Traum nennen. Ich konnte mich nur an Alpträume erinnern. Aber ... es war schon etwas dran, warum sollte es sonst Traumdeuter geben? Sollte ich vielleicht mal einen aufsuchen und um Rat beten?

Ich kannte ihn einen Tag lang, ich sollte nichts überstürzen. Vor allem weil ich hier neue Mädels kennenlernen wollte. Wir lebten hier Villa an Villa, da musste doch eine dabei sein, eine Schönheit, die sich für nichts zu teuer war. Ein Mädchen, dass mich vielleicht ran ließ ... und mit mir mein erstes Mal haben wird?

"Harry ...?", hörte ich eine Stimme am anderen Ende des Universums. Ich schüttelte meinen Kopf, meine Augen waren noch geschlossen und ich wollte sie nicht öffnen, da es so schön hier war. Es war so ein kuscheliges, gemütliches Bett auf dem ich lag, dass ich niemals aufstehen wollte.

"Harry. Komm schon, Harry. Ich habe Bagels gemacht. Bacon & Eggs und Kakao. Hey, Harry." Widerwillig öffnete ich jetzt die Augen und sah meinen Vater, der ein Tablett in der Hand hielt. Ich bekam jetzt nicht wirklich Frühstück ans Bett?

"Wow, d-danke ..." Er nickte erfreut und stellte das Tablett auf den Nachttisch, während er ein kleines Liedchen sang. Ich sah ihm genau zu und bemerkte, mit wie viel Eleganz er sich doch bewegte. Er trug eine graue Jogginghose, ein dunkelgraues, fast schwarzes V-Ausschnitt Tshirt und weich aussehende Wollsocken. Es sah sehr nett aus. Im nächsten Moment gab ich mir gedanklich selber eine Backpfeife, da ich merkte, wie ich ihn ansah und auscheckte. Es war grauenhaft.

"Keine Ursache. Ich habe für uns beide was gemacht. Setz' dich hin, ich will da auch noch irgendwo hinpassen", kicherte er und sofort setzte ich mich auf, rückte an die Bettwand und ließ meinen Dad Platz nehmen. Seine Haare waren zerstrubbelt und wow, es stand ihm gut!

"Wie hast du geschlafen? Ich wollte dich nicht wecken, als ich wach wurde, also hab ich dich schlafen lassen."

"Danke ... gut h-habe ich geschlafen. Hab' was geträumt." Den expliziten Inhalt meines Traumes ließ ich sofort weg und auf die Frage, was ich den geträumt hätte; antwortete ich ganz trocken, dass ich es vergessen hätte und mir meine Träume fast nie merken konnte. Was ja zur Hälfte die Wahrheit war.

"Ich vergesse meine Träume auch immer. Obwohl, einmal habe ich von einem Schrebergarten geträumt, wo mir eine Milchschnitte das Tor aufgemacht hat und mich rausgejagt hat! Das war gruselig." Er erzählte und erzählte von all seinen Träumen, an denen er sich in dem Moment erinnern konnte. Manche waren lustig und andere konnte ich mir niemals vorstellen, selber zu träumen. Ich hätte ihm auch noch tagelang zuhören können, doch irgendwann war alles leer gegessen und ich brauchte eine Dusche.
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1tes Kapitel! :) hatte mehr Kommentare erwartet aber danke für das eine wunderbare kommi!!! Ich habe einfach entschieden weiter zu schreiben, mal sehen :-) danke für die ganzen Reads ihr Keksmonster :D
Nathan ♥ xx

Daddy (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt