Kapitel 2

124 8 0
                                    

-Hauptbahnhof Essen 21:45 Uhr-

Erschöpft von der langen Fahrt steige ich mit all meinen Sachen aus dem Zug und bin sofort hellwach als ich in die kühle Winterluft Essens trete und realisiere das ich endlich angekommen bin. Jetzt heißt es Heim und erstmal bei meiner Familie anrufen bevor ich schlafen gehen kann. Ich hätte nie erwartet das Zugfahrten so lang und anstrengend sein können. "Taxi! Taxi!", ein älterer Mann öffnet mir seine Taxitür und lädt mein Gepäck in den Kofferraum. "Wo Solls n hinjehn?", einen kurzen Moment bin ich von seinem Dialekt verwirrt aber dann fange ich mich wieder. Stimmt ja: Essen, NRW. "Blumingerstraße 26/4 bitte.", er nickt und fädelt in den Verkehr ein. Es ist ein seltsames Gefühl in einer völlig fremden Stadt zu sein und NACH HAUSE gefahren zu werden. Aufregend, neu, abenteuerlich und auch ein wenig einschüchternd. Die Wohnung bekam ich ganz einfach als Erbstück von Tante Doreen und Onkel Theo da sie selbst keine Kinder hatten und auf den Kosten sitzen geblieben wären. Sie 'schenkten' mir die Wohnung zu einem ungeheuer niedrigen Mietpreis weil sie vor Jahren hier gelebt hatten und die Wohnung gekauft hatten. Irgendwann wollten sie wieder zurück nach Österreich in ihre Heimat und seither stand sie leer und nun werde ich hier leben. Bereits vor acht Monaten haben meine Eltern und ich uns Gedanken darüber gemacht und vor zwei Monaten sind wir für vier Tage nach Essen um die Wohnung zu streichen, die Küche einzubauen, Möbel rauszusuchen und ebenso wie alle elektronischen Geräte aufzubauen und funktionsbereit zu machen. Sogar ein paar Zimmerpflanzen habe ich aufgestellt soweit ich mich erinnere. Die Wohnung, oder besser MEINE Wohnung hat zwei Etagen, insgesamt 5 Zimmer plus Bad und Küche. Das obere Stockwerk ist eigentlich nur ein riesiger Raum den ich als Schlafzimmer nutzen werde. Wir haben sie modern eingerichtet mit Hochglanz Küche und in den Farbtönen Beige, Mahagoni und weiß gehalten. Es ist wirklich ein Traum geworden. Ich freue mich Augenblicklich und meine Müdigkeit ist verflogen. "Sind da junge Lady.", ich nicke und öffne die Autotüre. Der Taxifahrer stellt mein Gepäck auf den Gehsteig und verabschiedet sich, nachdem ich ihm das Geld gegeben habe, kurz und knapp. Ich schleppe alle vier großen Koffer einzeln in den dritten Stock und muss mich erst mal kurz an die Tür lehnen vor Anstrengung. Krass, denke ich, ganz schön schwer die Koffer. Aber schon im nächsten Moment denke ich was ich hier eigentlich VOR meiner Wohnung mache wenn ich doch auch IN ihr verschnaufen könnte und öffne mit einem freudigen Grinsen die Tür. Wahnsinn, mein EIGENES ZUHAUSE! Ich knipse das Licht im Flur an und schleppe erst Mal alle Koffer nach drinnen um endlich die Tür zu schließen. Den einen trage ich ins Bad, den anderen in die Küche und zwei davon nach oben ins Schlafzimmer. Ich mache überall Licht und erlebe eine Euphorie wie schon lange nicht mehr. Lachend lasse ich mich auf mein Kingsizebett fallen und atme tief durch "Wohow!!", Schreie ich in die Stille der Wohnung verstumme aber gleich wieder als mir bewusst wird, dass es bereits nach 22 Uhr ist. Ich krame mein iPhone und dessen Ladekabel aus meiner Tasche und stecke es neben meinem Bett. Sobald es geladen ist werde ich meine Eltern anrufen aber jetzt muss ich erst mal meine Koffer auspacken.
Ganze zwei Stunden später bin ich endlich fertig und verstaue die leeren Koffer in meinem großen Schrank. Ich bin völlig erschöpft und müde. Eigentlich will ich nur noch schlafen aber da ich es hasse verschwitzt und schmutzig ins Bett zu gehen beschließe ich nach dem Telefonat mit meiner Familie Duschen zu gehen. Ich setze mich ins Wohnzimmer, knipse den Fernseher an und wähle die Nummer von meinen Eltern: "Marie?", "Hallo Mama! Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich gut angekommen bin und hier alles in Ordnung ist.", ich spüre sie auf der anderen Seite der Leitung lächeln "Das freut mich für dich. Deine Schwester schläft schon und Papa hat Nachtschicht ich werde Grüße sagen.", mein Vater arbeitet als leitender Oberarzt und hat daher öfters mal Nachtschichten und Lucy muss morgen natürlich zur Schule. Ohne meinen morgendlichen Kaffee den ich ihr sonst immer gemixt hatte. Es war einfach nur eine andere Mischung, ich hatte ihr gezeigt welche. "Das ist okay Mama. Du klingst ebenfalls müde.", sie lacht kurz "Ja ich bin ziemlich fertig. Heute war ein anstrengender Tag in Wien.", ich lächel "Essen macht es einem auch nicht leicht. Ich habe am Anfang kaum ein Wort verstanden und muss mich wirklich an den Dialekt gewöhnen.", ich äffe den Taxifahrer so gut ich kann nach und schmücke es aufs köstlichste aus während meine Mutter nur lacht. "Mom ich glaub ich geh jetzt auch ins Bett es ist 1:34 Uhr in der früh.", "Mhm...schlaf gut mein Engel.", "Gute Nacht Mama.", damit lege ich auf und lasse meinen Kopf auf meinen Schoß sinken. Müde, schlafen, Bett. Ich will gerade aufstehen und Duschen gehen als mein Handy vibriert. Whatsapp: Lucy. Wieso ist Lucy noch wach? Ich lese ihre Nachricht: Hey Schwesterlein, ich hoff mal du bist gut angekommen :) hdl gute Nacht <3
Ich antworte ein: Ja bin gut angekommen. Gute Nacht.
Endlich Duschen und dann schlafen. Völlig übermüdet steige ich unter die Dusche und genieße das warme Wasser und die Ruhe. Zehn Minuten später liege ich im Bett und knipse meine Nachttischlampe aus. Irgendwie schon ein komisches Gefühl so ganz allein im Bett zu liegen. Aber die Müdigkeit siegt und ich schlafe im nächsten Moment ein.

M&MWo Geschichten leben. Entdecke jetzt